Bruno Koop, ein ärmlicher Kneipenbesitzer, steht vor den Scherben seiner Existenz. Seine Kneipe soll abgerissen werden, das Geld ist immer knapp und dazu gesellen sich auch noch Schulden, die aus einer komplett zerlegt Bar resultieren.
Durch Zufall kreuzen sich die Wege von Bruno Koop und Hans Immer, einem reichen Konzernleiter, der erst knapp einer Entführung entging. Das verrückte an der Sache ist, das sich beide zum Verwechseln ähnlich sehen. Darauf hin entschließt sich Immer für ein paar Tag unter zu tauchen und Koop an seiner Stelle die Firma vertreten zu lassen (mit dem Hintergedanken, das vielleicht Koop statt seiner entführt wird).
Da Koop aber das genaue Gegenteil von Immer ist, stellt er die Firma langsam auf den Kopf und die Angestellten sind auch mehr als verwirrt.
Dieter Hallervorden. Was hat der Mann uns nur an Serien, Filmen und Bühnenauftritten beschert! 1984 kam mit Der Doppegänger ein wunderbarer, lustiger und pointierter Film in die Kinos.
Hallervorden zieht die "Firmenkultur", Platzhirsch-Getue und "dem-Chef-in-den-Hintern-kriechen" gehörig durch den Kakao. Dieses Gehabe führt er ad absurdum, indem er den chaotischen Koop in diese Firmenwelt platziert, der natürlich mit all den Konventionen wenig anfangen.
Hier kann man auch die herausragende Leistung Hallervordens bewundern, der die beiden Charaktere so gekonnt unterschiedlich darstellt (das ist ja aber nichts Neues).
Der restliche Cast ist mal wieder hervorragend besetzt, von Elfi Eschke, über Winfried Glatzeder, Manfred Lehmann oder Gert Burckhard.
Die Story ist sicher nicht die Neuerfindung des Rades, läßt aber schön viel Raum für gekonnte Situationskomik und einige (leicht angestaubte) Slapstick. Die Inszenierung fährt einen schönen Verlauf und stetig steigenden Spannungsbogen, ohne Durchhänger oder Leerlauf und schafft einige gekonnte Momente (wenn zum Beispiel Hans Immer aus der Ego-Perspektive in den Film eingführt wird).
Für den Soundtrack zeichnet sich kein geringerer als Harold Faltermeyer verantwortlich, der kurz nach Der Doppelgänger, mit seinem Ohrwurm "Axel F." aus dem Film Berverly Hills Cop, weltweit bekannt wurde. Hier wird schönes 80er Feeling verbreitet, vorzugsweise aus dem Synthesizer.
Das Ganze endet schließlich Hollywood-like mit einer wilden Verfolgungsjagd und das wirklich wunderbar dargestellte (aber dämliche) Entführer-Trio wandert in den Bau.
Und der Film bietet so einige Dialoge und Sprüche, die inzwischen absoluten Kult Charakter habe. Von "Ich brauche mehr Detaaaails" bis hin zur ständigen Verwechslung des Namens von Hans Immers Sekretärin (Habicht/Kranich)
Hallervorden hat mit Der Doppelgänger eine hervorragende Komödie abgeliefert, immer wieder leicht durchzogen von ernsthaften oder auch kritischen Tönen. Den Effekt des Doppelgängers hat er dann im Nachfolger "Die Rache der Enterbten" noch ein Stück weiter auf die Spitze getrieben.
Der Doppelgänger funktioniert auch heute noch wunderbar (wenn sich auch hier und da ein wenig Staub abgesetzt hat).
Inszenierung, Darsteller, Effekte und Soundtrack runden das Geschehen wunderbar ab und lassen den Film nur knapp an der Höchstwertung vorbeischrammen.