Review

Die Ankündigung eines neuen van Damme Streifens ließ die Fan Gemeine Anfang 2004 aufhorschen. Was erwartete uns da wieder für einen C-Trash, wird sich mancher gedacht haben, wurde der 80er Fan von seinen Helden in den letzten Jahren doch eher enttäuscht. Mein Aikido Freund "Steven Seagal" wird immer dicker, lässt sich bei seinen wenigen Handkantenschlägen gleich mit doublen und dreht neuerdings seine Filme im ehemaligen Ostblock, die seit dem guten "Exit Wounds" aus dem Jahre 2001 wegen akuter Trashgefahr eigentlich boykottiert werden müssten. Der Held meines Vaters "Chuck Norris" könnte mein Opa sein und Mister Michael "Night Hunter" Dudikoff dreht Filme mit einer als U- Boot Kulisse dienenden Tauchglocke und Plastikcomputeranzeigen. Naja van Damme war neuerdings auch nicht besser und kennt sich ja mit Plastikkulissen seit "Derailed" wunderbar aus. Sein letztes Werk "In Hell" war für mich auch nicht der Renner. Keine Moves, keine Machosprüche und dazu ein nicht funktionierendes Drehbuch, denn den ernsten Schauspieler nimmt ihm bis dato niemand ab. Da fragt man sich, was ist so schwer einen guten Film zu drehen, den die Fangemeinde lieben wird. Ein paar Bambushütten und 50 böse Typen die van Damme nach der Reihe alle umkicken darf können ja nicht die Welt kosten. Auch die Gema Gebühr für paar coole 80er Tracks dürften mit einem Hunderter realisierbar sein, aber nein man steckt lieber zig Millionen in komische TV Explosionen á A-Team und Pappzüge. Bei all den Enttäuschungen versteht es sich von selbst, dass der "van Damme" Fan skeptisch bleibt. Selbiger hat nun in seinem neuen Streifen die Rolle des "Ben Archer" inne, ein von der Kriminalität müde gewordener Clubbesitzer und Gangster, der sich zukünftig nur noch um seine Familie kümmern will. ( Wahrscheinlich ist der Regisseur Star Trek Fan, anders kann ich mir die Namens-Symbiose aus Benjamin Sisko und Jonathan Archer nicht erklären. ) Archers Frau eine Sozialarbeiterin bringt ein junges chinesisches Mädchen mit nach Hause, welches die Polizei in einem Flüchtlingscontainer aufgegriffen hat. Deren Vater, ein Triadenboss namens "Sun Quan", ist schon auf der Suche und wird bald bei Archers fündig. Brutal tötet seine Bande dessen Frau und deren Eltern. Archer selbst kommt zu spät und wird zum Punisher, nein kleiner Scherz, er schwört bittere Rache.

Nach 90 Minuten bin ich hin und hergerissen von diesem neuen Machwerk. Zu sehen bekommt man einen mehr als gelungenen B-Actioner, der sich von den in letzter Zeit gebotenen Streifen deutlich abhebt. Leider und das nehme ich vorweg kickt sich "van Damme" nicht durch den Film, sondern benutzt lieber seine Doppelwummen. Das empfand ich zu Beginn doch etwas störend sind doch meistens die Moves der eigentliche Grund sich solch einen Streifen anzugucken. Schauspielern konnte er sowieso noch nie, was soll also sonst einen "van Damme" Film tragen? Aber alles der Reihe nach. Der Film startet mit einem eigentlich untypischen Song, der auch aus einem James Bond Film hätte stammen können. Danach der 1. Auftritt unseres Helden. Alt ist er geworden, ja leider sieht man ihm an, dass er über 40 ist. Zum Glück versuchte man aber nicht ihn künstlich mit hippen Klamotten oder sonstigen lächerlichen Kostümen zu verjüngen und so empfand ich Anzug und Krawatte durchaus passend. Diese ernste und reife Austrahlung verhalf im auch zu dem, was er bisher nie schaffte. Gut eine Oscarnominierung als bester Schauspieler wird er nie bekommen, aber er verkörpert hier glaubhaft die Rolle des liebenden Ehemanns und auch der Verlust seiner Frau nimmt man ihm 100% ab. Ich ertappte mich sogar dabei eine ernstgemeinte Träne zu vergiessen. Das ständige Wechselbad der Gefühle zwischen Verzweiflung am Tod seiner Frau und Hass auf die Mörder wird ebenfalls respektabel dargestellt. Ging mir das Geheule in "From Hell" tierisch auf die Nerven, hätte man sich hier auch damit anfreunden können nur ein gutes Drama vorgesetzt zu bekommen. Nun zum Glück werden jetzt einige denken kommt es aber anders. Mit Hilfe seiner Connections aus früheren Tagen ballert er sich anschließend bis zum Oberboss durch und was die Brutalität angeht, da freue ich mich schon auf die Freigabeschnitte der FSK. Geboten werden diverse Shoot Outs, Messerattacken und nicht zuletzt eine Bohrerszene, die auch locker in einen Splatter Film passen würde. Negativ fallen die sehr wenigen Kampfsportszenen auf, vor allem van Damme selbst kommt da sehr selten zum Zug. Dabei glaube ich nicht einmal, dass er es nicht mehr beherrscht, denn nach wie vor erscheint er ganz im Gegensatz zu Schwabbelbacke Seagal durchtrainiert und seine 2 kurzen Moves können sich sehen lassen. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dann macht es sogar richtig Spass, wenn er seine 2 Wummen zieht und mit von einem fetzigen Score untermaltem bösen Blick ( hier fehlt nur der sonst übliche Schrei ) losballert. Der Plot an sich ist natürlich auch nicht das Gelbe vom Ei und so zieht sich der Film von einer Action Szene zur nächsten doch ein wenig. Etliche Zeitraffer Einstellungen sollen das Ganz wohl kaschieren um die 90 Minuten voll zu bekommen, mich hat das schon bei den neuen Seagal Streifen eher genervt. Blass bleiben leider auch die Nebencharaktere einmal auf Archers Seite und einmal auch der Bösewicht "Sun Quan" selbst. Man erfährt nie richtig, was sie eigentlich tun, warum sie etwas tun vor allem fehlt oft deren Bezug zum Storyverlauf selbst. Wie soll ich also den Film bewerten? Klar ist, es ist "van Dammes" bester Film seit Jahren und auf jeden Fall sehenswert, jedoch fehlten mir die gewohnten Kampfsporteinlagen doch etwas, was für mich persönlich zu einem Punkt Abzug führt. So bleibt der Film im eigentlichen Sinne eine "The Punisher" Kopie und muss sich daran auch messen lassen. 7/10

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