Wie bewertet man am besten einen Film mit einem störrischen Ex-Soldaten, der schnell bockig wird und im übertragenden Sinne nicht das essen will, was auf den Tisch kommt? Sicherlich genießt "First Blood" den totalen Kultstatus, eine enorm hohe Bewertung wirkt aber trotzdem für mich abschreckend, denn der erste Teil der berüchtigten "Rambo"-Reihe bietet zwar deutlich mehr als seine Nachfolger, verfehlt aber im Kern trotzdem seine Wirkung; sie werden eventuell wissen, was ich meine: Rambo regt eher zum lachen an.
Die Story kommt etwas haltlos und spontan dahergelaufen. Rambo schlendert eine Straße entlang zu dem Haus eines Freundes, bekommt missmutig mitgeteilt, dass dieser gestorben sei und wandert alsbald ziellos durch die Straßen, bis er in einem kleinen Städtchen von dem Dorfpolizisten angehalten und aus der Stadt gefahren wird: "Solche wie dich mögen wir hier nicht." Und das, obwohl Rambo gar nichts getan hat, nur was zwischen die Zähne wollte er. Da kommt das bockige Kind in ihm hervor. Hartnäckig läuft er erneut in Richtung Stadt, wird vom Bullen wieder angehalten und schließlich wegen Landstreicherei verhaftet.
Im Grunde irgendwie eine merkwürdige Geschichte. Ein Soldat aus Vietnam fühlt sich nicht verstanden und verwandelt sich aus einer Laune heraus wieder zu der Kampfmaschine, die er im Krieg darstellte. Nichts weiter als ein roter Faden für viel Action, und die bekommt man hier an allen Ecken und Kanten. Erst zettelt Rambo in der ortsansässigen Polizeistation eine Prügelei an, flieht auf einem Moped und leistet sich mit einem Polizisten (dem Bösen) eine schier endlose Verfolgungsjagd, die in einem dichten Wald endet. Dort verbarikadiert sich Rambo schließlich und spielt den militanten Förster.
Auf eine Art ist das schon unterhaltsam und nett, aber allein Sylvester Stallone regt eher zu angenehmen Lachsalven an als zu körniger Action. Das liegt vor allem an dem nicht unbedingt großartigen Können des Schauspielers. Dauernd guckt er kreuzdoof drein, beantwortet Fragen nur mit einem Wort, fletscht die Zähne zu einer saudämlichen Grimasse - das ist lustiger, als es manche Komödie heutzutage sein will. Sobald der gute Johnny auch im Wald ist, verlangsamt der Film das Tempo, das er vorgelegt hat, nicht. Rambo kämpft sich durch die Elite, lässt die Polizisten wie Idioten dastehen und stellt selbst der Nationalgarde ein Bein. Nun ist die Frage, ob das ein Mann alleine schaffen kann.
Am Ende verkommt "First Blood" allerdings zu einer anstrengenden Orgie von verballerter Munition, apokalyptischen Kleinstadt-Krieg und plötzlicher Dramatik. Ganz recht, Rambo weint sich aus, schimpft über das Schicksal, dass ihn nach dem Krieg ereilte. Innerlich ein Kriegsheld, wird er in der Realität wie ein Stück Vieh behandelt. So aufgesetzt Rambos plötzlicher Heulkrampf auch wirken mag, so etwas gab es in dieser Form nicht mehr bei den Fortsetzungen, und das macht einen Großteil des authentischen Daseins von diesem Original aus.
"First Blood" ist deutlich besser als seine teilweise echt unsinnigen Sequels, unterhält bis zur letzten Sekunde lückenlos und hat Action in Reinform. Schauspielerisch handelt es sich trotzdem um eine Baustelle, auch wenn Sylvester echt unfreiwillig lustig sein kann (Höhepunkt die wunderbar bockige Szene, in der er sich einfach keinen Fingerabdruck abnehmen lassen will). Rambo verdient schon seine Berechtigung als Kult in der Filmgeschichte, richtig ernst nehmen kann man die Ballerorgie aber heutzutage nicht mehr.
Fazit
Netter Film für einen ausgespannten Abend, ein paar Freunden und der Lizenz zum Scherze machen. Ernst betrachtet ist der Film zwar durchweg spannend in Szene gesetzt, wirkt aber zu oft zu unglaubwürdig und schlicht bescheuert. Sollte man gesehen haben, muss man aber nicht lieben.
6/10