Zigarre gefällig?
Lange ists her, als sich die Filmstudios mit fremden Federn schmückten und ihm Fahrwasser grosser Vorbilder schwammen. Das wird heute zwar grösstenteils unter Mockbuster Filmen immer noch so gehandhabt, allerdings in ganz billiger Aufmachung und ohne jeglichen Anspruch auf Kultstatus oder Wiedererkennungswert. In den 80ern gab es dieses Verfahren ebenso, auf der Erfolgswelle der ganz grossen Blockbuster mitzuschwimmen, mit aber weniger Erfolg, obwohl die Nachahmer handwerklich doch sehr solide produziert wurden. Einer der grössten Plagiatsschmieden waren die berühmt berüchtigten Cannon Films von Menahem Golan und Yoram Globus, die Meister des schnell und kostengünstig gefertigten B- Films. Und doch fanden so einige inzwischen zum Kult etablierten Cannon-Filme ihren Weg ins Kino.
Einer davon war "Quatermain" von 1985, der Versuch, ein einigermassen kostengedämpftes mit allen verfügbaren Mitteln, gutes "Indiana Jones" Rip-Off zu werden und der Romanvorlage von Sir Henry Rider Haggard gerecht zu werden.
Allan Quatermain, Abenteurer und Afrikaexperte erhält eines Tages Besuch von der hübschen Jessie Huston, die ihn beauftragt, nach ihrem verschwundenen Vater zu suchen; dieser suchte nach der legendären Diamantenmine, die den Schatz König Solomons zum Inhalt hat. Mit ein paar Träger machen sie sich auf das Abenteuer, mit den deutschen Kolonisten unter Oberst Bockner sowie dem Menschenhändler Dogati im Nacken.
Auf den Regiestuhl verpflichtet wurde Actionspezi J.Lee Thompson, der bereits zuvor mit Charlie Bronson in einigen Filmen von sich Reden machte und für die Cannon Group später für ein paar weitere Werke nominiert wurde.
Bei der Besetzung schieden sich die Geister: Richard Chamberlain, eher der softe Darsteller (Dornenvögel) jetzt als machoartiger, sprüchereissender und possenhafter Abenteuerheld a la Indy, war vielen Kritikern ein Dorn im Auge; dasselbe galt für die damals junge Sharon Stone, die ziemlich nervig, da zickig, agierte. Herbert Lom machte da eher noch den besten Eindruck und vergessen wir John Rhys-Davies nicht, der Halunke, der Harisson Ford betrogen hatte und sich gegen Allan Quatermain stellte, somit Experte auf dem Gebiet des Abenteuerfilms ist.
Es wurde auf minimalste Effekte gesetzt; Rückprojektionsverfahren, ein Drehort in Simbabwe und ohnehin wurde bei den Special Effects, wenn man sie als solche entlarven sollte,geknausert. Das Drehbuch wurde simpel gehalten, ohne grosse Plottwists oder Überraschungen, etwas schnurstracks mit anspruchslosen Einzeilern, was letztendlich zur Nominierung zwei Goldener Himbeeren führte.
Jerry Goldsmith komponierte zum Film passend einen einigermassen gelungenen Soundtrack mit Erkennungswert. Das aber trug trotzdem nicht zum gewünschten Erfolg bei. Etwas spannungsarm, aber mit vernünftigen Actionszenen aufgepeppelt, versteht es "Quatermain" trotzdem, B-Movie-schablonenhaft zu unterhalten und besitzt halt den Retrocharme, der an Kindheitstage zurückblicken lässt, in denen die Helden zwar eindimensional und naiv gestrickt waren, aber ihren Teil dazu beitrugen, in Erinnerung zu bleiben.
Kein "Indiana Jones", aber auch keine Stangenware vom Fliessband. Action-Abenteuer, solide verpackt und bereits Kult, macht hin und wieder Laune plus Nostalgieeffekt. Und nun? "Zigarre gefällig"?
Ist die FSK:16 Freigabe gerechtfertigt? Verwunderlich heutzutage, während die ersten beiden Indy Filme auf FSK:12 heruntergestuft wurden. Natürlich enthält der Film die ein oder andere Härte, aber vielleicht ist es die plumpe, zynische Art des Helden, die den Film für 12jährige unzumutbar macht!