Der schweigsame und hochdekorierte Vietnamkriegsveteran John J. Rambo ist nach Jahren des Kampfes und der Kriegsgefangenschaft zurück in der Heimat. Seine Suche nach den letzten überlebenden Kameraden seiner ehemaligen Elite-Einheit der Green Berets ist erfolglos, die wenigen, die lebend aus Vietnam zurückkehrten, sind inzwischen ebefalls verstorben. Nachdem Rambo vom Krebstod des Kumpanen Delmar Barry erfahren hat wandert er weiter und gelangt zur Kleinstadt Hope. Deren Sheriff Will Teasle gefällt der Anblick des heruntergekommenen Wanderers nicht, doch Rambo, der nur auf der Suche nach einem Lokal und etwas zu Essen ist, lässt sich der Stadt nicht verweisen. Daraufhin verhaftet Teasle ihn wegen Landstreicherei und im Bezirksgefängnis wird der wenig koorperative Rambo von einigen Hilfssheriffs misshandelt und gedemütigt. In die Enge getrieben flieht der von Visionen seiner Kriegsgefangenschaft geplagte Mann in die umliegenden Berge und Wälder - und setzt sich mit all seiner Erfahrung gegen alle zur Wehr, die ihn verfolgen...
»They're all gone. I'm the last one Sir.«
Das musikalische Hauptthema von „Rambo" gehört zu den berühmtesten Arbeiten des Komponisten Jerry Goldsmith und auch wenn es im Laufe der Spielzeit zu weit heroischeren Tönen variiert wird, so sind es doch die melancholischen Klänge zu Anfang des Films, die seine Stimmung ausmachen. Begleitet von einer Solo-Trompete und zurückhaltender Gitarren- und Streicherbegleitung betritt ein einsamer Mann eine scheinbare Idylle: ein im Licht der Sonne glitzernder See, umgeben von Bergen und Wäldern, ein Haus und spielende Kinder in einem grasgrünen Tal und die Vorfreude des Mannes, endlich ein bekanntes Gesicht wieder zu sehen. Doch mit der Nachricht vom Tod Delmars wird Rambos Wanderung eine noch einsamere, seine Schritte werden noch schwerer, sein Weg ist ziellos. Es ist nichts filmpreisverdächtiges, was das Drehbuch und unter anderem Stallones eigene Änderungen daran von ihm fordern, dennoch ist schon in diesen ersten Szenen ein Schauspieler und kein überlebensgroßer Actionheld gefordert und auch anwesend. Geradezu verschüchtert tritt Rambo vor Delmars Frau, unbeholfen versucht er zu scherzen, kann kaum die Hände still halten, als stünde ein kleiner Junge vor der Mutter eines Freundes und bitte verlegen um die Erlaubnis zu spielen. Und dann zeichnen Unverständnis und der bittere Schock sein Gesicht, dass auch der letzte es nicht geschafft hat, dass der schreckliche Krieg, in dem sie Seite an Seite gekämpft hatten, sie letztlich doch alle besiegt hat, nur ihn, nur Rambo nicht.
»I said why you pushing me, I haven't done anything to you.«
Stallones Performance und was sie sehr konkret erahnbar macht, die Isolation und den Verlust des Gefühls von Heimat, ziehen einen schnell auf die Seite John Rambos. Als er wenig später Sheriff Will Teasle begegnet verstärkt dieser noch die Wirkung des Außenseiters, indem er Rambo darauf hinweist, das allein schon seine olivgrüne Jacke und die aufgenähte US-Flagge für Ärger sorgen können und Ärger will der Gesetzeshüter in seiner Kleinstadt Hope nicht provoziert haben. Rambos Geschichte interessiert Teasle nicht, er will ihn nur los werden, den ungepflegten Landstreicher, die gewünschte Mahlzeit soll er sich dreißig Meilen weiter in der Nachbarstadt einverleiben. Doch Rambo weigert sich zu gehen und die Unverhältnismäßigkeiten, mit denen ihm das Gesetz in der Folge begegnet, verteilen die Sympathien klar. Abseits der Aufsicht Teasles versuchen seine Hilfssheriffs Rambo zu brechen, versuchen ihn unter das Joch kleinbürgerlichen Machtmissbrauchs zu treiben, bearbeiten ihn mit Schlagstock und Wasserschlauch, bis sie den Elitekämpfer zu weit getrieben haben, bis er zu den einzigen Mitteln greift, sich auf die einzigen Regeln beruft, die er noch kennt: Gewalt und Krieg. Besonders den sadistischen Deputy Sergeant Galt richtet er schwer zu und flüchtet auf einem Motorrad in das dichte, hochgelegene Waldgebiet rund um Hope.
