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Vorsicht , Spoiler!

Die Republik Krakozia wird über Nacht von einem Rebellenangriff heimgesucht. Der aus diesem Land stammende Victor Navorski ist somit urplötzlich staatenlos, da sein Reisepass UND sein USA-Visum keine Gültigkeit mehr besitzen. Der Sicherheitschef lässt ihn daher "vorläufig" in Gate 67 des New Yorker Flughafens "wohnen".

Aus einem solchen Szenario hätte man eine herrliche Satire auf die Einwanderungspolitik des USA machen können. Aber nicht mit Steven Spielberg: Victor Navorski wird verkörpert durch Hollywood-Saubermann Tom Hanks, der hier sein Standard-Programm abspult: leicht unbeholfen und tapsig, aber herzensgut und immer sympatisch. Damit soll es dann auch gewesen sein, denn obwohl seine Figur in fast jeder Szene im Mittelpunkt steht, erfährt man über selbige herzlich wenig, ausser von einem Versprechen, dass er noch für seinen verstorbenen Vater einlösen will. Ansonsten reicht es zu wissen, dass er ein begnadeter Zimmermann und Installateur ist, um eine der kitschigsten Szenen der letzten Kinojahre bewundern zu können: goldenes Licht, im Hintergrund ein selbstgemachter Springbrunnen, säuselnde Musik und das knutschende Pärchen, während die Kamera langsam zurückfährt. Die Zeichnung der Figur von Catherine-Zeta Jones läuft im Prinzip nur auf diesen einen Augenblick hinaus - eine Romanze, wie sie überflüssiger und langweiliger nicht sein kann.
Diese Szene ist symptomatisch für die gesamte Inszenierung des Streifens: Trotz einer eigentlich tragischen Ausgangssituaton ist man immer bemüht, die positiven Seiten, wie zum Beispiel Victors freundschaftliche Annäherung an das Flughafenpersonal, in den Vordergrund zu stellen. Eine Erzählweise, die hier nur bedingt funktioniert (besonders, wenn man den realen Hintergrund der Story bedenkt).
Die wenigen wirklich satirischen Ansätze sind nur in den Szenen mit Stanley Tucci als Sicherheitschef erkennbar, der hier noch die beste Vorstellung aller Akteure abliefert: Ein engstirniger Bürokrat, der aber im Verlauf der Handlung ebenfalls, aber einigermassen subtil, zum guten Menschen bekehrt wird. Über die Glaubwürdigkeit einer solchen Wandlung lässt sich streiten.
Ein weiterer Pluspunkt sind die Nebencharaktere, die sehr drollig und sympatisch rüberkommen - besonders der kleine Inder ist ein echtes Highlight - man beachte vor allem seine Jonglierkünste! Nur sein letzter Auftritt ist völlig überzogen und aufgesetzt melodramatisch - ein weiteres Ärgernis, dass man sich locker hätte sparen können, genauso wie die geradezu peinliche "Hochzeitsszene" und das gesamte FInale im Jazzclub (auch wenn die Musik klasse ist ;-)).
Ausstattungstechnisch bewegt man sich hier auf allerhöchstem Niveau: Das eigens für diesen Film erbaute Flughafen-Terminal kann sich wahrlich sehen lassen, wird besonders am Anfang des Films in einigen totalen Einstellungen auf beeindruckende Weise hervorgehoben - die aufdringliche Schleichwerbung trübt den Eindruck allerdings etwas. Auch stellt sich die Frage, inwieweit für einen solchen Film ein solcher Produktionsaufwand von Nöten ist.

Spielberg liefert mit "Terminal" ein programmiertes und allzu berechenbares Hollywoodmärchen ab, das seine guten Ansätze schnell über den Haufen wirft und damit die originelle Grundidee völlig verschenkt. Nette Screwballcomedy und putzige Nebenfiguren retten den Film vor der totalen Belanglosigkeit.

5/10

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