Jean Claude van Damme hatte es in den vergangen Jahren wahrlich nicht leicht: Drogenprobleme, peinliche Fauxpas bei „Celebrities Uncensored” sowie ein unglückliches Händchen in Sachen Rollenauswahl ließen seine ehemals recht erfolgreiche Karriere stetig verblassen – dem selbstironischen Auftritt im Videoclip zu Bob Sinclairs „Kiss my Eyes“ konnte ich zwar noch ein Lächeln abgewinnen, doch sein beinahe-Einzug ins französische „Big Brother“-Haus markierte schließlich den absoluten Tiefpunkt. Im Endeffekt gelang es ihm seit dem 1996er „Maximum Risk“ nicht mehr, einen wirklich guten oder erfolgreichen Film auf den Markt zu bringen, auch wenn „the Savage“ einen Schritt in die richtige Richtung darstellte, da Regisseur Ringo Lam eine van Damme typische Story vorteilhaft um Elemente des Dramas erweiterte.
„Wake of Death“ heißt nun also sein neustes Werk, und im Vorfeld schien einiges darauf hinzudeuten, dass den „Muscles from Brussles” damit vielleicht gar ein Mini-Comeback (ähnlich dem des Kollegen Steven Seagal mit „Exit Wounds“) gelingen könnte – schließlich versprach der Trailer einen glatt sowie recht aufwändig und spektakulär inszenierten Action-Thriller. Tja, das Endprodukt kann die (recht hohen) Erwartungen tatsächlich (!) erfüllen – und trotzdem zog es der Verleih vor, den Film selbst in den USA „direct to Video“ zu schicken…
Die junge Chinesin Kim (Valerie Tain – „Chika´s Bird“) muss hilflos mit ansehen, wie ihr einflussreicher Vater Sun Quan (Simon Yam – „Fulltime Killer“) ihre Mutter kaltblütig umbringt, als diese ihn zu verlassen droht. Aufgelöst flieht sie aus dem Haus hinunter zum Hafen, wo sie sich auf eines von Quans Schiffen schleicht und unter eine Gruppe Asiaten mischt, die auf diese Weise außer Landes geschmuggelt werden sollen.
Im Hafen von L.A. angekommen, wird das Schiff gleich nach dem Andocken von der Einwanderungsbehörde geentert, welche die illegalen Einwanderer sofort in Gewahrsam nimmt. Mit der jungen Kim hat die Sozialarbeiterin Cynthia (Lisa King) jedoch Mitleid, worauf sie sie für die Nacht mit zu sich, ihrem Sohn und Ehemann Ben (van Damme) nach Hause nimmt. Als Kim ihnen von dem Schicksal ihrer Mutter erzählt, setzt sich Cynthia für sie beim zuständigen Richter ein, da man die Flüchtlinge eigentlich schnellstmöglich wieder abzuschieben gedenkt, worauf sie eine Woche zugesprochen bekommt, um den Fall genauer prüfen zu können.
Zwischenzeitig ist auch Quan in Los Angeles eingetroffen, um seine Tochter zu finden und einen weiteren Deal über die Bühne zu bringen, denn die Flüchtlinge waren eigentlich Drogenkuriere, welche die Ware in ihren Körpern ins Land schmuggelten. Um an Kim heranzukommen, tötet er Cynthia und deren Eltern, doch sie selbst kann mit Bens Sohn zu dessen Familie fliehen. Rasend vor Wut, macht sich Ben zusammen mit seinem Familienclan daran, Cynthias Mörder aufzuspüren und auszuschalten, doch als Quan dann noch einen Großteil von Bens Verwandten töten lässt und seinen Sohn entführt, um diesen gegen Kim auszutauschen, ist die Zeit der Vergeltung vollends angebrochen…
„Wake of Death“ bietet im Endeffekt alles, was das Herz eines Actionfans begehrt: Explosionen, Kämpfe, blutige Shoot-Outs, rasante Verfolgungsjagden sowie eine gradlinige Story, verpackt in einer stilvollen modernen Inszenierung mitsamt interessanter Perspektiven und geschmeidigen Kamerafahrten. Fast kann man von einem „klassisch“ in Szene gesetzten Film sprechen, denn abgesehen von den zeitgemäß kühlen Farbtönen präsentiert sich gerade die Action eher traditionell – es gibt beispielsweise keinen Einsatz von „Wire Work“, Kämpfe und Schießereien sind hart, schnell und direkt. Erwähnenswert sind auch die Härten, die deutlich über blutige Einschüsse hinausgehen – mal unnötig (wie wenn einer vom Mast eines Schiffes fällt, er vorm Aufprall auf dem Deck noch einem Stahlträger begegnen muss), mal lang, effektiv und unangenehm (Folterverhöre mit einer Bohrmaschine können extrem schädlich für Knochen, Gewebe und Gelenke sein).
Schwachpunkt des Films ist auf jeden Fall leider die Story, die zwar gradlinig, aber auch unkreativ und vorhersehbar ist: Man bekommt rein gar keine neuen Elemente geboten – es handelt sich einfach um eine lineare Rachegeschichte. Wie oft hat man die Vergeltung für ein getötetes Familienmitglied schon gesehen, wie oft waren die Triaden die eiskalten, Heroin schmuggelnden Bösen, die mit korrupten Elementen der Behörden zusammenarbeiten? Selbst die Aspekte des knallharten Familienclans, welche mir persönlich sehr gut gefielen, kennt man aus vergleichbaren Werken wie „Next of Kin“. Ebenfalls schade, dass Simon Yam als Gegenspieler zwar gnadenlos, jedoch nicht charismatisch daherkommt – eine etwas reichhaltigere Rolle hätte den Gesamteindruck noch verbessert. Die Eröffnungssequenz, welche u.a. die Vorwegnahme einer entscheidenden Verfolgungsjagd beinhaltet, empfand ich zum Teil als unglücklich gewählt – hätte man sie ausschließlich auf Jean Claudes versteinerte Miene beschränkt, wäre sie wesentlich effektiver ausgefallen.
Ich hätte es im Vorfeld zwar nicht gedacht, doch ich muss tatsächlich gestehen, dass van Damme tatsächlich eine recht gute schauspielerische Leistung abliefert: Die Szenen, in der er seine ermordete Frau entdeckt sowie im Wohnzimmer um sie weint, gleiten nie ins peinliche ab, sondern vermitteln echten Schmerz. Als er wenig später Kim zu den Ereignissen befragt, und sich Wut und Trauer vermischen, war ich von seiner Ausdruckskraft ehrlich beeindruckt. Oscar-Kandidat wird der Belgier sicher trotzdem nicht mehr, doch er hat schon eine weite Strecke seit seinen Anfängen im Geschäft zurückgelegt.
Zugegeben: Für eine Kinoauswertung ist „Wake of Death“ nicht wirklich gehaltvoll, spektakulär oder aufwändig genug, um sich gegen Produktionen von Bruckheimer oder Joel Silver durchzusetzen, doch einige Actionfans hätte der Film bestimmt trotzdem in die Kinos gelockt – nur vermutlich nicht genug, was aller Wahrscheinlichkeit nach erst recht auf „Kumite“, van Dammes nächste Arbeit, zutreffen wird. Für einen unterhaltsamen Videoabend ist dieser von Regisseur Philippe Martinez („Citizen Verdict“) professionell umgesetzte B-Film jedoch genau richtig.
Fazit: „Wake of Death“ ist ein knallharter, gut inszenierter Action-Thriller, mit dem van Damme eindrucksvoll beweist, dass er noch nicht zum „alten Eisen“ gehört …
8 von 10.