Review

Zwar ohne Menahem Golan und Yoram Globus, dafür aber mit Michael Dudikoff und David Bradley im Duett, entstand dieses dritte Sequel zu Sam Firstenbergs „American Ninja“. „American Ninja 4: The Annihilation” krankt vorzugsweise an dem gleichen Symptom, das leider alle späte Cannon-Produktionen aufwiesen: der Mangel an Action.
Denn Produzent Avi Lerner, später Mitbegründer von Nu Image, musste seinen Regisseur Cedric Sundstrom, der sich einst in der Regieassistenz unter Cannon seine Sporen verdiente und im Zuge der Einsparmaßnahmen schon den dritten Teil „American Ninja 3: Blood Hunt“ inszenieren durfte, mit einem sichtlich knapp kalkulierten Budget ausstatten.
Ich konnte mich hier vor allem in den ersten Minuten und später immer wieder jedenfalls des Gefühls nicht erwähren, dass genauso gut italienische Produzenten Sundstrom samt Crew in den philippinischen Exploitation-Dschungel jagen hätten können und man hätte den Unterschied nicht großartig bemerkt.

Aufmerksamkeit erregt im vierten Teil lediglich die Tatsache, dass mit Südafrika innerhalb der Reihe endlich wieder Neuland betreten wurde und das Duo David Bradley („American Samurai“, „Cyborg Cop“) / Michael Dudikoff („American Ninja“, „Avenging Force“) zum ersten und einzigen Mal vereint auftritt. Gerade deshalb ist es eigentlich schade, dass aus der Konstellation letztlich wo wenig gemacht wurde.

Denn die Geschichte ist selbst für B-Movie-Verhältnisse totaler Nonsens und zeigt bereits eingangs auf, dass Sundstrom unter diesen Bedingungen nie in der Lage ist, das schwere Erbe von Sam Firstenberg anzutreten.
Der Run einer überlegenen Anzahl schwarzgewandeter Ninjas auf eine in Hühnerhaufen-Formation quer durch die Botanik flüchtende Delta Force-Einheit kann zwar durch eifriges Erwürgen, Aufschlitzen und Durchbohren passabel bei Laune halten, weckt aber schon hier sehnsüchtige Erinnerungen an ausgefeilte Actionszenen früherer Cannon-Produktionen

Viel schlimmer als die hölzerne, selten gute Inszenierung ist aber der grenzdämliche Plot um den englischen Ex-Bullen Mulgrew (James Booth, „Pray for Death“, „Avenging Force“), der Amerikaner und Engländer wie sonst nichts auf der Welt hasst und sich deswegen im Dienste einer fundamentalen Scheich-Parodie, die wiederum eine koffergroße Atombombe im Herzen New Yorks platzieren will, verdingt, um dessen Killerschwadron von Ninjas in den lustigsten, kunterbunten Farben auszubilden. Ihre Forderungen: 50 Mille + Entlassung aller ihrer Kämpfer aus der Haft, sonst geht es dem überlebenden Quartett an den Kragen. Auweia...
Und weil er so unglaublich fies ist, foltert er die letzten überlebenden Delta Forces nicht nur rollengerecht, sondern exekutiert sie auch, lässt sie seine Schuhe ablecken (Pfui!) und gibt sich allgemein fix und foxy, wenn ihm irgendetwas nicht in den Kram passt. Den Vater der Krankenschwester Sarah (Robin Stille) hat er auch auf dem Gewissen. Blablabla...
Da ist der merkwürdige Scheich mit seinen Hasstiraden und seltsamen Anwandlungen („Ich stell’ mal die Atombombe an, um mich nah bei Allah zu fühlen...“) wenigstens noch lustig.

Zu allem Überfluss hat David Bradley alias Sean Davidson nach seinem Briefing (Weil die Presse schon lauert bleiben nur 2 Optionen: Sean oder B-2-Bomber *hüstel*) lange Zeit auch gar nichts zu tun und schleppt neben seinem schwarzhäutigen Partner, den die Handlung und ehrlich gesagt auch der Zuschauer überhaupt nicht benötigt, den geschwätzigen Knirps von einem Sidekick mit sich herum, der definitiv nicht lustig ist. Die erste einigermaßen unterhaltsame Klopperei von ihm gibt es deswegen auch erst nach langwierigen Vorbesprechungen und Fallschirmabsprüngen (Willst ’ne Limo?) in einer schummrigen Bar vor Ort, wobei die Dreschflegel für Bradley ein Kinderspiel darstellen.

