Das Polizeirevier 13 in einem der kriminellsten Vierteln von Los Angeles steht kurz vor der Auflösung. In der letzten Nacht werden dort noch drei Schwerverbrecher in den Gefängniszellen untergebracht. Währenddessen tötet eine Straßengang während eines Vergeltungszuges ohne Skrupel ein kleines Mädchen. Einer von den Killern wird vom rachsüchtigen Vater des Kindes zur Strecke gebracht. Dies ruft die Kumpane des Killers auf den Plan, die den bedauernswerten Mann gnadenlos verfolgen. Der kann zwar in besagtes Revier fliehen, doch dieses gibt schon bald keine Sicherheit mehr. Nur wenig später haben sich die Feinde auf eine unbestimmte Zahl erhöht, die mit Kamikaze-Aktionen in Precinct 13 einzudringen versuchen. So bleibt den darin Ansässigen unter der Führung von Lieutenant Bishop keine andere Wahl als sich mit den Verbrechern zu verbünden, wenn sie die Nacht überleben wollen...
Ein Frühwerk von John Carpenter. Nach dem Erfolg seines von Kubricks wichtigen Werken „2001“ und „Dr. Seltsam“ beeinflußten Erstlingswerks „Dark Star“ (1973), das - als Abschlußarbeit seines Filmstudiums an einer kalifornischen Universität mit extrem kleinem Budget entstanden - bald zur großen Überraschung zu einem Kultfilm unter Science-fiction-Fans avancierte, folgte drei Jahre danach „Assault“, wiederum eine Hommage an den Howard-Hawks-Westernklassiker „Rio Bravo“ von 1959, was man schon daran sieht, daß Carpenter seinen Namen in der Kategorie „Schnitt“ verschweigt und als Pseudonym „John T. Chance“ angibt - dies war John Waynes Rollenname eben in „Rio Bravo“. Am auffälligsten zitiert der damals erst 28-jährige sein Vorbild im Motiv der Belagerung: Ein Polizist und zwei Sekretärinnen (sowie der Vater, der jedoch bis zum Ende des Films ob des Todes seiner Tochter nur noch ein Häufchen Elend darstellt und somit als Verbündeter wegfällt) müssen sich notgedrungen mit zwei Schwerstkriminellen (einer von ihnen stirbt relativ früh innerhalb des Plots) zusammentun, um „ihr“ reichlich unsicheres Polizeirevier gegen eine namenlos und zumeist nur schemenhaft bleibende Bande in drückender Überzahl zu verteidigen, die ohne Rücksicht auf Verluste bis zum bitteren Ende die Mordtat des Vaters rächen will. Eine Ausgangslage, die Carpenter sehr zu reizen scheint, da er sie auch in den folgenden Jahren in Filmen wie „The Fog“, „Halloween“, „Die Fürsten der Dunkelheit“ oder auch „Ghosts of Mars“ immer wieder zum Hauptthema machte.
In „Assault“ wandte er jenes Thema das erste Mal an - und das sehr erfolgreich. Charakteristisch für Carpenter baut er diesen Actionthriller erneut langsam auf, läßt sich alle Zeit der Welt, um von Anfang an eine furchteinflößende Atmosphäre zu kreieren. Drei Handlungsstränge gilt es, glaubhaft zu verknüpfen: Lt. Bishop wird als frischgebackener Polizist ins in ein paar Stunden geschlossene Polizeirevier beordert, der Gefangenentransporter wird dort zu einem Zwischenstop gezwungen, weil einer der Verbrecher stetig vor sich hin hustet und eine Gefahr der Ansteckung gegeben ist - und zu guter Letzt der tragischste Handlungsstrang rund um den Vater, der eigentlich mit seinem Kind auf dem Weg zur Mutter ist, aber zur falschen Zeit am falschen Ort ist: Während er eine Telefonzelle aufsucht, kauft sich die Tochter ein Eis und wird dabei von einer Gruppe kaltblütig erschossen, die gerade einen Rachefeldzug durch die Straßen von L.A. absolviert, da einige Bandenmitglieder in der vergangenen Nacht von Polizisten umgebracht wurden. (Eine enorm intensive, hierzulande lange Zeit zensierte Szene, die völlig unerwartet kommt, darüber hinaus aber sehr eindrucksvoll die menschenverachtende Grundhaltung der Straßengang manifestiert. In den wenigsten Fällen mußten bis dato Kinder als Todesopfer hinhalten, hier geschieht es. Sehr aufrüttelnd, dieser Moment.) Der Vater, blind vor Wut, tötet daraufhin den Mörder, zieht sich dadurch allerdings den Zorn der übrigen Verbrecher zu und rettet sich nach einer atemlosen Verfolgungsjagd ins Revier, wo alle drei in etwa gleich gewichteten Teile zusammenfinden.
