Review

Ich konnte bereits den Hype um den Vorgänger nicht ganz nachvollziehen und auch „Spiderman 2“ erscheint mir als nur durchschnittlicher Sommerblockbuster.
Peter Parker (Tobey Maguire) ist von seiner Nebenbeschäftigung als Spiderman sehr in Anspruch genommen: Für seine heimlich Angebetete Mary Jane Watson (Kirsten Dunst) hat er keine Zeit mehr, seine Noten an der Uni verschlechtern sich und seinen Nebenjob als Pizzafahrer verliert er. Lediglich seinen wackligen Fotographenjob beim Daily Bugle kann er dank der Fotos von „Spiderman“ behalten. Damit beginnt der Film ganz fetzig, aber der Humor mag nur teilweise zünden (z.B. langweilt die überlange Slapstickeinlage mit der Besenkammer nach einer Weile).
Peter will eine Arbeit über Dr. Otto Octavius (Alfred Molina) schreiben, der für Oscorp an der Erforschung einer neuen Form der Energiegewinnung arbeitet. Der Chef von Oscorp ist inzwischen Peters Freund Harry Osborn (James Franco), der sich an Spiderman rächen will, weil dieser für den Tod von Harrys Vater Norman alias Green Goblin verantwortlich ist. Die Kenntnis des Vorgängers ist bei „Spiderman 2“ mehr als hilfreich, auch wenn der Film im Intro etwas lückenhaft die Geschehnisse des Vorgängers durch gezeichnete Einzelbilder nachvollzieht.

Bei einem Experiment kommt es jedoch zu einem Unfall: Das Energieexperiment schlägt auf zerstörerische Weise fehl, Octavius verschmilzt mit seinen mechanischen Greifarmen und seine Frau Rosalie (Donna Murphy) stirbt. Octavius wird nach diesem Schicksalsschlag zum Superschurken Dr. Octopus, der nur von Spiderman aufgehalten werden kann. Doch gleichzeitig kommt Peter in die Krise und fragt sich, ob er seinen Dienst als Spiderman über sein privates Glück stellen muss…
„Spiderman 2“ setzt die Geschichte relativ konsequent fort und entwickelt diverse Aspekte weiter (z.B. wie die Freundschaft zwischen Harry und Peter unter der Feindschaft Harrys zu Spiderman leidet). Leider kommt dabei der Hauptplot, der Konflikt zwischen Doc Ock und Spiderman, dabei etwas zu kurz: Dr. Octopus erweist sich zwar als überzeugender und tragischer Fiesling, bei dem auch die Verbitterung über den Tod seiner Frau gut zur Geltung kommt. Doch leider darf er kaum in Aktion treten, was der Story einiges an Spannung und Drive raubt.

Die meiste Zeit über recht positiv fällt hingegen die Beschäftigung mit Peters privaten Problemen auf. Schön ist die Tatsache, dass sich der Plot auch hier konsequent weiterentwickelt: War im Vorgänger noch der Umgang mit den ungewohnten Kräften das Thema, so geht es hier darum Privatleben und Heldendasein unter einen Hut zu bringen. Vor allem seine Anbetung von Mary Jane und der Zwang zur Zurückhaltung lassen es dem Zuschauer immer wieder warm ums Herz werden, wobei lediglich die Wendung zum Guten in dieser Hinsicht etwas überzeugender hätte dargestellt werden können. Kitsch kann der Film glücklicherweise umschiffen, nur ab und zu könnte er durchaus romantischer sein (sehr schön ist aber die Szene, in der Peter von Dr. Octavius und seiner Frau vor dem Unfall etwas über Liebe erzählt bekommt).
Bei Peters privaten Problemen stört leider der öfter eingebrachte Humor, der sich über Peter lustig macht und so die Atmosphäre stellenweise komplett zu zerstören vermag. Lediglich der „Comeback“-Versuch mit schmerzhaftem Ende und entsprechendem Kommentar ist wirklich komisch. Wesentlich stärker sind jedoch die Gags, die nicht auf Peters Kosten gehen: Die Sprüche von seinem Chefredakteur J. Jonah Jameson (J.K. Simmons). Jeder Satz ist ein echter Brüller, wobei vor allem die respektlose und zynische Art zu gefallen weiß.

Natürlich versucht sich der Film wieder in Action, aber wie im Vorgänger herrscht hier der CGI-Overkill. So sieht das Schwingen durch die Straßenschluchten sicherlich imposant aus, aber stellenweise werden viele Sachen animiert, die man auch problemlos von Hand hätte machen können. Die Qualität der Effekte ist meistens ziemlich gut, aber ein paar Totalausfälle (z.B. die animierten Hubschrauber in der letzten Szene) sehen einfach scheiße aus. Highlights sind sicherlich die Duelle Spidy vs. Doc Ock, aber stellenweise wird Spiderman einfach zu hart dargestellt, was das Konzept des menschlichsten Superhelden untergräbt. So überlebt er z.B. Stürze aus unglaublicher Höhe, weshalb man nie glaubt, dass er ernsthaft zu verletzen sei und die Szene, in der Spiderman einen außer Kontrolle geratenen Zug durch Muskelkraft aufhält, wirkt lächerlich. Da konnten die „X-Men“-Filme den Mittelweg zwischen Superkraft und Verletzlichkeit viel überzeugender darstellen.
Tobey Maguire und Kirsten Dunst sind beide wieder recht überzeugend in den Hauptrollen, aber verschiedene Nebendarsteller sind die wahren Highlights. Allen voran natürlich der herrlich zynische J.K. Simmons, aber auch Alfred Molina und James Franco sind wirklich klasse. Der Rest der Crew kann sich aber auch sehen lassen und agiert auf gehobenem Blockbusterniveau.

Schlussendlich bleibt „Spiderman 2“ ein durchwachsenes Kinoerlebnis: Konsequente Storyentwicklung und überzeugende Subplots stehen einem Mangel an Spannung sowie einem etwas seelenlosen CGI-Overkill gegenüber.

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