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Sportfilme sind Formelfilme und wer mir da was anderes erzählen will, muß erst mal einen ausgraben, der anders ist. "Die Indianer von Cleveland" sind die absolute Bestätigung so einer Formel, und zwar die alte Geschichte von den scheinbaren Underdogs, den Unfähigen und Ausgestossenen, die sich über alle Hindernisse hinwegsetzen und den ganz großen Sieg einfahren.

Damit wäre auch eigentlich schon inhaltlich das Wichtigste gesagt, diese Formel ist inzwischen totgeritten, und entweder sie funktioniert in einem Fall oder sie funktioniert nicht.
Abhängig ist das stets vom Gaggehalt des Drehbuchs und von den Sympathien für die Figuren. In beiden Fällen sind die Cleveland Indians ein Glücksfall.

Es ist nichts wirklich Neues, wenn man die bunte Zusammenwürfelung der Charaktere betrachtet, die sich hier zum letzten Gefecht sammeln: ein alternder Haudegen mit kaputten Knien, der für seine alte Liebe nie richtig erwachsen genug geworden ist, ein Farbiger mit schnellen Füßen und großer Klappe, ein leicht ruppiger Ex-Sträfling mit Mörderschlag, aber schlechten Augen, ein Voodoo-vernarrter Karibik-Hüne, ein Börsenspekulant usw.
Wenn die aber gut miteinander harmonieren und das tun sie hier, dann wird die Mischung rund. Man kann zwar nicht sagen, daß sich alles zu einer harmonischen Masse verbindet, aber die Regie weiß genau, was sie von wem und wieviel zeigen muß.

Das Erfolgsrezept dahinter: Folge de Geschichte, mag sie auch ziemlich dünn sein, aber erzähle sie in nötigen Häppchen, keine lange Tragik oder Dramatik, sondern flotte Abfolge von Gags und emotionalen Sprengseln. Und so werden über den ganzen Film hinweg Witze und optische Jokes eingestreut, wenn sich das Team gegen Anfeindungen, Gegner und die eigene Präsidentin zu wehren hat. Gelungen dabei die Ausgewogenheit: Tom Berenger (dessen Rolle von Paul Newman aus "Schlappschuss" geklaut wurde) hat die größten und erzählerisch interessantesten Anteile, Wesley Snipes sorgt mit flotter Lippe in kurzen Auftritten für Leichtigkeit, während Charlie Sheens leicht begrenzter Vaughn für die Kraft-Jokes zuständig ist.
Insgesamt ist es eine Traumbesetzung, die ohne Ausnahme gelungen ist, denn man gewinnt hier so gut wie jeden lieb. Ergänzt wird das mit einem schön knurrigen Trainer und Bob Uecker, der als Kommentator die Sportszenen zusätzlich verbal unterstreicht. So rollt die ganze Geschichte wie eine gut geölte Lok auf ein vohersehbares Ende zu, daß selbst bei einem bei uns so unbeliebten Sport wie Baseball, unglaublich dramatisch geworden ist und jedem noch einmal eine gute Szene einräumt.

Die Gags an sich schwanken zwischen intelligent und albern, zwischen Slapstick und Kuriositäten. Highligts sind sicherlich der Adventskalender und der selbstgebaute Whirlpool, Serranos Voodoo-Antics und die Wild-Thing-Show rund um Sheen. Auch das Training zu Beginn ist von skuriler Schönheit. Außerdem gibt's reichlich schöne One-Liner, die auch nach Jahren nicht ihre Wirkung verlieren, ohne das der Film in Albernheiten ersäuft.

Wie ausgewogen "Cleveland Indians" ist, zeigt die Bereitschaft, sich den Film immer und immer wieder anzuschauen, ein wahres Feel-Good-Movie für den ruhigen Abend. Meine uneingeschränkte Empfehlung. (8,5/10)

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