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Um der Großstadthölle zu entfliehen und um eine zerbrochene Liebe zu verarbeiten, läßt sich Sergeant John Berlin (Andy Garcia) in ein friedliches Kleinstädtchen abseits allen Trubels versetzen. Sein neuer Kollege, Sergeant Freddy Ross (Lance Henriksen), ist nicht nur ein alter Hase im Geschäft, sondern auch noch der Mann seiner Schwester Margie (Kathy Baker). In der ländlichen Idylle zeigen sich erste Risse, als auf einer Müllhalde eine abgetrennte Frauenhand gefunden wird. Nach einigen Recherchen entdeckt Berlin, daß die Hand höchstwahrscheinlich einer Blinden gehörte, und daß dieser Mord womöglich kein Einzelfall ist, sondern in Verbindung mit einem bis dato ungeklärten Verbrechen (Codename: Jennifer) steht, das vor einigen Jahren für Aufsehen sorgte. Bei weiteren Nachforschungen lernt Berlin die blinde Helena Robertson (Uma Thurman) kennen und verliebt sich in die schöne, intelligente Frau. Mit seiner Vermutung, daß in der Gegend ein gerissener Serienmörder sein Unwesen treibt, landet Berlin bald in einer Sackgasse, nicht zuletzt, da ihm seine Kollegen jegliche Unterstützung verwähren. Daß er mit seiner Theorie jedoch ins Schwarze getroffen hat und daß der gefährliche Killer näher ist, als er denkt, bringt nicht nur ihn selbst, sondern auch seinen Partner und vor allem Helena in tödliche Gefahr.
Nach seinen beiden Filmen Withnail & I und How to Get Ahead in Advertising wagte sich der sechsundvierzigjährige Bruce Robinson aufs spiegelglatte Hollywood-Parkett und fiel gehörig auf die Schnauze. Die schmerzhaften Erfahrungen mit den intriganten Studiobossen haben dem Briten die Lust aufs Filmemachen dermaßen vergällt, daß er für nahezu zwei Jahrzehnte kein neues Projekt mehr in Angriff nahm. Doch trotz aller Querelen kann sich das Ergebnis sehen lassen: Jennifer Eight ist ein sehr guter Film, zwar nicht wirklich rund, aber schön atmosphärisch und ausnahmslos gut gespielt. Am beeindruckendsten fand ich Uma Thurman, die in ihrer Rolle als unsichere, fragile Helena regelrecht aufgeht und für einige richtig intensive, gänsehauterzeugende Momente sorgt (ihr Zusammenbruch auf einer Party, als sie von den auf sie einstürmenden Geräuschen überwältigt wird, ist brillant gespielt). Andy Garcia ist gut, auf Lance Henriksen ist sowieso immer Verlaß, und Kathy Baker macht aus ihrer kleinen aber nicht unwichtigen Rolle das beste. Conrad L. Halls düstere, fast trostlose Kameraarbeit ist ein weiterer dicker Pluspunkt, wie auch Christopher Youngs eingängiger Score, der das Geschehen angenehm zurückhaltend unterstreicht. Etwas irritierend ist der Umstand, daß sich Jennifer Eight als Genrehüpfer erweist. Er beginnt als Kriminalfilm, schwenkt um zu einer Romanze, und schlägt dann einen Haken Richtung Thriller. Weiter geht es mit etwas Drama, danach wird im Subgenre des Verhörfilms gewildert (hier reißt ein glänzend aufgelegter John Malkovich den Film an sich), und schließlich mündet alles in ein sehr gelungenes und ungemein befriedigendes Thriller-Finale. Irgendwie hat man stets das Gefühl, daß sich Bruce Robinson weniger für die Geschichte sondern vielmehr für die unterschiedlichen Charaktere interessiert hat. Das Ergebnis ist weder richtig rund noch sonderlich originell, aber dank der starken Figuren und der düsteren Grundstimmung verfolgt man als Zuseher das Geschehen gespannt und fasziniert. Und an einigen tollen Suspense-Sequenzen kann man sich ebenfalls erfreuen. Jennifer Eight ist definitiv einer der besseren Thriller der 1990er Jahre. Somit wird meine Bewertung dem Titel gerecht, denn 8 von 10 Jennifers kann ich guten Gewissens vergeben.

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