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Kriegsveteran John J. Rambo ist zurück aus Vietnam und möchte dem letzten Überlebenden seiner Eliteeinheit der Green Berets einen Besuch abstatten. Von einer Einheimischen erfährt er jedoch, dass sein Freund verstorben ist. Rambo zieht weiter und landet in der Kleinstadt Hope. Dort möchte er eigentlich nur etwas essen, wird aber vom gehässigen Sheriff Teasle des Ortes verwiesen, da diesem Rambos heruntergekommenes Aussehen nicht passt. Rambo lässt sich dies zunächst gefallen, kehrt dann aber zurück und wird wegen Landstreicherei verhaftet.

Im Bezirksgefängnis muss Rambo einiges über sich ergehen lassen. Die Hilfssheriffs misshandeln ihn physisch und rufen so Rambos traumatischen Erinnerungen an die Folterungen in der Kriegsgefangenschaft wach. Der Elitesoldat dreht durch und befreit sich gewaltsam aus den Fängen der sadistischen Beamten. Er flüchtet in die Berge, auf seiner Spur die Polizei von Hope, bereit ihn mit einem Schuss niederzustrecken. Für Rambo beginnt der Krieg nun aufs Neue. Einen Hilfssheriff muss er aus Notwehr töten, da dieser aus einem Hubschrauber das Feuer auf ihn eröffnet. Die Polizisten lassen sich nun nicht mehr auf Rambos Angebot ein, die Sache zu beenden. Die erbitterte Jagd geht weiter.

Sheriff Teasle nimmt die Sache mittlerweile persönlich und verstärkt den Einsatztrupp. Doch den Guerilla-Taktiken eines mehrfach ausgezeichneten Elitesoldaten haben die Zivilisten nichts entgegenzusetzen. Einer nach dem anderen wird von Rambo kaltgestellt. Mittlerweile ist die Verfolgungsjagd zu einem Medienspektakel geworden. Staatspolizei und Nationalgarde werden hinzugezogen, doch der wichtigste Neuankömmling ist Rambos Ausbilder und Freund Colonel Trautman. Er ist gekommen, um die Polizisten zu schützen und Rambos Rachefeldzug zu stoppen.

Dieser lässt sich derweil auch von einer Minensprengung der Nationalgarde nicht außer Gefecht setzen. In der Überzeugung Rambo in der Mine eingeschlossen und getötet zu haben, überrascht dieser seine Widersacher durch die Entführung eines mit Waffenkraft beladenen Militärfahrzeugs. Nun ist es an Rambo, seinen Rachefeldzug gegen Teasle und die Stadt Hope zu starten. Er macht sich auf ins Zentrum und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Kann Colonel Trautman die wild gewordene Tötungsmaschine davon abhalten, Sheriff Teasle zu töten und sich dem Gesetz zu stellen?

Regisseur Ted Kotcheff arbeitete bereits 1976 erstmals an der Verfilmung des Romans First Blood von David Morrell. Das Warner-Bros.-Studio hielt das amerikanische Publikum, wenige Jahre nach Vietnam, aber noch nicht bereit für solch ein Werk. Ein paar Jahre später trat Kotcheff an Stallone heran, um ihm die Hauptrolle anzubieten, nachdem zuvor auch Clint Eastwood, Burt Reynolds, John Travolta und Terence Hill im Gespräch waren. Stallone war nicht jedermanns erste Wahl, landete er doch mit Ausnahme der ersten beiden Rocky-Filme ausschließlich Flops. Er sah jedoch in der Produktion eine Chance auf einen neuen Erfolg und sagte zu, nicht aber ohne die Bedingung, das Drehbuch überarbeiten zu dürfen. Obwohl Stallones Ideen auf positive Resonanz stießen, entfernten sie sich doch etwas weit von der Buchvorlage. Die Figur Rambo größtenteils ohne Waffen kämpfen zu lassen sowie deren Wortkargheit sind Einfälle, die auf Stallone zurückzuführen sind. War die Figur im Roman noch eine Tötungsmaschine ohne große Emotionen, ist sie im Film seelisch gebrochen und, vor allem zu Beginn, durchaus defensiv. (Natürlich gibt es noch diverse weitere Unterschiede zum Buch, das mir alles in allem doch besser gefallen hat – z. B. bleibt Rambo aus reinem Protest in der Stadt, Teasle ist nicht so unsympathisch, es gibt mehr Tote, mehr Gewalt, mehr Zerstörung, Vietnam-Rückblenden, genauere und vielschichtigere Charakterzeichnung, das Ende – Rambo und Teasle sterben etc.). Desweiteren sollte Colonel Trautman von Kirk Douglas verkörpert werden, der bereits am Set war, aufgrund einiger Unstimmigkeiten aber wieder abreiste. Er wurde ersetzt durch Richard Crenna, der Trautman auch in den nächsten beiden Fortsetzungen gab. Die herrlich fiese Performance von Brian Dennehy als Sheriff Teasle und ein paar bekanntere Gesichter in Gestalt von Michael Talbot, Chris Mulkey und Dan Caruso, runden das von Composer-Legende Jerry Goldsmith musikalisch untermalte Werk, hervorragend ab.

