Wie schon im ersten Teil hält sich auch Spider-Man 2 sehr eng an die Comic-Vorlage. Mittlerweile ist Peter Parker ein Erwachsener, der zwischen seiner Verantwortung als Superheld für seine gesamte Umwelt und der Verantwortung als Neffe und Freund zu entscheiden hat.
Hier wird also der melodramatische, gewissenspolitische Aspekt extrem in den Vordergrund gestellt.
Und wieder einmal begeht Raimi hier den Fehler, sich sklavisch an Stan Lees Vorlage zu orientieren.
Fehler daher, weil zum einen Stan Lee diese Comics vor fast vierzig Jahren geschrieben hat, also mittlerweile eine andere Art vorherrscht die Dinge zu sehen, nicht ganz so blumig und lasch. Und zum anderen, weil Stan Lee für die Enwicklung seines Charakters wie es hier vonstatten geht über hundert Comicausgaben gebraucht hat, was impliziert, dass dazwischen eine Menge Action abgehen müßte.
Aber nein, hier wird rumgeflennt und Mary Jane hinterhergetrauert oder über die große Last der Verantwortung gejammert. Das ist auch der Grund, warum ich sagte, die Vorlage ist 40 Jahre alt: Für seine ganzen Problemchen kommt der Film eindeutig zu hell und farbenfroh herüber, fast schon im Weichzeichenerstil eines David Hamilton. So kommt Peter Parkers wachsende Verzweiflung nicht wirklich deprimierend rüber sondern eher wie eine Daily Soap.
Auch der Bösewicht ist diesmal eher im Hintergrund gehalten, dabei hätte man weitaus mehr mit ihm anstellen können.
Aber irgendwie scheint es ja Raimi völlig auszureichen, dass er Peter Parkers Charakterstudie betreibt mit zuwenig Action untersetzt, dafür mit viel mehr infantilem Pseudo-Liebesgeschnulze, damit auch die Mädels auf ihre Kosten kommen.
Mit der Zeit wird der Film eintönig und Mary Janes Entführung hatten wir auch schon im ersten Teil.
Genauso altbacken wie die Verfilmung rüber kommt, wirken auch die Special Effects nach wie vor, zwar gibt es eine starke Verbesserung gegenüber Teil 1, aber nach wie vor sind diese verbesserungswürdig.
Wer auf einen Charakterfilm mit Liebesgeschichte im Stile eines Groschenromans für pubertierende Kinder steht, der ist hier völlig richtig aufgehoben.
Etwas schlechter als der erste Teil, aber dennoch oberer Durchschnitt bei den Comic-Verfilmungen, allein schon deshalb weil er sehr stark um Authentizität bemüht ist.
Noch 6 Punkte.