Review

Spiderman der zweite!

Teil 1 war ja schon gut, wenn auch nicht überragend. Trotzdem kann ich jeden verstehen der den Film nicht mochte. Peter Parker ansich ist ein ziemlicher Schlaffi, die Dialoge sind teilweise auf "Waltons" Niveau, wie auch Teile der Handlung. Aber ich bin nun einmal  Fan "der Spinne", daher ist  "knallharte Objektivität" bei Spidy nicht ganz mein Ding.

Und daher (wen wunderts!) hat mir der zweite Teil auch wieder gut gefallen. Obschon (tolles Wort übrigens, sollte ich öfters benutzen) man sagen muß, daß er vielleicht sogar noch etwas trotteliger ist (was die Figuren betrifft) als der erste Film.

 Teilweise habe ich einen solchen Zorn auf diesen Film, ich wollte ihn schon manchmal mit 5 oder weniger Punkten bestrafen!
Die (guten?) Gründe wären dafür wieder einmal die Figuren.
Zuerst hätten wir da einmal Peter Parker selbst. Es wird ja nichts, aber auch wirklich nichts unversucht gelassen um ihn als größten Deppen der Nation darzustellen. 

Sein Vermieter droht ihm, sein Professor droht ihm, sein Arbeitgeber droht ihm, im Lift wird er verarscht, er kann nicht einmal Türen vernüftig schließen,  Will er sich bei einem Fest (Mary Janes Verlobung!) ein Häppchen genehmigen, kommt er regelmäßig zu spät, wenn er etwas trinken will, sind die servierten Gläser leer, wenn er sich auf der Straße bückt, bekommt er massenweise Rucksäcke und Taschen aller Art über den Schädel gezogen.
Sogar Tante May droht ihm,
Mary Jane droht ihm
Harry droht ihm

OH MANN, wir haben es kapiert, liebe Drehbuchautoren, Peter Parker ist ein armes Würstchen, aber man kann es auch übertreiben. Peter setzt sich nicht 1 Mal zur Wehr. Er nimmt alles Wortlos hin, was für ein WEICHEI!

Nicht Doctor Octavius, nein, ob ihr es glaubt oder nicht, TANTE MAY setzt Peter am meisten zu. Warum fragt ihr. Na ja, Peter gegenüber erwähnt sie, sie wisse nicht was sie mit dem Verantwortlichen für Ben´s Tod machen würde (Peter bekommt schon feuchte Augen!)
Als er ihr endlich die Geschichte erzählt (ich gehe davon aus, jeder der das hier liest kennt sie, kurz er ist unschuldig) reißt sie sich von Peter los, sieht ihn an als wolle sie ihn umbringen und geht in ihr Zimmer, wortlos!!!!!!!!!)
Aber der Hit kommt ja erst noch, am nächsten Tag als Peter zu ihr kommt, macht sie das schlimmste überhaupt. SIE VERZEIHT IHM!!!!!!!!!!!. Bitte was verzeiht sie ihm eigentlich? Das ihr einziges noch lebendes Familienmitglied sich nicht mit einem GEWALTBEREITEN Gangster eingelassen hat oder wie? PETER IST UNSCHULDIG gute Frau, Ben´s Tod ist eine verknüpfung unglücklicher Umstände, sie hätte sagen sollen, Peter, es ist nicht deine Schuld, du hast nicht abgedrückt, du hattest nicht die Waffe in der Hand oder so etwas ähnliches, nein, sie verzeiht ihm! 
Ich verzeihe dir Peter, ein Mörder bleibst du trotzdem. Das Spiderman kräftemäßig impotent wird, darf einen angesichts dieser Verwandschaft und einer nymphomanisch veranlagten Möchtegernfreundin nicht verwundern. Toll, richtig toll.  Peter wußte nicht daß sein Onkel vor dem Haus ist und der Gangster hat auch nicht gesagt  "Heh ich geh mal runter und erschieße deinen Onkel"
WHAT THE F...!

Aber das zeigt  (wenn auch ungewollt) die Doppelmoral unserer heutigen Gesellschaft (ja ich gehöhre ihr auch an, will mich garnicht rausreden)
Im Film und auch in der Realität wird dauernd nur von LIEBE und Treue gesprochen, vom Zusammenhalt der Familie und was weiß ich noch alles, alles ist so schön, alles ist so gut, alle sind nett. BLALBLABla.......
Aber wenn es um den Beweiß der Liebe geht, wenn Zusammenhalt angesichts einer Tragödie oder einer anderen belastenden Situation gefragt ist, dann scheitern die Menschen und zeigen ihre engstirnige oder egoistische Natur.Tante May bringt hier den Beweis.

