Western in den Spätsechzigern führten zu Zeiten des „Sommers der Liebe“ und zahlreicher Revolutionen rund um den Globus meistens ein Schattendasein, während die Revolverfreunde lieber in die ganzen Italo-Western strömten, deren Radikalität ein Jahrzehnt das sonst ausblutende Genre am Leben erhielt.
Heute redet man oft von Edel- oder Spätwestern, was eigentlich nur besagt, dass in diesen Film einer oder mehrere der etablierten Hollywood-Stars sich die Ehre gaben, in einer zentralen Rolle aufzutreten, manchmal mit einem neueren, humanen Botschaft, bisweilen mit Humor gewürzt, manchmal aber standardisiert einfach nur auf das bekannte Gesicht vertrauend.
Zur Zeit von „MacKenna’s Gold“ war Gregory Peck auch schon icht mehr der Jüngste (er war Mitte fünfzig) und die leichte Steifheit der Gelenke merkt man dem Film leider dann auch an. Wie so viele Western dieser Zeit versucht man es auch hier mit einem fast maximal zu nennenden Staraufgebot, wenn auch bisweilen nur in Kleinstrollen, aber selbst das kann den Film nicht über den Standard heben.
Interessant wird der Film von Regieveteran J. Lee Thompson jedoch an dem Punkt, an dem man Parallelen zu bekannteren Abenteuerfilmen zieht, sogar bis hin zur Indiana-Jones-Welle. „Gold“ spielt nämlich zwar im Wilden Westen (irgendwo in der Wüste Neu Mexicos, gedreht allerdings in Utah und Arizona), ist aber im Grunde ein Abenteuerfilm, in dem das Goldfieber eine aufwändige – und verlustreiche – Suche auslöst.
Alles was man von so einem Abenteuer erwartet, ist tatsächlich enthalten: eine alte Legende, ein uralter Indianer, eine Schatzkarte, Gute und Böse, Liebe, Eifersucht, Verrat, ein mythischer Canyon voller Gold, böse Krieger die über den Schatz wachen und nicht zuletzt eine geheime Passage, die nur zu einer bestimmten Tageszeit von einem Felsenschatten angezeigt wird. Ach ja, und am Ende einen üblichen Abstecher in den Katastrophenfilm.
Wie man sieht könnte diese Romanverfilmung ein knackiges Filmchen abgeben, wenn, ja wenn man sich auf diese Elemente beschränkt hätte. Aber „MacKenna’s Gold“ soll nebenbei auch noch ein Extrem-Breitwand-Spektakel für das neue Feature „Super-Panavision“ sein, welches nicht nur ein beeindruckendes Bild liefert, sondern in einigen Sequenzen (Stromschnellen, Hinter-dem-Pferd-Hergeschleift-Werden) den Zuschauer in POV-Perspektive am Geschehen hautnah teilhaben lässt.
Ursprünglich als ein weiteres Cinerama-Event geplant, wurde das Vorhaben schlussendlich verworfen und man kürzte den gut dreistündigen Film auf knapp über zwei Stunden zusammen. Und lasst es euch gesagt sein, er ist immer noch deutlich zu lang.
Und auch die Bildqualität ist mehr als schwankend, denn neben der 65mm-Linse des Cinerama-Verfahrens verwendete man auch eine anamorphe 35mm-Kamera und blies das Format später auf, was zu körnigen Sequenzen führten, die nicht recht in den optisch poliert wirkenden Film passen wollen.
Aber so schön und imposant die ausgiebigen Schwenks über die monumentale Landschaft Utas und Arizonas auch ist, wird das immer wieder konterkariert durch deutlich erkennbare und sehr mäßige Rückprojektionen in vielen Reitszenen (und es gibt reichlich davon), unterbrochen von unangenehm auffallenden Studioaufnahmen bzw. Szenen, die deutlich erkennbar nachgebaut sind (etwa die „Pool“-Sequenz, die allein farblich extrem nach Studio schreit). Fast alle Dialogsequenzen entstanden im Studio und die Unterschiede sind frappierend.
Und wenn die Macher auch tatsächlich einen instabilen Canyon fanden, den sie am Ende fast komplett sprengen durften, so fallen doch zwischendurch immer wieder qualitativ deutlich schlechtere Miniaturnachbauten und Kleinset-Inserts unangenehm auf, am Schlimmsten ausgerechnet im finalen Zusammenbruch des Canyons, der eine Mischung aus dem Realsten und Gekünstelsten des Katastrophenfilms darstellt.
Die Kürzung einer guten Dreiviertelstunde brachte dann auch den generellen Plot ziemlich ins Schwanken, die episodische Struktur muss nun praktisch viertelstündlich von einem freundlichen Erzähler nacherklärt werden und der doch recht umfangreiche Cast muss in der Schlussfassung plötzlich von hier auf gleich in zwei kurzen Sequenzen brutal ausgelöscht werden, bis nur noch die Kerngruppe übrig bleibt.
Das ist schade, denn gerade die Gaststarcameos klingen verlockend: Burgess Meredith, Raymond Massey, Lee J. Cobb, Edward G. Robinson und Anthony Quayle geben sich die Ehre. Doch sie dürfen alle nur ein paar Sätze sagen und fallen dann dem ersten Angriff zum Opfer, eine verschenkte Möglichkeit.
Die Hauptrollen wiederum sind zwar oft im Bild, haben aber genauso Schwierigkeiten zu liefern. Peck muss eigentlich ständig nur zweifelnd oder wissend im Hintergrund stehen und gebetsmühlenhaft wiederholen, dass „da kein Gold ist“, während der unpassend gecastete Omar Sharif als Bandit Nr. 1 sich so zappelhaft und übertrieben chargierend gibt, als würde er „Anatevka“ im Wilden Westen neu inszenieren oder jeden Augenblick zu tanzen beginnen – in einer für einen Western geradezu außergewöhnlich bizarren Sequenz offenbart er seine Pläne für die Zukunft an Pecks Sheriff: als Millionär will er gern im Paris des „Fin de Siècle“ leben, mit Cut und Fliege. Man achte auf Pecks Augenbraue!
Daneben bleibt praktisch keine Luft mehr zum Atmen: Camilla Sparv hinterlässt keinen bleibenden Eindruck als Entführungsopfer; Telly Savalas spielt das, was er am besten kann in seiner kleinen Nebenrolle, nämlich einen Verräter; Ted Cassidy wiederholt seine Adams-Family-Rolle des „Lurch“ nur mit Apachen-Perücke und Julie Newmar gibt sich als impulskontrollgestörte Indianerin alle Mühe, mittels ihres Pos und ihrer Möpse den Film an sich zu reißen (was ihr meistens auch gelingt).
Also schlägt man sich als Zuschauer mit den Goldsuchern durch eine landschaftliche Odyssee, die selbst ein wenig unlogisch visualisiert wird, denn während immer wieder behauptet wird, dass der Canyon im Felswüstennirgendwo liegen soll und man tatsächlich auch dann an den Punkt kommt, wo diese Zone beginnt (es wird nochmals extra betont), kennt natürlich blitzfix erst eine Wüstenoase, dann reitet man wieder durch Grasprärie und durch viel waldiges Gelände, bis dann irgendwann mal wieder Wüste kommt.
Es gibt also viel zu entdecken in diesem mit Mängeln behafteten und zerschnittenen Film, der dennoch seine Reize hat, zumindest optisch ist er ein Musterbeispiel für die Experimente, mit denen man bemüht war, Spektakel zu liefern. Und einiges sieht wirklich beeindruckend aus. Ansonsten aber nur 5/10!