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Es steht nicht gut um unsere Actionhelden vergangener Tage. Ihre Anführer Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger haben die Notbremse gezogen und sich inzwischen fast komplett, bevor sie ihren Ruf völlig ramponieren, aus dem Filmgeschäft zurückgezogen,. Der nur selten aus ihren Schatten tretende Rest müht sich nun schon seit Jahren im B-Bereich ab, um wenigstens einigermaßen über die Runden zu kommen. Dolph Lundgren versucht, inzwischen sogar als Regisseur, mit Minibudgets von durchschnittlich 5 Millionen in Osteuropa (zumeist für „Nu Image“) ansehbare Ware zu produzieren ( „Retrograde“ wurde bisher nur in Russland veröffentlicht, für „The Defender“ gibt es nicht mal einen Releasetermin). Steven Seagal dreht zwar fleißig am Fließband, liefert dabei, weil er übergewichtig und völlig außer Form ist, nur abgeschmackte B-Kost ab. 2005 wollte er mit dem von Sonys Tochterfirma Screen Gems produzierten „Into the Sun“ sein Kinocomeback feiern, doch der Plan wurde inzwischen zugunsten einer Direct-to-DVD-Veröffentlichung verworfen. Michael Dudikoff hingegen, der eh nie über B-Niveau hinaus kaum, hat es, genau wie Chuck Norris (inzwischen auch schon 64), scheinbar aufgegeben sich durch Videothekenware zu prügeln.
Bleibt noch Jean-Claude Van Damme, der sich spätestens nach „Derailed“ im Kaffeesatz des B-Milieus wiederfand, mit „The Savage“ allerdings klar zeigte, dass mit ihm noch zu rechnen ist.

Das aufstrebende B-Studio „BauerMartinez“ (engagiert z.Z. u.a. Armand Assante, Dennis Hopper, Dolph Lundgren, Christopher Lambert) zeigt sich für Van Dammes neusten Streifen „Wake of Death“ verantwortlich. Nachdem der zunächst wieder als Regisseur vorgesehene Ringo Lam (u.a. „Replicant“ , „The Savage“) kurz vor Drehbeginn aufgrund von Differenzen das Projekt verließ, Produzent Philippe Martinez bereits nach zwei Wochen Regisseur Cess Silvera verschliss und sich selbst auf den Regiestuhl setzte, war beim wartenden Fan Skepsis angebracht – unbegründet.

Ein Budget von 24 Millionen Dollar stand dem Film zur Verfügung und das reichte aus um „Wake of Death“ über das Niveau einer 08/15-B-Produktion zu hieven. Denn es wurde in Südafrika gefilmt, wo die Produktionskosten bei weitem geringer als in Amerika ausfallen ergo mit 24 Mille viel mehr anzufangen ist.

Ganz in der Tradition diesjähriger Revenge-Streifen wie „Kill Bill“, „The Punisher“, „Walking Tall“ oder „Man Fire“ kommt „Wake of Death“ daher. Ben Archer (Jean-Claude Van Damme) plant seinen Ausstieg aus der Unterwelt von Los Angeles. Der Discothekenbesitzer ist nach 20 Jahren seines Jobs müde und möchte nun endlich ein normales Leben mit Frau und Kind führen. Als seine Frau Cynthia (Lisa King), Angestellte bei der INS (Immigration and Naturalization Service), die kleine illegal eingewanderte Kim (Valerie Tian) bei sich aufnimmt, ahnt sie nicht, dass die Kleine die Tochter des Triadenbosses Sun Quan (Simon Yam) ist. Der will natürlich seine Tochter wieder, allein wie sie gesehen hat, wie er ihre Mutter ermordete und reist umgehend in die U.S.A.. Als Cynthia Kim zu ihren Pflegeeltern bringt, lässt er kaltblütig Cynthia wie Pflegeeltern töten. Klar, wie der wenig später eintreffen Archer auf das Massaker reagiert, oder?

Jean-Claude Van Damme, auch wenn im Gesicht merklich gealtert, setzt hier den in „The Savage“ begonnenen Trend fort und schauspielert. Im Rahmen seiner beschränkten Möglichkeiten liefert er eine beindruckende Performance als wütender und trauriger Witwer ab. Ich will damit nicht sagen, dass der eine Oscar-reife Darbietung aufs Parkett liegt, von seinem unfreiwillig komischen und gestellt wirkenden Auftritten früherer Filme ist er jedoch meilenweit entfernt. Ja, so unglaublich es klingt, auf seine alten Tage fängt er an zu schauspielern. Wenn er mit der kleinen Kim interagiert, mit seinem Sohn „Streetfighter“ (Genau.... ;) ) zockt oder später weinend in seiner Wohnung sitzt, überkommt das Publikum weder das große Prusten noch ein mitleidiges Lächeln.
Fraglich ist dabei, in wie fern seine Konzentration auf das Schauspiel von seinen anderen Defiziten ablenken soll. Fakt ist jedenfalls, dass Van Damme in seinen letzten Auftritten seine Martial-Arts-Künste vermissen ließ und auch hier nichts davon zeigt.

Philippe Martinez zweite Regiearbeit ist in sofern gelungen, dass „Wake of Death“ in optischer Hinsicht überzeugen kann. Die Kameraarbeit erinnerte mich mehr als nur einmal an John Woos „Hard Target“. Man sollte jedoch von vorne herein an den Film mit der Erwartung gehen einen Thriller zu sehen zu bekommen, denn Action wird, bis zum finalen Showdown, weniger geboten. Wohl ein Zugeständnis an das Budget – lieber weniger und dafür professionell aussehende.

