Die deutsche Filmlandschaft ist besser als ihr Ruf. Eine Behauptung, die es zu beweisen gilt. Und das soll mit einem Film namens „Didi auf vollen Touren“ möglich sein? Eine Komödie aus dem Jahr 1986 mit Didi Hallervorden als Hauptdarsteller? Menschen, die den Film nicht kennen, werden wohl ohne zu zögern den Kopf schütteln, um die Frage zu verneinen. Wahrscheinlich haben sie dabei einige filmische Ergüsse von Komikerkollegen wie Otto Waalkes oder vor allem Helge Schneider im Kopf und denken „Didi auf vollen Touren“ wäre ähnlich gestrickt. Und genau da täuschen sich diese Menschen.
Schaut man sich „Didi auf vollen Touren“ nämlich unvoreingenommen zum ersten Mal anno 2006 an, wird man erstaunt sein, dass man es trotz des bekannten Blödeldarstellers (der natürlich auch schon anspruchsvolles Kabarett gemacht hat) mit einer spannenden und aufwendig inszenierten (für deutsche Verhältnisse) Actionkomödie aus den 80’ern zu tun hat. Insofern steht „Didi auf vollen Touren“ vom Feeling her einem „Beverly Hills Cop“ viel näher, als „Otto – Der Film“. Nicht falsch verstehen: Didi ist nicht Eddie. Doch der Film ist mehr als eine zusammenhangslose Sketchparade. Er erzählt eine recht intelligente und spannende Story (mit dem wichtigen Thema „Umweltschutz“ im Hintergrund) und kann auf sauber inszenierte und handwerklich ansehnliche Actionszenen bauen. Dieter Hallervorden gibt einen gutgläubigen Lastwagenfahrer, der von skrupellosen Umweltsündern augenutzt wird. Diese Rolle verkörpert er glaubhaft und verzichtet dabei sogar auf einige Trademarks, sondern setzt auf relativ dezentes Spiel. Ein „Palim Palim“ z.B. gibt es nicht zu hören. Im Gegenteil: Man nimmt ihm auch die physisch anspruchsvollen Actionszenen ab. Da wird während der Fahrt auf dem Truck herumgeklettert, da gibt es Verfolgungsjagden und weitere Stunts. Und: es sieht wirklich gut aus!
Daneben gibt es natürlich auch viele Gags, aber erfreulich wenig platte. Die Story steht im Vordergrund. Das merkt man dem Film ganz deutlich an. Dieser Maxime ordnen sich auch die Gags unter, die meist geschickt platziert sind und nützlich für den Fortgang der Geschichte sind. Natürlich gewinnt „Didi auf vollen Touren“ keinen Pulitzerpreis (so es diesen denn für Filme gäbe), denn die Story ist natürlich einfach und gut nachvollziehbar (übrigens auch nach einigen Bieren, was ihn zu einem potenziellen Kandidaten für einen Männer-Filmabend macht).
Hat man den Film als Heranwachsender schon mal gesehen und schaut ihn Jahre später wieder an, muß man sich aber immerhin nicht für seinen Geschmack in der Jugend schämen. Dies hat er z.B. der thematisch ähnlich gelagerten US-Produktion „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ voraus, die zwar Burt Reynolds, aber überhaupt kein Drehbuch an Bord hatte und dies durch unzählige hirnlose Sprüche auszugleichen versuchte. Didi besser als Burt? Diese Frage läßt sich letztendlich nur subjektiv beantworten, doch in diesem Vergleich kann es eigentlich nur einen geben. Und dieser trägt keinen Cowboy-Hut. In diesem Sinne: „Hö Hö“...
Fazit:
7 / 10