Nee, nicht so wirklich. Abwechslungsreich geht es auch bei diesem thailändischen Geisterhausfilm nicht zur Sache. Und es ist schon etwas länger her, dass mich Furcht erregende Asia-Finster-Fratzen bis zum nächsten Tag auf den Weg zur Arbeit verfolgt haben, weil sie plötzlich im Rückspiegel grummelten.
Eher werde ich Tante Bua beim nächsten Einkaufen vor der Kasse haben und mich wundern, warum die den Verkehr aufhält.
Aber der Reihe nach, denn dazu muss man wissen, wer Tante Bua ist.
Ins Haus von Tante Bua, die hier gleichzeitig eine kleine Druckerei unterhält, kommt Oui, deren Eltern erschossen wurden. Oui soll sich um ihren kleinen Neffen Arm kümmern, doch der Bengel sieht Gespenster. Oui glaubt ihm zunächst nicht, doch als ihre Pillen gegen Halluzinationen ausgehen, merkwürdige Geräusche aus der vierten Etage dringen und Tante Bua sich als ominöses Medium entpuppt…
…könnte der Streifen bitte ein wenig Fahrt aufnehmen, doch das tut er in sage und schreibe vier ganzen Szenen und ansonsten herrscht eine enttäuschte Erwartung gegenüber ordentlichen Schockeffekten vor.
Wer hier die typischen Figuren mit langen schwarzen Haaren und blutunterlaufenen Starrblickaugen zu sehen hofft, wird bis auf weiteres enttäuscht werden. Lediglich zwei Szenen zeigen das Gesicht eines Geistermädchens, das immerhin ordentlich mit Kunstblut verkleistert wurde – und das innerhalb einer Laufzeit von etwa 100 Minuten.
Stattdessen ertönen an und wann Stimmen, die wie aus einer Geisterbahn klingen, die wegen Besuchermangels eingemottet werden musste. Tiefstimmige Lacher mit viel Hall unterlegt und das ein oder andere Zischen, zudem wurde der Stimmenkulisse noch ein völlig unpassendes Löwengebrüll beigemengt, für das es nun gar keinen Bezugspunkt gibt.
Gruselstimmung will dabei überhaupt nicht aufkommen.
Das Geschehen an sich bietet auch kaum Temporeiches.
Oui leidet unter Flashbacks, sieht zeitweise den Killer ihrer Eltern, entlockt dem Jungen ein paar Geistertheorien, entdeckt Tante Bua im Orakeloutfit, und träumt, dass ihr ein Mitarbeiter der Druckerei die Kehle durchschneidet (der einzige Bluteffekt!).
Später landet man endlich in der vierten Etage, doch auch hier will sich kein Geistertreiben einstellen. Stattdessen serviert man uns einen in den Schrank pinkelnden Bengel, der sich wegen Flackerlicht nicht ins Bad traut (Tante Bua kann doch so was mit einem Besen richten…) und eine traumatisierte Oui, die zwischen Visionen, Halluzinationen und forschem Wissensdrang hin und her pendelt.
Bei alledem überrascht es wenig, dass die Geistererscheinung auf das vorherige Kindermädchen basiert, welches…nicht lange im Haus gelebt hat…
Da nimmt man im Verlauf mal ein Geisterwesen wahr, das sich auf der TV-Scheibe spiegelt, hört vielleicht auch einige wenige Knall-Sounds und sieht nicht zuzuordnende Beine durchs Bild huschen, - aber im Gesamtbild doch recht dürftig, wie eben das komplette Script, welches gegen Finale noch ein paar Unwegsamkeiten einstreut, die man auch nach dem Abspann durchaus hinterfragen kann.
Etwas sympathischer erscheint da das Zusammenspiel der Hauptfiguren Oui mit Neffen Arm.
Den beiden wurde eine ordentliche Charakterisierung verpasst, der den Wandel ihrer Relation nachvollziehbar werden lässt. Zudem ergeben sich ein paar niedliche Situationen, zwischen Annäherung, Fürsorge, Beschützen und gemeinsamen Versteckens.
Demzufolge hat Regisseur Ma-Deaw Chukiatsakwirakul wenigstens seine Darsteller ganz gut im Griff. Vor allem Alexander Rendel als Junge Arm zeigt hier ein recht natürliches Spiel, aber auch Pumwaree Yodkamol als Oui agiert angemessen (ist zudem recht niedlich, man wünscht ihr allerdings ein paar regelmäßige und kalorienreiche Malzeiten).
In Nebenrollen fungieren noch Amora Purananda als Tante Bua und Theeradanai Suwannahom als Fabrikarbeiter, die allerdings beide zum Overacting neigen.
Immerhin arbeitet die deutsche Synchro erfreulich professionell und gleicht darstellerische Ausraster angemessen aus.
Unterm Strich bleibt allerdings keine Gruselempfehlung.
Das Haus, in dem sich der überwiegende Teil der Handlung abspielt, kann überhaupt keine Atmosphäre erzeugen, die Jump Scares sind absolut rar gesät und die Stimmeffekte regen eher zum Schmunzeln an, da diese vorzugsweise wie Barbapapa mit Erkältung im Kölner Dom klingen.
Nur ein paar drollige Momente mit den Hauptfiguren bügeln die zahlreichen Schwachstellen ein wenig aus und vielleicht noch Tante Bua, die in Fachkreisen (…) eventuell das Zeug zur skurrilen Kultfigur hat.
Knapp
4 von 10