Mary Jane zeigt sich dafür ETWAS geläutert. Natürlich hat unsere Vorzeigeschlampe wieder einen neuen Freund (die Frau kann einfach nicht alleine sein) wieder kein Armer, seines Zeichens Astronaut und Sohn von J. Jonah Jameson. Wenn sie wenigstens einmal etwas ernster verliebt wäre. Denn obwohl sie vergeben ist, bräuchte Peter nur mit den Fingern zu schnippen und schon wäre ihr Freund Geschichte. Das macht den Charakter der Mary Jane  unsympatisch, denn ihr zukünftiger Ehemann scheint nämlich diesmal richtig nett zu sein.
 Obwohl ihr verzeihe ich es diesmal sogar, sie kann ja nicht ewig auf Peter warten. Der macht es ihr nämlich in diesem Film besonders schwer. "Ich kann nicht mit dir zusammen sein, ich kann es doch, ich kann es doch wieder nicht". Das hält auch keine Frau aus.
Peters Begründung warum er nicht mit ihr zusammen sein kann, ist nämlich auch idiotisch. Er sagt sich nämlich es sei für sie gefährlich, weil Spiderman viele Feinde hat, sie wäre also ein potentielles Ziel.
Nur, die Sache hat einen Haken! Sie wäre ja PETER PARKERS Freundin und nicht die von Spiderman. Solange er nicht in seinem Kostüm mit ihr zum Italiener essen geht, oder ins Kino, dürfte ihr nichts passieren (abgesehen davon, ist sie sowieso dauernd in Gefahr). Und was ist dann mit Tante May, Harry und all seinen anderen Freunden, sind die nicht auch in derselben Gefahr? Er müsste sich zuhause einsperren und mit niemanden mehr reden, keine neuen Beziehungen mehr aufbauen, oder sind ihm alle anderen außer Mary Jane egal?

Die Drehbuchautoren leisten wirklich schlechte Arbeit an Spiderman 2. Dramatische Situationen werden geschaffen ohne Rücksicht auf die Charaktere, es geht einzig allein nur um den Effekt, um das Drama. Unrealistische Action? Von mir aus, habe kein Problem damit (ist ja ein Superheldenfilm) Aber die Charaktere, also das nicht phantastische Element, müssen schon stimmig und nachvollziehbar in ihren Handlungen sein!

Die Action rettet den Film für mich. Doctor Octavius ist ein sehr guter Schurke geworden. Vielschichtig, einigermaßen glaubwürdig (der Charakter natürlich), gut gespielt von Alfred Molina.
Auch die Trickeffekte können mich überzeugen, wirklch sehr gut gemacht. Vor allem der Kampf im und auf dem Zug ist wirklich vom Feinsten. Und hier passt auch die Dramaturgie. Denn die Menschen im Zug werden in den Kampf miteinbezogen. Gerne würde ich behaupten der (Über)Film "Dark Knight" hat sich hier seine Inspiration (für die Szene am Schluß mit den beiden Fähren) geholt.
So verschieden die beiden Szenen auch auf den ersten Blick erscheinen mögen, so ähnlich sind sie doch in ihrer Aussage. Es sind nämlich die Menschen die zu den wahren Superhelden werden. bei "The Dark Knight" entscheiden sie letztendlich GEMEINSCHAFTLICH sich nicht gegenseitig in die Luft zu sprengen. Und bei Spiderman retten sie unseren Helden und stellen sich GEMEINSCHAFTLICH "Doc Ock" entgegen. Wenn der Mensch Willens ist, ist er zu wahrlich Großen fähig. Er ist mehr als die Summe seiner Teile. Wirklich zwei großartige Szenen!!!

Ein Wort zu Sam Raimi! Seine Handschrift ist so gut wie nicht  zu erkennen! (Betrifft die ganze Trilogie)  Außer in der Krankenhausszene ("darfs ein Pfund mehr sein"?) Die ganze OP Sequenz ist ein purer "Raimi Shot" geworden. Tim Burton ist mit seinem "Planet der Affen" Remake übrigens in die gleiche Falle getappt (Reine Auftragsarbeit, Filmstudio hat zu viel Mitspracherecht)
Mehr Raimi und weniger Hollywood wäre auch für Spiderman 2 wünschenswert gewesen.

Jetzt habe ich soviel über den Film geschimpft und trotzdem hat er mir gefallen. Er war eben die meiste Zeit über wirklich lustig, die Action konnte noch mehr überzeugen als noch im Vorgängerfilm, Mary Jane kommt jetzt auch mit nur einem Freund aus. Glücklicherweise hat mein persönliches Highlight J. Jonah Jameson mehr Screentime und die besten "Oneliner" geschrieben bekommen. Gestört hat mich am meisten das Verhalten von Tante May, aber darüber hab ich mich eh genug ausgelassen. Wer allerdings den ersten Teil nicht mochte, dem wird der hier auch nicht gefallen.

Trotz eklatanter Drehbuchschwächen gebe ich ihm die ( eigentlich nicht verdienten) 8 Punkte. Bin eben ein großer Fan! Schande über mich! Obschon......

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