Um die Ausweglosigkeit der Heldenfiguren noch zu verstärken, rufen die anfänglich drei Verfolger des Vaters Dutzende von Kameraden zusammen, zerschneidet die Straßengang die Stromkabel, befindet sich das Gebäude ziemlich weit entfernt von der Zivilisation - mit Hilfe ist also nur schwerlich zu rechnen. Durch die weitestgehende Beschränkung (Ausnahme: kurze Zwischensequenzen, in denen zwei Bullen - durch einige Notrufe auf den Plan gerufen - durch die menschenleere Gegend um Precinct 13 herum fahren und lange Zeit vergeblich nach auf eine Schießerei hindeutenden Anhaltspunkten suchen) auf jetzt nur noch einen Schauplatz kommt die Atmosphäre noch mehr zur Geltung, insbesondere die Idee, die sich zusammenrottenden Feinde nur aus der Totalen zu zeigen, ohne daß deren Gesichter erkennbar sind, entwickelt sich zur großen Trumpfkarte. Dadurch bekommen die Bösewichter fast einen unwirklichen, noch unheimlicheren Anstrich. Selbst als sie durch die Revierfenster steigen wollen, bleiben ihre Gesichter fast immer im Dunkel. (Erst im Finale werden einige Gestalten deutlich.) Völlig klar, daß Bishop (sehr gut: Austin Stoker) und den beiden Sekretärinnen Leigh (Laurie Zimmer) und Julie (Nancy Loomis) bei einer solchen Übermacht nichts anderes übrigbleibt, als die Gefangenen Wilson (gut: Darwin Joston) und Wells (Tony Burton) mit in ein Boot zu holen. Fünf sind besser als drei!
Parallel zu den z.T. höchst spannenden Vorgängen in dem und um das Gebäude werden uns die wesentlichen Figuren nähergebracht. Wilson, offiziell ein Massenmörder (mehr Hintergründe verrät das Skript gar nicht), dafür aber zutiefst sympathisch, entpuppt sich als Menschenfreund, der Bishop sehr dankbar dafür ist, daß der ihm durch den Entschluß, ihn und seinen schwarzen Kumpel aus den Zellen zu holen, das Leben gerettet hat; Bishop hingegen als noch etwas grüner, aber besonnener und engagierter Cop bringt die nötige Menschlichkeit in seinen Job - und Wells, ewiger, aber im Grunde liebenswerter Verlierer. Drei Figuren, mit denen man nur allzu gern mitfiebert. Einzig Leigh fällt da ein bißchen ab, weil sie von Laurie Zimmer nicht mit Leben gefüllt werden kann, da diese den kompletten Film über mit dem selben kalten Gesichtsausdruck ausdruckslos über die Runden zu kommen versucht.
Nach einem mißglückten Fluchtplan und auf ein Trio dezimiert, müssen die Überlebenden in ihrer Verzweiflung einen weiteren Ausweg aus ihrer lebensgefährlichen Situation suchen, zumal die Munition sich dem Ende entgegenneigt und sich die Anzahl der Verbrecher trotz hoher Verluste nicht zu verringern scheint. Das Finale erweist sich dann noch einmal als hochspannend, auch wenn es etwas kurz geriet.
Wenn man denn meckern möchte, dann vielleicht deshalb, weil sich der Nebenplot rund um die Rettung in Form der beiden, oben genannten Polizisten sehr zufällig auflöst (Blutstropfen, die von einem beim Einbruchsversuch ins Revier ums Leben Gekommenen stammen, der zuvor von einem seiner Kumpane als Elektriker an einen Strommast gebunden wurde (!), und auf das Autodach kullern, somit die Existenz einer Verbrecherbande in diesem Bezirk beweisen). Zugegeben, eine nette Idee, die auf mich aber unglaubwürdig wirkt.
Der Bodycount des Films ist nicht unerheblich, aber der Verzicht auf übertrieben blutige Effekte (bis auf einige unspektakuläre Einschüsse und der oben erwähnte, erstaunlich brutale Tod des Mädchens fließt recht wenig Blut) zugunsten einer kribbeligen Atmosphäre fällt sehr positiv auf - wie auch der einmal mehr von Carpenter per Synthesizer komponierte ohrwurmverdächtige und dabei doch so simple Soundtrack, welcher ganz nach Carpenters Prinzipien fast über die komplette Handlung läuft, an einigen Dialogstellen meines Erachtens jedoch unpassend eingesetzt wird.
Fazit: Ein mit günstigen Geldmitteln hergestellter, düsterer und nicht unrealistischer B-Action-Klassiker, in dem Carpenter bereits sein Talent überdeutlich durchschimmern läßt. Schnörkellos, aufs Wesentliche beschränkt in Szene gesetzt und mit überaus sympathischen Darstellern besetzt. Ein rundum gelungener Film, wie er sein sollte. Dabei sollte die große Zeit des Regisseurs erst noch kommen...
GESAMT: 8/10