Gedreht wurde der Film in Hope (British Columbia – obwohl der gleichnamige Filmort in Washington liegt), Kanada und im Golden Ears Provincial Park. Die Aufnahmen begannen 1981 mit einem Budget von 14 Millionen Dollar. Stallone nahm seine Rolle wie gewohnt sehr ernst. Um physisch gerüstet zu sein, bereitete er sich mit Überlebens- und Nahkampftraining auf seinen Part vor. Trotzdem zog er sich einige Verletzungen (u. a. vier gebrochene Rippen) zu, da er darauf bestand, den Großteil der Stuntszenen selbst auszuführen. Ursprünglich war geplant, das Ende der Romanvorlage zu adaptieren und Rambo sterben zu lassen. Diese Idee stieß bei Co-Autor Sly jedoch auf wenig Gegenliebe, war er doch der Ansicht, das Publikum würde den Tod des Protagonisten nicht so einfach akzeptieren. Im Roman funktionierte dies noch besser, da die Figur grausamer und gewissenloser dargestellt wurde. Stallone interpretierte die Rolle jedoch menschlicher und verlieh ihr eine innere Zerrissenheit. So wurde ein alternatives Ende gedreht, in dem der Held überlebte. Dieses kam beim Testpublikum so gut an, dass es in den fertigen Film integriert wurde. Bestätigt wurde diese Entscheidung von einem Box-Office-Ergebnis in Höhe von phänomenalen 125 Millionen Dollar. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) zeichnete ihn gar mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ aus.

Rambo
avancierte zum Überraschungserfolg und Publikumsliebling und zog insgesamt drei Fortsetzungen (die letzte 2008) sowie diverse Plagiate nach sich (u. a. die Missing in Action-Reihe mit Chuck Norris). Er äußerte eine Kritik an der politischen und gesellschaftlichen Position der USA gegenüber dem Vietnamkrieg und dessen Veteranen. So hat es die Figur Rambo, Sinnbild für die realen Kriegsheimkehrer, schwer, im eigenen Land wieder Fuß zu fassen. So bemerkt Rambo in einer emotionalen Rede am Ende, dass er im Krieg für Maschinerie in Millionenhöhe verantwortlich war, zurück in der Gesellschaft aber nicht einmal den einfachsten Job bekäme. Dieser Aspekt wurde auch in dem Film Dead Presidents aufgegriffen. Zudem wird Rambo gezwungen zu töten (immer wieder betont er, er sei unschuldig und wolle nur seine Ruhe haben) und nun von der Regierung und der Gesellschaft für seine Kriegsbeteiligung verachtet. Undank ist der Welten Lohn, dabei hat er ja nur seine Pflicht getan. So macht er zum Schluss die Anti-Kriegs-Demonstranten verantwortlich für seinen Zusammenbruch, da diese ihn bei seiner Rückkehr als Killer und Unmensch beschimpft haben.

Die Figur des Rambo wurde in der Folge Synonym für eine brachiale, Selbstjustiz verübende Ein-Mann-Armee, die mit dem Kopf durch die Wand geht und jeden niedermäht, der sich ihr in den Weg stellt. Dies ist sogar im Duden festgehalten. Damit gelangte die Bezeichnung in den Volksmund, obwohl die Figur ganz so eindimensional und undifferenziert wie ihr späteres Image nun auch nicht war. Doch woher stammt der Name Rambo überhaupt? Laut Romanautor David Morrell rührt der Name von einem Rambo-Apfel her, den seine Frau für ihn mitbrachte, während er gerade auf Namenssuche war. Andere Erklärungen beinhalten den ähnlich klingenden Namen des französischen Dichters Rimbaud und ein Lehnwort aus dem Japanischen, das „ungezügelte Gewalt“ bedeutet. Darüber hinaus ist interessant, dass, wenn ich mich recht entsinne, im Film Rambos Herkunft als deutsch-indianisch angegeben wurde.

Während der erste Film trotz diverser Unterschiede zum überragenden Buch ein hervorragender Action-Spielfilm mit Message war, gerieten die nächsten beiden Fortsetzungen zur reinen, brutalen Actionunterhaltung ohne größeren Tiefgang oder Weiterentwicklung des Titelcharakters. 1985 inszenierte Stallone-Spezi George P. Cosmatos (City Cobra) nach einem Drehbuch von Stallone und James Cameron den zweiten Teil, in dem es Rambo zurück nach Südostasien verschlägt. Teil 2 war ein Riesenerfolg und zählt bis heute zu Slys erfolgreichsten Filmen. Drei Jahre später folgte der wenig inspirierte und wenig erfolgreiche dritte Teil, in dem Sly die rote Gefahr in Afghanistan bekämpft. 2008 folgte ein nicht minder brutaler, dafür aber wieder solider inszenierter vierter Teil. Die Buchvarianten zu Teil 2 und 3 stammen übrigens abermals von Morrell, sind jedoch an die Filme angelehnt und daher wenig tiefgründig.

Fazit: Meilenstein. Wer Rambo nicht kennt, hat das Leben verpennt.

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