Bedenkt man, dass Raimi mal als Fan und Schmuddelregisseur angefangen hat, ist es wirklich erstaunlich, zu was der Mann mittlerweile in der Lage ist. M.E. hat Raimi den besten Hollywoodblockbuster-Actionfilm der letzten 4 - 5 Jahre produziert.
Nicht überraschend wird der Film in der Gemeinde der "Normalkinogänger" eher zwiespältig aufgenommen. Vielen zu lahm, zu wenig Action und zu viel Gelaber. Aber genau das macht SPIDERMAN 2 zu einem großen Film. Ein tolles, ausgefeiltes Drehbuch, sehr gut herausgearbeitete Charaktere bis hin zu den Nebenrollen, gut agierende Darsteller, ein fantastische Bildgestaltung, gute Musik von Elfman und ein meisterhafter Vorspann, der an gute alte Saul-Bass-Zeiten erinnert. Raimis Selbstironie kommt nicht zu kurz und er umschifft hier und da die Klippen des Slapsticks nur knapp, jedoch die dramatischen - und eben nicht "pathetisch-kitschigen" - Momente (wie vielerorts zu lesen ist) bestimmen den Ton dieses Films. SPIDERMAN 2 ist ein gut erzähltes Drama in dem es ab und zu (gut choreographierte) Actioneinlagen gibt, weniger also anknüpfend an No-Brainer wie VAN HELSING oder John-Woo-Filme als an die gute alte Blockbustertradition der 50er/60er Jahre.
Die Darsteller bewegen sich innerhalb eines Drehbuches, in dem alle Figuren sehr vielschichtig - gar gebrochen - angelegt sind, über 2 - 3 Persönlichkeitsebenen verfügen und kein Gut/Böse-Schema auferlegt wird (wir reden von einem Hollywood-Actionfilm!!), sicher und spielfreudig und selbst der sympathische, aber oft etwas eindimensionale Tobey Maguire überzeugt auf ganzer Linie. Kirsten Dunst und Alfred Molina sind erwartungsgemäß gut, wie alle Nebendarsteller (inkl. John Landis als Arzt und Bruce Campbell als Türsteher!!).
In einigen Veröffentlichungen beschweren sich die Effekte-Freaks, dass diese in diesem Film zu schlampig und zu schlecht wären. Kann ich zwar nicht verstehen, weil ich die Effekte überragend, kinetisch und sehr räumlich fand, allerdings hätte ich auch lieber ein gutes Drehbuch und einen schlechten Effekt als umgekehrt (was in Hollywood ja eher standard ist).
Ein kleines Manko: Ein überlanger Epilog wirkt wie ein angeklatschter Fremdkörper, jedoch ist dies nur eine Kleinigkeit in einem rundum tollen Film.
8,5/10 Punkten