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Nach „King Arthur“ hält nun endlich auch der zweiter Superflop des amerikanischen Kinosommers bei uns Einzug – „The Chronicles of Riddick“. Der Vorgänger war 2000 ein Überraschungshit, der sein Budget von 23 Millionen locker einspielte, mal eben 20 Millionen als Gewinnspanne verbuchen durfte und auf DVD ein richtiger Hit wurde. Für Hauptdarsteller Vin Diesel („The Fast and the Furious“, „XXX“) bedeutete die Rolle des morallosen, zynischen Antihelden Richard B. Riddick der endgültige Durchbruch. Trotz des kommerziellen Erfolgs ließen bei Regisseur und Drehbuchautor David Twohy die Angebote auf sich warten. Sein unspektakulärer U-Boot-Gruseler „Below“ entpuppte sich als Flop und so entschloss er sich Riddick in Serie gehen zu lassen. Frappierend deutlich sind die Parallelen zur „Matrix“ – Trilogie, die auch erst im nachhinein zu einer Trilogie ausgebaut worden ist und zu seelenlosem Effektbombast verkam. Genau das gleiche geschieht hier.

Stattliche 100 Millionen Dollar standen Twohy für diese Fortsetzung zur Verfügung und die sieht man dem Film in jeder Szene an. „The Chronicles of Riddick“ ist in jedem Shot, in jeder Szene, in jeder Sekunde ein gestyltes Science-Fiction-Abenteuer, das fast nur auf Eyecandy aufgebaut ist: Das sieht geil aus, das bauen wir ein. In seinen Bemühungen dem Film epische Ausmaße zu verpassen, überfrachtet Twohy das Drehbuch leider hoffnungslos. Der Stoff hätte wohl für zwei oder drei Filme gereicht.

5 Jahre nach „Pitch Black“ ist Riddick noch immer auf der Flucht und lebt auf einem unwirtlichen Eisplaneten, um geldgierigen Kopfgeldjägern zu entgehen. Als die Prämie für ihn auf 1,5 Millionen erhöht wird, beschließt er den Auftraggeber aufzusuchen. Es ist sein alter Freund Imam (Keith David, „They live“ „The Thing“), der seine Hilfe braucht und ihn nur zu sich locken wollte. So weit, so logisch – aber jetzt geht es los. Die Necromonger ziehen von Planet zu Planet um ihre Einwohner zu unterjochen (Warum?). Ihr Ziel ist es, das Underverse zu erreichen (Warum?). Angeführt werden sie von Lord Marshall (Colm Feore, „Paycheck“), der selbst schon mal dort war (Warum?) und mit übermenschlichen Kräften von dort zurück kehrte (Ah ja....). Die einzige Rasse, die, diese frei nach den Borg handelnden, Krieger aufhalten kann, sind die Furianer. Jetzt ratet mal wer denn nun der letzte, lebende Furianer ist – genau Riddick. Warum die Necromonger so einen Riesenschiss vor ihm haben, bleibt mir allerdings unklar. Immerhin sind sie doch zahlenmäßig leicht im Vorteil und könnten ihm doch locker den Garaus machen. Egal, ab der ersten Begegnung zwischen Lord Marshall und Riddick weiß jedenfalls jeder Zuschauer wie sich das Finale gestalten wird.

Doch bis es zum alles entscheidenden Kampf kommt, soll es noch etwas dauern. In überflüssigen Nebenstories, die wohl Plotpotential für zukünftige, jetzt wohl nicht mehr mögliche, Fortsetzungen sein sollten, wird innerhalb der Necromonger-Community gar heftig intrigiert. Judi Dench hat ist als Aereon derweil nur schmuckes Beiwerk, das herzlich wenig zu tun hat und letztlich verschenkt wird. Twohy hat hier eine ganze Menge Ideen und er will „auf Teufel komm raus“ alles in diesem Film unterbringen. Allein diese überflüssigen Monsterköter auf Crematoria sind nur dort, weil Twohy es wohl ganz witzig fand sie einzubauen, denn einen Zweck haben sie nicht.

Leider mangelt es ihm bei seinen Ideen nur stets an Kreativität. Die Namensgebungen allein sind zwar schon der Brüller (Planeten mit Namen Helion und Crematoria, die Necromonger wohnen in Necropolis), aber die Dreistheit mit der er bei „Star Wars“, „Dune“ und „Star Trek“ sich die Rassen und Motive zusammenzüchtet, ist kaum noch zu überbieten. „Das war schon mal erfolgreich, das bauen wir mit ein“. Die Assimilierung der Unterjochten geschieht nach Borgverfahren und das Auftreten der Bösewichte riecht nach einem gewissen Imperator. Wenn schon Ideenklau, dann bitte nicht ganz so offensichtlich.

