Ein Mann gegen eine ganze Armee von Gegnern - Diese Filme gibt es wie Sand am Meer, doch "Rambo" ist der Klassiker unter diesen Streifen.
In dem Original legte man nicht nur Wert auf Action und Geballer, sondern auch auf Emotionen. Diese kommen besonders zum Ende sehr zum Ausdruck. Dieser Film macht das, was kaum ein anderer Actionstreifen macht; er übt Kritik und beschäftigt sich mit einer interessanten, aber auch gleichzeitig bedrückenden Thematik.
John Rambo ist ein Soldat, der als Held aus dem Krieg kam. Doch damit kann er sich nichts kaufen. Er ist ein Verstoßener, der die Eingliederung in die Gesellschaft nicht packte. Er ist ein eisenharter Mann, der als Tötungsmaschine ausgebildet wurde und schon durch die Hölle ging. Aber nach dem Krieg schafft er die vermeintlich einfache Integration nicht. Und das liegt keineswegs an ihm, sondern an den Menschen. Überall wo er auch hingeht, ist er unerwünscht. Und so führt er ein Dasein als Landstreicher und will wenigstens noch einen alten Freund aus dem Vietnamkrieg besuchen. Doch auch diesen hat der Krieg physisch zerstört. Nun steht John Rambo mit komplett leeren Händen dar.
Die Gesellschaft verachtend legt er sich mit dem Sheriff (welcher hier die Gesellschaft symbolisiert) an. Die Situation eskaliert im Polizeihauptquartier und Rambo gelingt die Flucht. In der Hoffnung in Ruhe gelassen zu werden, verschanzt er sich im Wald. Doch das kann er vergessen, denn nun hat es nicht nur die gesamte Polizei, sondern sogar die Nationalgarde, aus völlig inkompetenten Menschen, auf ihn abgesehen. Das Katz und Maus - Spiel nimmt seinen Lauf. Die Frage dabei ist nur, wer die Katze und wer die Maus ist, denn Rambo nutzt seine Erfahrung und Fähigkeiten und nimmt es mit allen auf.
Der Plot ist in meinen Augen einfach nicht ganz realistisch. Auch wenn Rambo der beste ist, so wäre er in Wirklichkeit dieser übermächtigen Schar von Gegnern nicht gewachsen. Und überhaupt erscheint die Entstehung der Situation (angefangen im Polizeiquartier) auch sehr unglaubwürdig. Und das Anrücken der Nationalgarde wegen einem Mann, der sich in einem Wald aufhält? - Also ich weiß ja nicht.
Während Rambos Flucht bleibt es eigentlich aber immer spannend. Die Action ist nicht zu übertrieben und auch nicht zu gewalttätig, was postiiv auffällt.
Das Ende ist dann der Höhepunkt der eigentlichen Filmthematik. Der einstige Kriegsheld ist ein seelisches Wrack. Nacht für Nacht plagen ihn schreckliche Erinnerungen an den Krieg. Bei seiner Vaterfigur, Colonel Trautman, lässt Rambo seinen Emotionen freien Lauf. Der so harte Mann hat einen so weichen Kern.
Schauspielerisch ist gerade das Ende wohl mit das beste, was ich von Sylvester Stallone je gesehen habe.
Aber auch Brian Dennehy gibt als Stadtsheriff eine erstklassige Figur ab, zumal er, wie schon erwähnt, die ganze Gesellschaft widerspiegelt.
"Rambo" zeichnet sich durch eine gute Thematik aus. Es ist nicht der übliche "Hau drauf" - Film wie beispielsweise seine Nachfolger, welche ein Rambo-Klischee schufen, dass hier nicht zutrifft. Sie sind dafür verantwortlich, dass das Wort "Rambo" seinen eigenen Platz im Duden bekam und heut zu Tage umgangssprachlich für einen "butalen Kraftprotz" steht. Aber ursprünglich ist Rambo ein vergessener Held, dessen Kriegswunden nie verheilen werden. (8+/10 Punkten)