Review

Für „Nacht über Manhattan“ hat Altmeister und Regisseur Sidney Lumet wieder eine großartige Besetzung um sich geschart, um der Welt die Tücken von Macht, Korruption und Verbrechen aufzuzeigen. Nichts ist, wie es zu sein scheint. Andy Garcia spielt einen angehenden Staatsanwalt, der sich in einem korrupten System zurechtfinden muß. Anfangs ist er idealistisch und kämpferisch, macht dann im Laufe des Filmes eine Wandlung durch und muß mehrere folgenschwere Entscheidungen treffen.

Was in ganz groben Zügen reißerisch klingt, wird von Lumet von leichter Hand inszeniert. Der Film fasziniert, ohne den Zuschauer mit billigen Tricks zu schocken. Getragen von großartigen Schauspielern, wie James Gandolfini, Richard Dreyfuss, Ian Holm und Lena Olin entwickelt sich geradezu gemächlich ein Netz aus Intrigen, Korruption und Verschwörung. Die Darsteller schaffen es dabei glaubhaft zu bleiben und die Entwicklungen der Charaktere realistisch darzustellen. Auch viele Nebendarsteller, die man in der Regel nicht mit Namen kennt, deren Gesichter aus vielen Produktionen aber sehr wohl vertraut sind, tauchen zudem oft in „Nacht über Manhattan“ auf und verleihen dem Film so zusätzlich noch den einen oder anderen Aha-Effekt. Die im besten Sinne unspektakuläre Inszenierung nimmt sich auch bei heiklen Themen zurück. Dies ist in heutigen Filmen, die sehr gern mit einem großen Holzhammer moralisieren und zudem gern ein ganzes Fähnchenmeer in den Wind halten schon gar nicht selbstverständlich. So ist es in dem Film möglich, dass der Verteidiger eines wirklich fiesen Drogendealers und Mörders ein netter Mensch ist, der vom Zuschauer nachvollziehbare Ansichten hat. Dies verleiht den Figuren eine realistische Tiefe. „Nacht über Manhattan“ arbeitet mit Graustufen und Schattierungen, während das Mainstreamkino bei solchen Themen in der Regel mit Weiß und Schwarz auskommt.

„Nacht über Manhattan“ strahlt eine Entspanntheit aus, die sich wohl nur eine Handvoll altgediente Regisseure leisten kann. Lumet ist so einer. Das Ergebnis kann nur durch die zahlreichen überzeugenden Leinwandakteure funktionieren, doch wer kann schon Nein sagen, wenn man das Angebot hat, in einem Sidney Lumet-Film mitzuwirken? Auch wenn „Nacht über Manhattan“ wohl nie in einem Atemzug genannt wird mit Lumets bekanntestem Film „Die 12 Geschworenen“, macht sich ein Lumet-Film in der Filmographie eines Schauspielers sicherlich nicht schlecht...

Fazit:

8/10

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