»In town you're the law, out here it's me. Don't push it. Don't push it or I'll give you a war you won't believe. Let it go. Let it go.«
Der Teil in den Wäldern, die Flucht Rambos und die in immer größerem Maßstab stattfindende Jagd der Sheriffs mit schwerer Bewaffnung, Hunden und Helikopter, ist zweifellos das inszenatorische, dramaturgische und intensive Highlight des Films. Nachdem Galt durch einen Sturz aus dem Helikopter zu Tode kommt und Rambo die Schuld bekommt ist den Gesetzeshütern um Teasle erst recht nicht mehr danach, auf Rambos Angebot, die Sache einfach seien zu lassen, einzugehen. Einzig dem jungen Deputy Mitch scheint bewusst zu sein, wer das erste Blut vergossen hat und wer den folgenden Krieg heraufbeschworen hat, den Rambo mit der selben Art unberechenbarer Guerillamethoden führt, mit denen seinem Land in aller Härte eine Unzahl von Verlusten beigebracht wurde. Die Perspektive schwenkt dabei um auf die Sheriffs, die sich mit einem unsichtbaren Gegner konfrontiert sehen, der für sie wie für den Zuschauer überraschend und mit kalter Effektivität zuschlägt, die Sheriffs aber nicht tötet, sondern sie durch Messerstiche und Fallen gezielt bewegungs- und kampfunfähig macht. Und Teasle mit dem Buschmesser an der Kehle ein letztes Mal auffordert, ein letztes Mal bittet, es seien zu lassen. „Rambo" hat hier seine besten und denkwürdigsten Momente, etwa wenn Stallone sich nach einem Sturz von einer Felswand selbst eine schwere Wunde zunäht und er wie aus dem Nichts zuschlägt und wie ein Teil der Natur über die trotz schwerer Bewaffnung hilflosen Sheriffs hereinbricht, ihnen auf ein Art überlegen ist, wie sie es nie geahnt hätten.
»They drew first blood, not me.«
Im Gegensatz zur Romanverlage, in der Rambo seine Verfolger gnadenlos tötet, klicken die Räder bei Stallone langsamer aus, mehrmals gewährt er seinen Verfolgern die Chance, ihn einfach ziehen zu lassen. Dennoch sorgt allein die Vorstellung, wozu dieser Mann fähig ist, wenn er endgültig ausrastet, für nicht weniger zimperliche oder eine gar harmlose Darstellung, sondern sorgt für eine ständige und anschwillende Spannung. Die allerdings durch das Auftauchen eines gewissen Colonel Trautman erstmal unterbrochen wird. Nach den Gefechten im Wald sackt das Tempo von „Rambo" kurzzeitig etwas in sich zusammen und während Teasle und seine Männer versorgt werden tritt der Mann in Erscheinung, der die Kampfmaschine Rambo einst schuf und leider greift der Film durch ihn auf eine sehr platte und pathetische Verbalisierung der Fähigkeiten seines einstigen Schützlings zurück. Die hätten auch problemlos für sich stehen können und auch die auftretenden Konflikte zwischen Trautman und Teasle sind von eher laschem Inhalt, bremsen den Film teils so sehr aus, wie sie bei beiden Charakteren nur an der Oberfläche herumkratzen, Rambo selbst damit zwar nicht den Platz als interessanteste Figur und Mittelpunkt streitig machen, aber eben auch keinerlei interessante Ebene für ihn ergänzen. Trautman ist dennoch keine überflüssige Figur und Teasle weiterhin und bis zum Ende ein bis ins fanatisch-selbstüberschätzende motivierter Gegner, ihr nicht völlig gelungenes Mit- und Gegeneinander beschränkt sich auf die Inhaltsebene, den Schauspielern Richard Crenna und Brian Dennehy ist ganz und gar kein Vorwurf zu machen.
»Back there I could fly a gunship, I could drive a tank, I was in charge of million dollar equipment, back here I can't even hold a job PARKING CARS!«
Nach überstandenem Gefecht zwischen ihm und ein paar Freizeitsoldaten, wobei Rambo sich aus einer Mine befreien muss, zieht Regisseur Ted Kotcheff nochmal ordentlich an, die Kampfmaschine bekommt schweres Gerät in die Hände und verlegt den Kriegsschauplatz von den Wäldern direkt nach Hope, zieht eine Schneise der Zerstörung durch die Stadt, ehe es zum letzten Gefecht mit Teasle kommt. Auch das Ende unterscheidet sich dabei stark von der Romanvorlage, setzt aber auf gänzlich andere Weise und nach der unmittelbar vorangegangenen Baller- und Explosionsorgie einen fast schon unerwartet intimen Schlusspunkt, der sich wohl als Legitimisierung der Gewalt fehldeuten lässt, der aber vielmehr einen der entmystifizierendsten (Anti-)Heldenmomente und überdies eine der schauspielerisch stärksten Leistungen Stallones zeigt. Dem späteren, durch die Fortsetzungen aufgebauten Image der Figur Rambo widerspricht er völlig und sogar so sehr, dass die Sequels quasi einen Verrat an ihr darstellen. Über reaktionär-überlebensgroßes shoot'n'shout-Action- und Gewaltkino ragt er jedenfalls weit hinaus, wie auch „Rambo" insgesamt es tut. Dem Film gelingt es nämlich, neben den erstklassigen Actionmomenten tatsächlich ein Charakterportrait zu bieten, das nie in den Schatten der Nebensächlichkeit gedrängt wird, sondern stets die treibende Kraft hinter Schusswechseln und Explosionen bleibt.