Review

Auch wenn es gestern Spiderman 2.1 gab, die etwas längere Fassung von Spiderman 2, muss ich ganz klar sagen, dass die Veränderungen derart unbedeutend sind, dass man ruhig das Gesamtgespräch auf Spiderman 2 beschränken kann. Gestern habe ich den Film mal wieder gesehen und er hat mich auf höchstem Maße überrascht. Leider aber diesmal nicht im positiven Sinne. Als ich den zweiten Teil damals im Kino gesehen habe, war ich von vorne bis hinten begeistert und habe noch Tage lang nach dem Kinobesuch von diesem Streifen geschwärmt. Jetzt frage ich mich : Wieso? Damit wir uns nicht falsch verstehen, die Fortsetzung ist absolut gelungen und bietet noch bessere Actionszenen als in Teil 1 und auch die Charaktere werden hier noch besser ausgearbeitet. Allerdings hat der Film viele kleine Szenen, die einfach nur dumm sind, ja sogar richtig dumm. Es sind keine wirklich bedeutenden Szenen, dennoch bin ich sehr verwundert, dass mir diese mehreren kleinen Schnitzer früher nie so gravierend aufgefallen sind. Es passiert nicht oft, dass ich meine Meinung überdenke, denn früher war Teil 2 mein Lieblingsteil der Reihe, aber die erste Fortsetzung des Spinnenmanns hat zu viele "Och Nö"-Szenen wodurch dieser Film beim näheren Betrachten doch ein wenig schwächer als der erste Teil ist.

Peter Parker rettet immer noch als Spiderman die Stadt vor allen Verbrechern und kämpft sich nun seit bereits 2 Jahren in seinem neuen Leben durch. Doch privat sieht es bei Peter alles andere als rosig aus. Das Geld ist knapp, er verliert seinen Job als Pizzabote und mit Mary Jane ist er noch immer nicht zusammen, obwohl sie ihm bereits die Liebe gestanden hat. Doch Peter will M.J. vor den Bösen beschützen und kann sich deshalb keine Zukunft mit ihr vorstellen. Nebenbei ist da noch Peters bester Freund Harry, der sich an Spiderman für den Tod seines Vaters rächen will. Doch bei diesen Problemen bleibt es nicht, denn eine neue Bedrohung bahnt sich an : Der Wissenschaftler Dr. Octavius wird nach einem missglückten Experiment zu einer unkontrollierten Kampfmaschine mit 4 zusätzlichen mechanischen Tentakeln und er hat vor, die ganze Stadt New York mit einer Art Supernova zu vernichten. Doch gerade als der verrückte Professor in der Stadt wütet, versagen plötzlich die Kräfte von Spiderman. Ist dies das Ende des stadtbekannten Spinnenmanns?

