Je oller, desto doller - das trifft zumindest nicht auf die Kinofilme mit Dieter Hallervorden zu, die mit „Didi – Und die Rache der Enterbten“ für viele Fans des gebürtigen Dessauers die Blütezeit klamaukigen Treibens darstellen. Anfang der Neunziger wurde es zunehmend ruhiger um den Mitbegründer der „Wühlmäuse“, Kultfigur Didi verschwand und Hallervorden widmete sich vermehrt polit-satirischen Projekten, wobei einige Tendenzen bereits in diesem Film von 1990 zutage treten.
Leider bleibt nicht mehr allzu viel vom Charme seiner 80er Filme übrig.
Hallervorden füllt hier die Rolle des eigentlich imaginären Dr. Tetzlaff aus, der von der verschuldeten Angestellten eines Kredit-Institutes dazu erpresst wird, aktiv in Erscheinung zu treten.
Ob das durch die „Schwarzwaldklinik“ gesammelte Wissen für den Hobby-Mediziner ausreichen wird, um dauerhaft bei Patienten und Kollegen zu bestehen?
In komödiantisch-flockiger Form möchte man das „Operation gelungen – Patient tot“ auf den Punkt bringen, doch die Kritik am Gesundheitssystem und den entscheidenden Instanzen dahinter wird nur allzu oberflächlich gestreift, um als zynische Satire zu punkten.
Zugegeben, man hört immer wieder von praktizierenden „Ärzten“ aus Gründen scheinbarer Berufung und auch von so genannten Kunstfehlern wird nahezu jeden Tag berichtet.
Nur, trifft der handlungstechnische Ablauf dabei selten ins Schwarze, die Sache läuft nicht immer rund, da man häufig Didis urtümlichen Klamauk mit ernsthaftem Hintergrund versehen möchte, was zuweilen gemischte Gefühle auslöst und nur selten zum Schmunzeln anregt.
Besonders negativ mag Freunden aus Tagen von „Nonstop Nonsens“ der mangelnde Action-Anteil auffallen, denn davon bietet „Bei mir liegen Sie richtig“ nahezu gar nichts.
Didi wird, verkleidet als Berliner Bär und mit einem Utensil aus der pathologischern Sammlung geklaut, mit dem Auto vom Fahrrad gestoßen, ja, okay.
Aber es fehlen diese „ähm, ähm, ähm, - aurgh“-Szenen, mit Treppe herab stürzen oder als „Kettenreaktionsmäßige Abfolge von Ungeschicklichkeiten mit Klumpatsch im See landen“ – Momente. Es wird vermehrt auf Dialogwitz gesetzt und da reicht ein mehrfaches „Es ist der spino transversalis“ als Running-Gag-Diagnose nicht so recht aus.
Die Sache bleibt unerwartet belanglos und unspektakulär.
Auch die ansonsten eher bekannten Gesichter in Nebenrollen bleiben weitgehend aus, Dieter Pfaff, Rolf Zacher und Werner Kreindl sind da als ordentliche Performer zu nennen, der übrige Cast bleibt leider viel zu unauffällig.
Und so hat Hallervorden alle Hände voll zu tun, sich als vermeintlicher Chef-Arzt einer aufpolierten Kur-Klinik um die täglichen Aufgaben eines Mediziners zu drücken, während das Lebhafte seiner vorherigen Filme doch ein wenig schmerzlich vermisst wird, weil Momentaufnahmen, aber keine Abfolge von Gegebenheiten im Vordergrund stehen.
Natürlich bleibt den Fans der naive Kindergarten (ein Kredit-Institut verzichtet auf Belege und die Hoden von Rasputin sind irgendwo in Berlin auch recht offen zugänglich) noch einigermaßen erhalten, doch im Vergleich zu temporeichen Didi-Filmen bietet dieser eine schon fast herbe Enttäuschung und eine kaum geglückte Parodie.
„Polaroid-Röntgen“ und die von einer Katze gefressene Stalin-Leber reichen nicht aus, um das von Action verwöhnte Fan-Publikum dauerhaft bei Laune zu halten.
Der komödiantische Drive ist raus und die sozialkritischen Spitzen stoßen nur ansatzweise zu, - ein etwas unausgegorener Umschwung im filmischen Leben Hallervordens.
4,5 von 10