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Um die Explosion zu illustrieren, mit der sich Anfang der 70er Jahre das Blaxploitation-Kino auf den Leinwänden ausbreitete, eignet sich „Coffy“ im Grunde weit mehr als sein bekannteres, filmhistorisch intensiver diskutiertes Schwesterwerk „Foxy Brown“, das im Direktvergleich regelrecht zahm erscheint; eben so, als sei es für einen noch breiteren Markt domestiziert worden. Das deutsche Titelgefüge „Die Raubkatze“ trifft des Pudels Kern jedenfalls ziemlich mittig, sowohl was die mutmaßlichen Absichten von American International Pictures angeht, als auch was den reißerischen Charakter dieses skizzenhaften Selbstjustiz-Actioners betrifft, der auch heute noch so haptisch-markant herüberkommt wie die Maserung des Schafts der doppelläufigen Schrotflinte, mit der Pam Grier schon früh im Film ein erstes blutiges Ausrufezeichen setzt.

Alles dreht sich spürbar nur darum, Coffy als neue schwarze Heroine in den Köpfen des Publikums zu verankern. Zwischen kaffeebraun und sargschwarz müht sich der Film, seiner Titelfigur sogar eine eigene Nische im Farbspektrum zu reservieren. Wie oft kommt es schon vor, dass selbst der Soundtrack nicht genug von ihrem Namen bekommen kann und ihn über mehrere Stücke hinweg verehrt? Roy Ayers dichtet nicht bloß im jazzig-funkigen Opening Track darüber, wie sich ihre Hautfarbe auch auf die Welt abfärbt, in der sie lebt, nein, im Grunde kann er sich über die volle Laufzeit kaum vom Wohlklang ihres Rufnamens lösen.

Unverhohlen sympathisiert „Coffy“ mit der Idee des Vigilantismus. Der Krankenschwester, die in ihrem Beruf eigentlich Leben rettet, gewährt es das Drehbuch sogar in einer frühen Szene, offen mit einem befreundeten Polizisten die Verachtung für die Dealer- und Fixerszene zu erörtern und keinen Zweifel zu lassen an ihren Absichten. Für eine schwarze Bevölkerung, die bis in die 60er Jahre hinein nicht wie heute latent, sondern noch ganz offen unterdrückt wurde, müssen solche Szenen, obgleich sie aus finanziellem Kalkül weißer Produzenten heraus entstanden, wie ein Befreiungsschlag gewirkt haben.

Jack Hill läge dabei nichts ferner, als dem Gegenschlag der Unterdrückten auch nur in irgendeiner Form die Zügel anzulegen. Wenn Pam Grier einmal loslegt, dann wie eine Furie und ohne jede Furcht vor kratzbürstigen Catfights, am besten im möglichst schicken Ambiente, damit das soziale Gefälle entsprechend kontrastreich auf der Leinwand abgebildet werden kann. In einigen Momenten scheint es dem Film darum zu gehen, zu beweisen, dass in den 70ern keine Frau einen BH trug und man nur mit einem Ruck die Bluse aufreißen müsse, um seine These zu verifizieren. Noch im gleichen Atemzug wird Gangstern und Kriminellen auf schillerndste Weise der Garaus gemacht – nicht einfach mit ordinären Kopfschüssen, sondern mit Formen von Sadismus, die mitunter eine Menge Stunt- und Trickarbeit erforderten. Bei allen Subtexten, die man durch den Job der Hauptfigur oder das Milieu, in dem sie aufräumt, nachträglich in den Film interpretieren konnte, ist „Coffy“ eben in dem Moment, als die Kamera läuft, nichts als ein waschechtes Exploitation-Flick, und zwar nicht gerade eines der zimperlichen Sorte.

Grier entwirft dabei nicht etwa eine Superheldin, sondern lediglich eine ungewöhnlich denkende Frau mit gewöhnlichen Mitteln, die sich in so mancher Situation in die Bredouille bringt und deren Pläne nicht immer wie gewünscht aufgehen. Einen Großteil ihrer Schwächen, aber auch Stärken bezieht sie dabei aus dem Milieu, dem sie entstammt und das letztlich ihr Handeln bestimmt. Die Ambivalenzen beschränken sich aber beileibe nicht ausschließlich auf die Protagonistin, sie breiten sich gemäß des Opening Tracks auf die gesamte Umwelt aus. Vielleicht brauchte es gerade einen unbelasteten Regisseur wie Hill, einen Weißen ohne unmittelbaren Bezug zu Rassenthemen, um diese am Ende derart kompliziert bebildern zu können… und das in einem Rache-Actioner, dessen Antriebe primitiver kaum sein könnten.

Das hat ihn bis heute, so paradox es in Anbetracht der kommerziellen Absichten hinter seiner Realisierung erscheinen muss, zu einem authentischen, weil unverstellten Zeitdokument reifen lassen, das sein Quasi-Remake/Sequel „Foxy Brown“ nur noch in abgeschwächter Form sein konnte. Tarantinos „Jackie Brown“ mag durch die Verwendung von Hauptdarstellerin, Motiven und Teilen des Soundtracks dazu beigetragen haben, „Coffy“ auf die Meta-Ebene des Kultfilmhimmels gehievt zu haben. Die Blaxploitation-Welle brach aber danach kaum je wieder näher mit dem Kamm am Asphalt.

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