Wer sich über all dies nicht aufregt, bekommt immerhin einen recht unterhaltsamen, leider völlig seelenlosen Science-Fiction-Actioner geboten, in dem alle paar Minuten von Planeten zu Planeten gecruist wird. Wenn sich nicht geprügelt wird, oder Raumschiffe durch die Luft surren, darf der nihilistische, undurchschaubare Antiheld seine Sprüche zum Besten geben („Das war einer meiner besten Männer!“ – „Na, wenn du das sagst.“), (Es gibt nur eine Geschwindigkeit. – Meine!“). Logik ist dabei selten Twohys Stärke, was spätestens auf Crematoria auffällt. Da wird nicht nur vor der aufgehenden, alles weg brutzelnden Sonne geflüchtet (Wie kann da Atmosphäre entstehen? Wie kann man auf der arschkalten Seite ohne Winterkleidung herumdackeln?), man kann sich vor ihr auch hinter Steinen verstecken. Luft und Boden heizt sich also nicht auf oder wie und vor der Hitze kann man sich mal eben mit ein Tropfen Wasser auf der Birne schützen? Jaja, passt schon...

Vor dem Untergang rettet „The Chronicles of Riddick“ eigentlich nur Vin Diesel. Seine physische Präsenz ist bombig, seine Oneliner trocken. Neben Dwayne Johnson alias „The Rock“ ist er zurzeit auch der einzige Darsteller, der solche Sprüche bringen kann, ohne sich dabei lächerlich zu machen. Stimme, Aussehen und vor allem der zwischen Gut und Böse schwankende Charakter Riddicks sind die Stärke des Films. Ohne ihn, würde das hier eine Bruchlandung par excellence geben. Diesel hat, vor allem was cooles Posing und Auftreten angeht, seit seinen letzten Auftritten in „The Fast and the Furious“ oder „XXX“ noch mal einiges dazu gelernt. Sich in dieser ihm bekannten Rolle sichtlich wohl fühlend, läuft er endlich wieder zu alter Stärke auf. Mit solchen kruden Sci-Fi-Streifen wird das aber mit der Krone des Actionhelden, um die er sich mit dem leider auch schwächelnden Dwayne Johnson streitet, nichts. Inszeniert mit ihm doch mal einen bodenständigen, einfachen Actionfilm, wie sein Kontrahent sie abliefert!
In weiteren Rollen sind bekannte Namen wie Karl Urban (Eomer aus „Lord of the Rings“) oder Thandie Newton („Mission: Impossible II“) zu sehen. Während Urban eigentlich nur böse gucken muss, hatte ich bei Newton ständig das Gefühl, eine Erotikdarstellerin hätte sich in einen Hollywoodblockbuster verirrt. Schaut gut aus, aber schauspielerisch ist sie eine Null.

Wie schon „King Arthur“ und auch jüngst „Alien vs. Predator“ wurde „The Chronicles of Riddick“ von seinem ursprünglichen R-Rating auf die niedrigere Freigabe PG-13 herunter geschnitten, um mehr Zuschauer ins Publikum zu bekommen. Wie schon in „King Arthur“ fällt das negativ auf. Die Kämpfe, in denen es dann mal mit, mal ohne Waffen zur Sache geht, sind wüste Schnittstakkatos. Da wurden viele Frames entfernt, um jegliche, blutige Details zu verstecken und das nervt auf die Dauer. Nicht, dass der Film unbedingt Blut bräuchte, man verliert umgehend bei jedem Scharmützel die Übersicht und kann schlicht und einfach nichts mehr erkennen. Es bleibt abzuwarten, was der für die DVD-Veröffentlichung angekündigte Director’s Cut da noch zu retten vermag.

Wenn David Twohy Können bewiesen hat, dann in effekttechnischer Hinsicht. Obwohl ich „The Chronicles of Riddick“ nicht sonderlich viel abgewinnen konnte, haben mich die Invasionssequenzen und die Designeinfälle beeindruckt. Die Rüstungen sind zwar völlig unzweckmäßig, sehen an diesen kriegerischen, nach Macht gierenden Necromongern einfach gut aus – passen irgendwie. Die Heerscharen und die eintreffende Flotte sehen, begleitet von Graeme Revells („The Negotiator“, „Pitch Black“)imposanten Score, wirklich beeindruckend aus. Es ist deutlich CGI – aber es ist hervorragend gemacht. Die düstere Bildästhetik, die eine sehr negative Zukunft prophezeit passt ganz hervorragend dazu.

Fazit:
Mit dem „Pitch Black“ – Sequel „„The Chronicles of Riddick“ schuf Regisseur David Twohy ein atmosphäreloses, poliertes Möchtegernepos, dass mit einem völlig überfrachteten Skript zu kämpfen hat. Der zu kompliziert gestrickte Mix aus Fantasy und Science-Fiction, in Verbindung mit religiösen Motiven, krankt an Twohys Vorhaben eine Saga zu schaffen, die sich mit Referenzwerken wie „Star Wars“ messen kann. Wenn man sein Hirn abschaltet, bleibt aber immerhin actiongeladenes Eyecandy, mit einem hervorragenden Vin Diesel, unübersichtlichen Kämpfen, coolen Onelinern und einem völlig unerwarteten Ende. Es bleibt abzuwarten, ob Twohy die Chance einer Fortsetzung erhält.

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