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In dem Trailer zu "Spider-Man 2", in dem eine Schlüsselszene zwischen Peter Parker, M.J. und dem Bösewicht Doctor Octopus gezeigt wurde, verzichtete man großspurig darauf, den Filmtitel überhaupt auszuschreiben. Am Ende des Einminüters stand nur eine "2". Im Laufe von 2 Jahren ist Spiderman zu einer Figur geworden, die man nicht mehr vorstellen muss, jemand sein eigenes Trademark darstellt, und jemand, der kurz davor ist, zu einer enorm profitablen Kino-Franchise zu werden. Wie auch immer, "2" ist jetzt in unseren Kinos, und lange vorgestellt muss die Figur des schicksalhaften Superhelden nun nicht mehr - wir können uns gleich in das Storygeflecht aus mutierten Wissenschaftlern, verzwickten Freundschaften, einer komplizierten Liebe und einer noch nicht bewältigten Vergangenheit stürzen.

Vorweg: Spiderman ist der Alte geblieben. Nicht nur, dass Tobey Maguire ein zweites Mal in das enge Spinnenoutfit klettert, auch filmisch hat sich kaum etwas gegenüber dem Erstling entwickelt. Keine Innovationen, keine Veränderungen, gleich bleibende Qualität. Maguire spielt Peter Parker, der ständig seine Gelegenheitsjobs vergeigt, zu spät in seine wissenschaftlichen Vorlesungen kommt, seine Hausarbeiten nicht macht, und noch nicht einmal seine Beziehung zu seiner besten Freundin M.J. (Kirsten Dunst) pflegen kann. Und das alles, weil er sich, wenn immer Verbrechen und Ungerechtigkeit drohen, die Stadt zu erschüttern, er sich in sein Spinnenkostüm zwängt, und für Recht und Ordnung sorgt. Da dies ein Fulltime-Job ist, bleiben private Interessen hinten an.

Im ersten "Spider-Man"-Abenteuer entschloss sich Peter Parker dafür, die Verantwortung, die seine Kräfte mit sich bringen, bedingungslos zu tragen. Dafür gab er seine Hoffnungen auf seine Jugendliebe M.J., die nun erstmals seine Gefühle erwiderte. In "2" dreht sich immer noch alles um Peters Verantwortung, und die Tatsache, dass er sie nicht mehr tragen möchte. Seine Spinnenkräfte scheinen rudimentär auszufallen. Doch nicht nur das, privater Natur geht alles drunter und drüber: Sein bester Freund Harry (James Franco) macht Spiderman für den Tod seines Vaters verantwortlich, und möchte den spinnerten Superhelden töten lassen. Peters Tante May scheint finanzielle Probleme zu plagen, sie muss ihr altes Heim, in dem sie noch im Vorgänger mit Peter und ihrem verstorbenen Mann Ben wohnte, räumen. Und zu guter Letzt scheint M.J. sich entschlossen zu haben, nicht länger auf ihn zu warten, und hat sich einen adretten Astronauten geangelt - der zu allem Überfluss auch noch der Sohn von Peters Zeitungschef J. Jonah Jameson (J.K. Simmons) ist.

In einer Szene, die einem Bild aus einem frühen "Spider-Man"-Comic eins zu eins entnommen ist, wirft Peter Parker frustriert sein Kostüm in eine Mülltonne, und beschließt von nun an für sich zu leben. Der ganze Film bezieht seine Stärke daraus, dass die Geschichte eine menschliche, nachvollziehbare ist. Spider-Man ist kein Superman, der von einem anderen Planeten kommt, und tollpatschig die humanoiden Gewohnheiten erlernen muss. Auch ist er kein verwöhnter Millionär wie Batman, der als Hobby Jagd auf Verbrecher macht. Nein, Spider-Man ist exakt so, wie sein Zielpublikum. Jung, unsicher, und mit allen geistigen Fehlern der Jugend behaftet. Mit einem Charakter, der seinen Job als Pizzaboten verliert, weil er einmal zu viel unzuverlässig war; mit einem Charakter, der, im Gegensatz zu fast allen anderen Superhelden, echte Gefühle, wie Liebe und Hass empfindet, und diese sein Leben bestimmen, lässt es sich einfach besser identifizieren, als mit emotionslosen Kampfmaschinen.

So fokussiert sich der Film fast größtenteils auf den inneren Konflikt in Peter Parker. Fast beiläufig, und deutlich schwächer, inszeniert Regisseur Sam Raimi die Geschichte von Doctor Octopus (Alfred Molina), einem durchgeknallten Wissenschaftler, dessen schizophrenes Tun von vier elektronischen Fangarmen mit extrem hoher Künstlicher Intelligenz bestimmt wird. Dieser Doctor Octopus möchte sein Fusionsexperiment, das die gesamte Stadt droht zu vernichten, zu Ende bringen, und sucht dabei nicht nur die Hilfe von Harry Osborn, sondern kidnappt auch noch M.J. In den Sequenzen mit Octopus wird Raimi leicht nachlässig. Wie schon im ersten Teil präsentiert er uns einen Spidey-Gegner, der ursprünglich aus dem Mentor-Umfeld des jungen Peter Parkers kommt, und durch einen Unfall dazu gezwungen wird, Verbrechen auszuüben. Es ist exakt das gleiche Profil eines guten Menschen, der durch die Technik zu einem "Dr.-Jekyll-&-Mr.-Hyde"-Bösewicht wird. Als dann am Schluss sogar noch Willem Dafoe als Grüner Goblin einen kurzen Cameo-Auftritt hat, wird einem nur schmerzlich bewusst, dass dieser Film doch "nur" ein Aufguss auf einen sehr guten ersten Teil darstellt, und er sich doch sehr einer ökonomischen Fortsetzungslogik unterwirft.

In den Szenen, die dieses Sequel nicht direkt aus dem ersten Teil fortsetzt, also die Storyline um Octopus herum, ist der Actionfilm nur eine schwache Repetition gegenüber seinem Vorgänger. In den, glücklicherweise dominierenden Sequenzen, die die Geschehnisse aus dem ersten Teil direkt fortsetzen, macht "Spider-Man 2" uneingeschränkt Spaß. Einen soliden Actionfilm mit einer guten Geschichte, tiefen Figuren und echten Gefühlen - und der dabei auch noch unterhaltsam bleibt - findet man in dieser Klasse selten. Und so ist "Spider-Man 2" ein vollkommen zufrieden stellendes Produkt Popcornkinos, das höchstens an der Tatsache schwächelt, dass es nun leider "nur" der zweite Teil in einer hoffentlich recht langen Filmreihe bleibt. Und da das Ende genug Stoff für einen dritten Ausflug in die Spinnennetze New Yorks innehat, bleibt eine Filmreihe lobenswerterweise nicht aus.

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