Eigentlich macht dieser Film ja alles richtig, die Spannung wurde hier deutlich hochgeschraubt, die Actionszenen sind überragend und wir bekommen auch hier wieder einen fantastischen Bösewicht geboten. Leider gibt es eben die besagten kleinen Stellen, die dem Film überhaupt nicht gut tun. Da wäre zum einen die Szene im brennenden Gebäude. Peter rennt dort als Mensch und ohne Kräfte hinein und findet dabei ein kleines Mädchen (ca. 3 Jahre alt). Als Peter in ein Loch stürzt und kurz davor ist abzustürzen, zieht ihn das kleine Mädchen hoch. Was hat man sich bei dieser Szene gedacht? Es ist wirklich eine sehr schmerzhafte Schmach mit anzusehen, dass ein Superheld von einem 3jährigen Mädchen derart gedemütigt wird. Ebenfalls unbegreiflich war die Aktion während des ersten Kampfes mit Dr. Oktopus. Der böse Doktor schnappt sich dabei Peters Tante May und schleppt sie mit aufs Hochhaus. Durch den Kampf gegen Spiderman wird die Tante hoch geschleudert und kann sich in letzter Sekunde mit ihrem Regenschirm (!!) an einer Fensterbank festhalten. Wow, Tante May ist wirklich die stärkste Tante, die ich jemals in einer Comicverfilmung gesehen habe, sie sollte ihren eigenen Kinofilm bekommen! Dies beweist sie auch ein paar Sekunden später, als sie mit ihrem Regenschirm, Dr. Oktopus eins auf die Mütze gibt. So sehr, dass sogar seine coole Brille zerstört wird und er laut los schreit. Auch hier ist es völlig unbegreiflich, wie Sam Raimi diese Szene kreieren konnte. Und am Ende gibts dann den dicksten Fauxpas im Film, als Doc Ock es tatsächlich schafft die "Sonne" zu aktivieren. Diese "Sonne" saugt praktisch alles in sich hinein, nur scheinen Spiderman und sogar Mary Jane dagegen völlig immun zu sein, denn sie stehen munter fröhlich in der Gegend herum (Die Sonne nur ein paar Meter entfernt) und feiern fröhlich ihr Wiedersehen. Und die Lösung, wie man diese Supernova aufhält wirkt auch ziemlich ungünstig an den Haaren herbei gezogen. Kann man über diese, doch recht skurrilen, Szenen hinweg sehen, bekommt man hier eine wirklich fantastische Comicverfilmung geboten, die sogar ein nettes Cliffhanger-Ende parat hat und die Zuschauer sehr hungrig für den dritten Teil zurück lässt.

Fast alle Schauspieler haben sich im Vergleich zum Vorgänger hier enorm gesteigert und zeigen uns eindrucksvoll, dass sie wirklich großartige Schauspieler sind. Tobey Maguire zieht sein Ding weiter durch und spielt nach wie vor seinen ganz persönlichen Peter Parker bzw Spiderman, der aber trotzdem den ein oder anderen frechen Spruch parat hat, während er im Spinnenkostüm steckt. Auch in der (vielleicht etwas zu lang ausgebauten) "Krisenzeit" überzeugt Maguire als Figur, die in einer absoluten Identitätskrise steckt. Kirsten Dunst darf hier natürlich auch nicht fehlen und auch sie legt noch eine weitere Schippe an Überzeugungsarbeit drauf. Auch in der viel zu kitschigen Schlussszene (rennen im Hochzeitsleid) versprüht sie diesen gewissen Charme und trägt dabei ihr unverwechselbares Lächeln, woran man erkennt, wie viel Spaß sie in ihrer Rolle als M.J. hat. Alfred Molina (u.a. bekannt aus Indiana Jones, Der Tag des Falken oder Magnolia) verkörpert hier den (aus meiner Sicht gar nicht mal sooooo bösen) verrückten Doktor Oktopus und macht einen wirklich überragenden Job. Ok, er ist jetzt kein Top Ten Schurke, aber er holt eigentlich das Beste aus dieser Comicfigur heraus und Doktor Oktopus zählte nie zu meinen favorisierten Gegenspielern aus der alten Zeichentrickserie. Natürlich darf auch hier wieder nicht der Cameo-Auftritt von Bruce Campbell fehlen, der hier diesmal einen hoch-arroganten Einlasser in einem Theater spielt. Zu dieser Performance gibt es eigentlich nur 2 Worte : Just Awesome!

Wer Teil 1 mochte wird Teil 2 sicherlich auch sehr mögen. Dennoch sollte man kein kleinlicher Mensch sein, denn sonst könnte man bei den genannten Szenen eine schlimme Kopfverletzung erleiden. Auch wenn mich persönlich diese Szenen ein wenig gestört haben, so muss ich dennoch sagen, dass das Gute und vor allem das Überragende, die schlechten Szenen hier übertrumpft und dadurch bleibt Spiderman 2 absolutes Pflichtprogramm für alle Popcorn - und Comickino Fans!


Fazit : Früher war es mein Lieblingsteil. Heute muss ich erstaunt feststellen, dass Teil 2 eigentlich der schwächste Teil der Reihe für mich ist, auch wenn es insgesamt ein fantastischer Film ist.


8/10

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