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Vietnam-Veteran John Rambo (Sylvester Stallone) wandert auf der Suche nach einem alten Kriegskameraden durch die USA. In einem nordamerikanischen Bergkaff sieht sich Rambo nicht nur mit der Tatsache, dass sein Freund verstorben ist, sondern auch mit der Gewaltbereitschaft der hiesigen Polizei konfrontiert. Als die Situation eskaliert, verprügelt Rambo mehrere Officer und verschanzt sich in den angrenzenden Wäldern. Die Kleinstadtbullen lassen nicht locker, doch wissen sie nicht, dass sie sich einen im Krieg geschulten Nahkampfexperten und Überlebenskünstler zum Gegner gemacht haben...

"Geh nicht weiter! Hör' auf oder du hast einen Krieg, den du nie begreifen wirst!"

Der erste RAMBO hat noch nichts mit dem patriotischen Kriegstreiber zu tun, zu dem die Filmreihe mutieren sollte. Ganz im Gegenteil. John Rambo zieht als langzotteliges Zenschaf und Landstreicher in Armyjacke durch die Pampa. Er sucht nach Frieden und will im Grunde nur seine Ruhe. Kleinstadtsheriff Teasle (Brian Dennehy), der tatsächlich aussieht wie ein Schwein, will ihn der Stadt verweisen. Auf sein Grundrecht pochend und ganz Gandhi-mäßig gewaltlosen Widerstand praktizierend, wird Rambo eingelocht und lernt Schlagstock und Feuerwehrschlauch kennen. Erst nach Androhung äußerster Gewalt und mit dem Aufkratzen eines Kriegstraumas knallen bei Rambo die Sicherungen durch. Wie DEER HUNTER, DEAD PRESIDENTS, COMBAT SHOCK oder JACOB'S LADDER thematisiert der Film die Desillusionierung und Traumatisierung der im Vietnamkrieg eingesetzten US-Soldaten. Viele kamen damals im Alltag nicht mehr klar, litten unter Wahnvorstellungen, Alpträumen oder Arbeitslosigkeit und unter dem, wie wenig ihr Einsatz im Krieg gewürdigt wurde. "Da drüben war ich verantwortlich für eine Million Dollar an Ausrüstung und hier bekomme ich nicht mal einen Job als Parkwächter!" Dass auch die Seele der One-Man-Army angeknackst ist, stellt John Rambo im Showdown mit seiner (aus PREMUTOS geklauten) "Schuhe putzen"-Story unter Beweis.
John J. entwickelt jedoch ein ganz eigenes Mittel zur Stressbewältigung. Der Einzelkämpfer stickt sich, anstatt zu resignieren, lieber flotte Muster in den Arm, unternimmt einen Höhlenspaziergang mit Fackel und geht mit Ratten plantschen. Im Wald verkleidet er sich als Höhlenmensch und Christbaum. Ein Schweinchen fällt aus dem Hubschrauber, was alle freut und "Now I Have A Machine Gun - Ho-Ho-Ho!". Colonel Trautman (Richard Crenna), Rambos Ausbilder und Vertrauter, versucht den wandelnden Zementmischer durch gutes Zureden zur Aufgabe zu bewegen. Doch Rambo ist schon zu sehr im Berserker-Modus und ballert eine ganze Kleinstadt in Schutt und Asche.

RAMBO - FIRST BLOOD ist einer der ersten One-Man-Actionfilmen. Davor gab es vereinzelte Vertreter wie ESCAPE FROM NEW YORK, EXTERMINATOR oder EIN MANN SIEHT ROT. Danach machte das Schema Schule, wie man an PHANTOM KOMMANDO, DESPERADO, 96 HOURS, CRANK und dem beinahe direkten Abklatsch SURVIVING THE GAME ganz gut erkennen kann. Folglich ist auch STIRB LANGSAM nichts weiter als RAMBO im Hochhaus.
Trotz Stallones Muskeln liefert RAMBO Action ohne Heroik und Machismo. Der Protagonist wirkt trotz seiner krassen Fähigkeiten tragisch und zerbrechlich. Die Obrigkeit und Staatsmacht feindlich, überheblich und faschistoid. Unterm Strich also ein wahnsinnig intelligenter Actioner, im Grunde eigentlich ein Antikriegsfilm vom Regisseur von IMMER ÄRGER MIT BERNIE und EINE GANZ NORMAL VERRÜCKTE FAMILIE... was für ein Glücksgriff!

Action: (+)(+)(+)(+)(-)
Thrill / Story: (+)(+)(+)(+)(+)
Body Count: 1

"Nicht Waffen töten Menschen, Menschen töten Menschen!"

Fazit:
"Let's Getty To Rambo!" - Ein Meilenstein, nicht nur des Actionkinos!

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