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Spider-Man ist zurück! Nur zwei Jahre nach seinem fulminanten Einstieg in die Kinolandschaft des neuen Jahrtausends musste er sein nächstes Abenteuer bestehen - und er hält sich an die goldene Hollywood-Fortsetzungs-Regel: größer, lauter, teurer!

Peter Parker alias Spider-Man (Tobey Maguire) steckt in der Sinnkrise: Seine große Liebe Mary Jane (Kirsten Dunst) ist eine erfolgreiche Theaterschauspielerin und just mit einem Astronauten verlobt, sein eigenes Studium leidet unter seinen nächtlichen Aktivitäten als Superheld und dann verlassen ihn auch noch sporadisch seine Superkräfte. Mitten in diesem Gefühlschaos entsteht durch ein missglücktes Experiment (was auch sonst) ein neuer Superschurke: Dr. Octopus (Alfred Molina) hält mit Überfällen und Verwüstungen die Stadt in Atem. Höchste Zeit für unseren Helden, wieder zu sich selbst zu finden.

Mit größtenteils gleicher Besetzung sowohl vor als auch hinter der Kamera drehte Sam Raimi, Regisseur des erfolgreichen ersten Teils, auch diese Fortsetzung - und er nahm sich das Verlangen nach mehr wirklich zu Herzen: Alle Zutaten, die schon "Spider-Man" so gelungen machten, tauchen hier in ausgedehnterer Form erneut auf. Da sind zum einen die persönlichen Probleme, mit denen Peter im Alltag zu kämpfen hat. Seine unglückliche Liebe zu Mary Jane findet diesmal noch weit mehr Raum, was zu einer ganzen Reihe ruhigerer, dafür emotional dichterer Szenen führt (die sind vielleicht manchmal etwas kitschig, gehen aber immer zu Herzen). Auch sein schwieriger werdendes Verhältnis zu seinem besten Freund Harry (James Franco) bekommt Platz zur Entfaltung und gipfelt in einer höchst dramatischen Wendung.

Neben diesen immer wieder aufblitzenden tiefgründigen Randnotizen hat aber auch der Humor um eine kräftige Portion zugelegt. Allen voran J.K. Simmons als rasender Redaktionschef liefert herrliche Brüller. Situationswitz und comichafter Slapstick sorgen wiederholt für heitere Momente. Und Fans des frühen Raimi werden ihre helle Freude haben, wenn er in einer Operationsszene und einem Gastauftritt von Bruce Campbell Anspielungen auf seinen Kult-Klassiker "Tanz der Teufel" liefert.

Aber natürlich stehen auch hier wieder Action und ausufernde Kämpfe zwischen den Super-Menschen im Mittelpunkt. Auch hier wurde eine ordentliche Schippe draufgelegt: Einzelne Fights nehmen deutlich mehr Raum in Anspruch und sorgen für erhöhte Zerstörungswut. Die Spezialeffekte haben sich deutlich verbessert, hier gibt es keine Szene mehr, die so eindeutig nach Computer aussieht wie einige Bilder im ersten Teil. Super-Zeitlupen, Stunts jenseits aller Physik und permanent berstendes Metall mögen nicht jedermanns Sache sein, werden hier aber in visuell höchster Vollendung vorgeführt. Auch "Spider-Man 2" erweist sich somit als nahezu perfekter Mainstream-Blockbuster, der sogar etwas mehr Tiefgründigkeit und inhaltliche Komplexität aufweist als die meisten seiner filmischen Zeitgenossen.

Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass der Film seine Comic-Wurzeln nicht verleugnet. Nur so lassen sich Klischees, realitätsferne Details (wenn Peter nur ein Hemd hat, wie kann er sich das dann jedes Mal vom Leib reißen, um sich in Spider-Man zu verwandeln?) und hemmungslos überhöhte Figurentypen gutwillig übersehen. Ebenso wie die mitunter allzu penetrant quietschende Kuschel-Musik von Danny Elfman.

Insgesamt besticht auch die Fortsetzung der "klassischen" Spider-Man-Reihe mit Witz, gut gezeichneten Figuren und bombastischer Effekt-Action. Spannung und Dramatik sorgen für durchgehende Unterhaltung. Nur ein Wermutstropfen bleibt: Kirsten Dunsts theatralisches Gekreische wirkt inzwischen wirklich lächerlich.

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