Denn was man hingegen zu sehen bekommt, das ist allerdings recht ordentlich. Die nächtliche Autoverfolgungsjagd ist mit schnellen Schnitten und Fastmotion aufbereitet, die Motorradjagd durch ein Einkaufszentrum hat ein paar spektakuläre Stunts zu bieten. Hin und wieder verlangt es dem Actionfan aber auch mal nach mehr. So wird Archers Ankunft am Tatort von Quans Handlangern zwar mit Blei quittiert, nur leider hat Archer die paar Jungs auch in Nullkommanix ins Jenseits befördert – gleiches gilt für seinen ungebetenen Besuch zu Hause. Sein späterer Rachefeldzug mit Schrotflinte durch einen Puff fordert, auch wenn einmal hübsch gesuppt wird, kaum Opfer, dafür entschädigt dann das Ende auf einem Frachter für vieles. Während der Endkampf enttäuscht und ein Mitstreiter Archers in einem blutigen, harten Kampf die bis dato vermissten Martial-Arts-Kampfkünste zeigt, verfrachtet Archer die Handlanger eher auf konventionelle Weise ins Jenseits. Dank einer agilen Kamera und kleinen Atmosphärepushern (Nebel, etc) ist das Finale dann auch das Highlight.

Bis dahin ist es jedoch ein steiniger Weg und damit kommt auch die Kehrseite der Medaille zum Vorschein: „Wake of Death“ hat Mühe auf die anvisierte Spielfilmlaufzeit zu kommen und streckt sich nach jeder Möglichkeit seinen Verlauf hinauszuzögern. Die Vorgeschichte in der Opening-Credit-Sequenz hätte man genau so gut in zwei Worten erklären können, Van Dammes nächtlicher Stellungskrieg (Die weiblichen Fans werden begeistert sein...) wird auch sehr ausführlich wiedergegeben und seine Trauer später in Zeitlupe präsentiert. Die Zeitrafferaufnahmen des Großstadtlebens sehen zwar nett aus, haben jedoch eigentlich gar keinen Sinn. Simon Yams Ankunft auf dem Flughafen wird so stilisiert, dass man mein meint, hier soll „Face Off“ übertrumpft werden – ganz zu schweigen von Yams späterer Morgengymnastik unter freiem Himmel. Oft hinterfragt man eine Szene nach ihrem Sinn, findet nur keinen.

Auch erzählerisch (Ja, ich weiß das hier ist kein Shakespeare) hinterlässt „Wake of Death“ nicht den besten Eindruck. Zu viele Lücken in der Handlung (beide Seiten wissen zu oft und zu genau, wo der Gegner sich gerade aufhält) und zu schwache Charaktere. Ben Archer ersucht seine kriminellen Freunde um Hilfe, doch warum helfen die ihm so bereitwillig? Da fehlt so ein bisschen die Freundschaft, das Bündnis zwischen Männern oder die langjährige Zusammenarbeit. Bens Helfer bleiben so schrecklich austauschbar und undurchsichtig, als dass zum Beispiel deren brutale Foltermethode nachvollziehbar ist. Letztlich wirkt „Wake of Death“ leider nicht wie aus einem Guss und da merkt man leider doch, dass da jemand erst seine zweite Regiearbeit ablieferte.

Trotz allem hat Jean-Claude Van Damme mit dieser Rolle wieder einen Schritt in Richtung Kinofilm gemacht. Ob man den sichtlich gealterten Actionstar für so was nochmal casten kann, wird wohl nächstes Jahr „Kumite“ zeigen. Denn dort wird er, auf Biegen und Brechen, wieder etwas von seinen Martial-Arts-Künsten zeigen müssen. Sollte seine hier gezeigte kämpferische Leistung alles gewesen sein, was der Belgier noch zu bieten hat, sehe ich für ein Comeback allerdings pechschwarz.

Seinen Fans sei gesagt, dass sie sich den neusten Film ihres Schützlings guten Gewissens und ohne große Vorbehalte anschauen können. „Wake of Death“ hat seine Schwächen vor allem im Drehbuch und schwachen Schnitt, während die Inszenierung, trotz ihrer Verspieltheit und den Bemühungen die Laufzeit zu strecken, für das Budget topp ist. Hätten die Autoren sich beim Verfassen des inkohärenten Drehbuchs mehr Mühe gegeben, den flachen Nebencharakteren nur etwas Leben eingehaucht und dem völlig verschenkten Simon Yam ein paar gute Szenen auf den Leib geschrieben, hätte hieraus, trotz des über weite Strecken herrschenden Mangels an Action, eine Perle draus werden können. Nun, für einen Start in den französischen Kinos scheint es immer noch zu reichen.


Fazit:
„Wake of Death“ ist nach „In Hell“ vor allem schauspielerisch ein weiterer Schritt Jean-Claude Van Dammes in die richtige Richtung. Nachdem er mit Streifen wie „Coyote Moon“ und „Replicant“ strauchelte und mit „Derailed“ schließlich umfiel, scheint er sich kontinuierlich wieder aufzurappeln und Steven Seagal wie Dolph Lundgren hinter sich zu lassen. So ganz kinoreif ist „Wake of Death“ nicht, denn der Plot offenbart einfach zu viele Schwächen, während die Actioneinlagen zwar einwandfrei choreographiert sind, in ihrer Anzahl jedoch enttäuschen. Produzent und Regisseur Philippe Martinez liefert somit einen, schick aussehenden, mitunter etwas zähen und gestreckten Thriller ab, aus dem ein erfahrenes Team mehr heraus geholt hätte.

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