... in Kuba auf, um eine optimistische, teilweise enthusiastische Schilderung der Kubanischen Revolution zu liefern, die ihr zweijähriges Bestehen feiert. Daraus, dass er eine provozierende Gegeninformation zur in Frankreich vorherrschenden Berichterstattung liefern wollte, macht er keinen Hehl: Vertreter der katholischen Kirche, die Castro kritisierten, zeigt er als Freunde Francisco Francos, er stichelt in der Wunde des Algerienkriegs, verweist auf die 'Exclusively for Whites'- & 'Whites only'-Schilder in den Kolonien - die öffentliche Meinung, die ein Unrecht ignoriert und ein anderes anprangert, scheint höchst willkürlich & fragwürdig zu sein und scheinbar lässt sich alles auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Dementsprechend konzentriert sich Marker auch nicht auf - zB. - die von Raúl Castro angeordneten Erschießungen mehrerer gefangener Soldaten aus dem früheren Batista-Regime, sondern wirft einen Blick auf die positiven Errungenschaften der Kubanischen Revolution, stellt Fidel Castro in einem großen Interview-Teil Raum zur Selbstdarstellung zur Verfügung, zeigt Aufnahmen der Jubiläumsfeier und feiert das Debakel in der Schweinebucht im April 1961. Nichtdestotrotz lässt er es sich nicht nehmen, auch den Personenkult um Castro zu thematisieren, indem er Ausschnitte aus 'Robin Hood'-Filmen und Auftritte der 'Heiligen Drei Könige' bei Weihnachtsfeierlichkeiten in ironisch kommentierender Absicht in seinen Film montiert.
Dennoch war die radikale Abweichung von üblichen Kuba-Berichten zu groß: in Frankreich wurde der Film mit einem Verbot belegt und kam zwei Jahre lang nur im Rahmen privater Vorführungen zum Einsatz - und in Deutschland erlaubte sich das ZDF großzügige Eingriffe in die Montage und in die Kommentarspur, um den Film radikal sinnentstellt als "Die verkaufte Revolution - Castros Verrat an Kuba" auszustrahlen. Jahre später war es schließlich Chris Marker selbst, der seinen Film angesichts der politischen Entwicklung nicht mehr zeigen lassen wollte.