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Wenn Filme politisch werden, haben wir hierzulande alle ein Problem. Das dritte Reich inklusive Propaganda lässt grüßen, aber man muss man wirklich derartige Schwarz-Weiß-Künste an den Tag legen, um sich ein Urteil zu erlauben? Im Fall „Rambo“ wohl nicht, denn hier sieht man Stallone nicht nur in Action, sondern politisch in Hochform. Blendet man die Ergüsse um die bösen Vietnamesen und diabolischen Russen in den Fortsetzungen aus, ist John Rambo im Ursprung noch ein Dorn in der amerikanischen Seele.

Da wäre der Landstreicher und Kriegveteran, den niemand haben will, weil er ein Stück Vergangenheit in Erinnerung ruft. Wir wären irgendwo in der Provinz, die nach Erzkonservatismus schreit. Da ist der gebrochene Mann, der ein Trauma hat und nach Heimat sucht. Da sind alle, die politisch korrekt den stolzen Amerikaner mimen und keine Schande für ihr kostbares Land zulassen. Schändlich ist das, was man mitunter noch unterstützt hat. Den Krieg gegen die teuflischen Kommunisten, die Freiheit missachten und Gleichmacherei betreiben. Nun steht er vor ihnen, der Rambo ganz harmlos dennoch störend, weil er ein Teil des verlorenen Krieg gegen die „Viet Congs“ ist.

Sie wollen ihn nicht und behandeln ihn wie ein Stück Dreck, das traumatisiert dahinvegetiert und alte Wunden leckt. Rambo erwacht, weil sich die Erinnerung an die Hölle manifestiert. Er dreht durch, will keine Toten, aber Gerechtigkeit, weil er ungerecht behandelt wird. Regisseur Ted Kotcheff macht keinen Hehl um seine Intention, ihm stinkt das, was nach dem Krieg insbesondere von den Befürwortern betrieben wurde. Die Rambos waren Helden. Zumindest solange bis die letzte Demo gegen den Krieg wetterte.

Aus diesem politischen Gerüst wird Action feinster Güte. Rohmaterial, naturalistisch angehaucht und mit Stallone gewürzt. John Rambo steht für seinen Schauspieler und alle, die für eine aussichtlose Sache kämpften und dafür sogar letztendlich bestraft wurden. Der Kontext verblasst nicht in der Jagd auf bewaldeten Raum und war seinerzeit alles andere als populistisch. Rambo wurde erst missbraucht als die Taliban gegen die teuflischen Russen zu Helden erhoben wurden. Das Ende der Geschichte kennen wir ja. Da wären bzw. waren zwei New Yorker Türme, die den damals verbreiteten kalten (Kriegs-)Mist in Träumer auflösen. „This movie is dedicated to the galant people of Afghanistan“ heißt es huldigend im dritten Teil. Man würde ja gerne zynisch lachen, wenn man nicht die Bilder von 9/11 vor Augen hätte. Die Zeit heilt in dem Fall keine Wunden, sondern deckt schonungslos auf.

Der erste Teil bleibt aber zeitlos, nicht nur wegen der Action, insbesondere auch wegen dem ungewöhnlichen Kontext, der die Schauwerte umrandet. Hier wird ein innenpolitischer Krieg ausgefochten. Ted Kotcheff machte das Beste daraus, auch wenn Rambo ein paar Jahre später zum Propagandaobjekt degradiert wurde. Im Jahre 1982 war wirklich alles besser. Action mit Nährwert ist letztendlich auch das, was wünschenswert ist. (9/10)

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