Spiderman ist zurück, steigert sich erheblich gegenüber Teil 1 und liefert ein großartig tiefgründiges Portät eines zerrissenen Helden, der sich zwischen Liebe und Verantwortung entscheiden muss.
War der erste Teil der vor 2 Jahren von Sam Raimi in die Kinos geschickt wurde noch ein eher knapp über Durchschnitt liegender Popcorn Action Blockbuster mit schönen Bildern und hervorragenden Darstellern hat sich der "Tanz der Teufel" MAcher dieses mal wesentlich mehr auf die Charakterisierung seiner Figuren verlassen. Peter Parker ist nicht mehr und nicht weniger als ein ganz normaler Student, der auf Nebenjobs angewiesen ist, sein Studium auch schon mal aus den Augen verliert und zu dem immer noch unsterblich in seine Jugendliebe Mary Jane, kurz M.J., verliebt ist. Das "einzige" was ihn von allen anderen unterscheidet ist auch weiterhin seine Identität als Spiderman, die er aber mit zu nehmender Spieldauer immer mehr in Frage stellt und letztlich von Selbstzweifeln geplagt ablegt, und das nicht nur wundervoll in Szene gesetzt als der Spiderman Anzug im Mülleimer verschwindet, sondern auch seine Fähigkeiten entwickeln sich mit zunehmenden Zweifeln wieder zurück. Peter Parker entwickelt sich vom Superhelden zurück zum Menschen.
Sam Raimi stellt diesen Konflikt zwischen Verantwortung und "normalem Leben" in den Vordergrund. So sind dann die intensivsten Szenen auch nicht die in denen Spiderman gegen den durchgeknallten, fremdgesteuerten Doc Ock kämpft, der in seiner Entstehungsgeschichte und seinem Ende viel zu sehr dem Grünen Kobold aus Teil1 ähnelt um originell oder neu zu wirken. Es sind Szenen wie die in denen M.J. und Peter Parker sich an Peters Geburtstag im Hinterhof gegenüberstehen und sich Peter, so scheint es, ein für alle mal für die Verantwortung als Held entscheidet und dabei doch so unendlich leidet.
Die Handlung mit Doc Ock verkommt dabei schon fast zur eher nervigen Nebenhandlung, denn viel mehr ist man als Zuschauer am Fortgang der Beziehungen unter den Charakteren interessiert. So etwa wie es zwischen Peters bestem Freund und ihm weiter geht, wo Harry Osborne Spiderman zu seinem Todfeind erklärt hat nachdem er Harrys Vater in Teil1 getötet hat. Es wird viel gelüftet an Geheimnissen in Teil2, so wird Spiderman immer wieder demaskiert, offenbart sich Freunden und Feinden und wird somit noch nachvollziehbarer und interessanter. Denn auch die Demaskierung des Freundes/Feindes bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, die man sicher in Teil3 (und hoffentlich weiteren) weiter ausloten wird und hoffentlich ähnlich intensiv aufarbeiten wird wie es in Teil2 geschieht.
Die Effekte, auch ein kleiner Kritikpunkt in Teil1, wirken hier zwar immer noch zu sehr nach CGI Arbeit, aber man darf doch auch nie vergessen das man in einer Comicverfilmung sitzt . Die Effekte wirken absolut auf der Höhe der Zeit und sorgen mit gewagten und verblüffenden Kameraeinstellungen immer wieder für staunen im Publikum. Auch in diesem Punkt hat Sam Raimi sich also auf seine alten Filme zurück bezogen, und verleiht dem Film somit eine eigenständige Optik, die man im Vorgänger noch etwas vermisste.
Tobey Maguire ist noch immer die Idealbesetzung für Spiderman/Peter Parker, man nimmt ihn den verschüchterten gehetzten Studenten mit Nickelbrille ebenso ab wie den Superhelden, es gelingt ihm immer die richtige Balance zu finden. Unterstützung erhält er dabei wieder von der bezaubernden Kirsten Dunst als M.J. und dem deutlich gereifter wirkenden James Franco als Harry Osborne. Willem Dafoe, der Grüne Kobold, hat einen kurzen Gastauftritt, wirkt aber eher unpassend. Ganz anders verhält es sich da mit Alfred Molina, der als Doctor Octavius vom wissenschaftlichen Freund und Gutmenschen durch seine eigene Erfindung zum tödlichen Doc Oc mutiert und dabei einmal mehr seine ganze Präsenz ausspielen kann. Hier wurde eindeutig der richtige Mann gefunden um die Rolle auszufüllen. In einer kurzen aber prägenden Rollen gibt es noch "Ash", Bruce Campbell, zu sehen, der inzwischen auch sichtlich gealtert ist.
Alles in allem also eine mehr als gelungene Fortsetzung, die die Geschichte aus Teil 1 gekonnt aufgreift und weiterspinnt, sich dabei aber deutlich steigert und beim direkten Vergleich eindeutig die Nase vorne hat, und das um Längen. Dazu kommt das Raimi trotz allen ernstes der Story die selbstironische Art und Weise beibehalten hat und somit immer wieder für reichlich Auflockerung gesorgt ist. Es darf gelacht werden. Spiderman 2 ist Popcorn Kino vom Feinsten, verfügt dabei aber auch noch über starke Darsteller und genügend Tiefgang um auch Leute zu begeistern, die mit Comicverfilmungen und Action Sommer Hits nichts anfangen können. Hier lohnt sich eindeutig mehr als nur ein Blick. 8 von 10 Punkten.