Umso schneller sollen sie dafür in die Hände von Mulgrew gelangen, der seine Männer schon in böser Vorahnung losgeschickt hat, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Doch der korrupte Polizeichef ist zu dämlich ein Leichenschauhaus unter die Lupe zu nehmen, was dann zur Folge hat, dass Davidson sich alsbald ein Trio ans Bein nagelt, das in der folgenden, zwar leichenreichen, aber wiederum trotz Ninja-Gimmicks nur faden Action auf einem gut gemähten Rasenstück mit vereinzelter Baumzucht, zwischen der dann etliche Ninjas herumwuseln und ihren Lebensodem ausatmen, in keiner Weise hilfreich zur Seite stehen kann. Putzig: Die Ninja-Armada wartet fairerweise geduldig bis Sean seine Utensilien zusammengebaut hat und bläst erst dann zum Angriff.

Ein paar Foltereinlagen und ein wirklich dann endlich mal gelungener Blick in das verlustreiche, auslesende Ninja-Training später, eilt aber schon Armstrong, der anfangs die Mission ablehnte, aber nun Sean rauspauken muss, von dem Lehrstuhl des Friedenschors (Auch witzig, wenn man weiß, dass Dudikoff Legastheniker war/ist) mit Ninja-Ausrüstung im Gepäck zur Hilfe und tut sich alsbald nach einem kleinen Begrüßungsscharmützel mit den dortigen Rebellen zusammen, die mal eben so aussehen und hausen als würden sie aus einer völlig anderen Dimension stammen müssen, nämlich aus einer postapokalyptischen Endzeit. Schwachsinniger geht es wirklich kaum noch.

Die bei Cannon dann obligatorische, finale Erstürmung des Unterschlupfs vom Obermotz bildet dann das Finale, steckt dann auch wieder voller Blödsinnigkeiten (Die Rebellen fahren in Kolonne direkt bis vor das Tor...). Die Explosionen sind verglichen mit früheren Produktionen furchtbar unspektakulär und die Choreographien lieblos aneinandergereiht. Dudikoff und der alsbald befreite Bradley erhalten inmitten der Massenschlacht ihre persönlichen Gegner, die sie dann auch zu Klump hauen dürfen, allerdings ohne wirklich vor Probleme gestellt zu werden.

„American Ninja 4: The Annihilation” kann wie schon der dritte Teil nicht mehr an die Erfolg der beiden Firstenberg-Originale anknüpfen, zumal das einst so exotische Ninja-Thema längst seinen Reiz verloren hatte. Einfache Glaubenskämpfer hätten es hier genauso getan und der Effekt wäre der Gleiche gewesen.
Die Schauwerte bleiben Mangelware, dem Plot mangelt es an Abwechslung und Tempo, die Darsteller gewinnen auch keine Preise. Insbesondere der überflüssige Ballast, wie zum Beispiel Sarah bzw. der schwarze Partner oder der ganze Nonsens um Miesepeter Mulgrew könnte man dezent wegstreichen. Den besten Eindruck hinterlässt wirklich noch Dudikoff, der wohl aber auch schon nicht mehr ganz so überzeugt von dem Film war.


Fazit:
Eine der vielen optisch sehr öden, späten Cannon-Produktionen ohne frühere Klasse, in der sich noch alte Gesichter tummeln, aber ansonsten nicht mehr viel an die Glanzzeit des Studios erinnert. David Geeves, der zurecht nie über dieses eine Drehbuch hinauskam, schrieb sich hier einen unerträglichen Schwachsinn zurecht, der selbst einem Genrefan wie mir irgendwann zuviel wird. Da die nicht über solides Mittelmaß hinauskommende Action meist lieblos choreographiert wurde und unendlich viele Logikfehler auch auf den Sender gehen, bleibt „American Ninja 4: The Annihilation” im unteren Durchschnitt hängen. Dass es noch katastrophaler geht, bewies man dann zwei Jahre später mit Teil 5.

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