Es gibt diese Filme, die man im Kindesalter gut fand, und als Jugendlicher stellt man fest, daß man doch ziemlich anspruchslos war damals. Andere Filme gefallen einem auch noch zur Teeniezeit und als Erwachsener (wobei "Erwachsensein" im biologischen bzw. juristischen Sinne natürlich nichts mit Anspruch oder (geistiger) Reife zu tun hat), sei es aus Verklärung, oder weil die Filme einfach gut sind. Dann gibt es eine dritte Kategorie: Als junger Mensch findet man ein Werk gut, man wird älter und denkt "Was für ein Scheiß", dann läßt man viel Zeit verstreichen, guckt den Film noch einmal, und stellt fest: Das ist gar kein Scheiß, sondern gut!
Zu dieser Kategorie zählt auch "Didi und die Rache der Enterbten". Der Film ist tatsächlich unterhaltsam und lustig! Wenn man sich erst einmal (wieder) an Hallervordens anstrengendes Organ und seine limitierten (jedoch effektiven) darstellerischen Fähigkeiten gewöhnt hat, freut man sich, daß er fast alle wichtige Rollen selber übernommen hat, denn er macht seine Sache gut. Die für 80er-Jahre-Komödien typischen Dialoge und Storyverläufe, die improvisiert wirken, nirgendwo hinführen und auch nicht lustig sind und bei denen man sich fragt, ob sie anarchistischer Humor oder schlicht auf eine Drehbuchschwäche zurückzuführen sind, und die mir in der Regel den Nerv rauben, halten sich im Rahmen und machen in dieser Dosis sogar ein wenig Spaß (wenn man an die Anarchie-Variante glaubt), zudem werden sie von wunderbar funktionierenden Running Gags und überraschend frischen One-Linern kompensiert: -"Wozu brauchst Du 'ne Taucheruhr?" -"Na ja...wenn ich mal tauche!" schlägt sogar Rambos blaues Licht.
Hinzu kommt, daß auch die Nebenrollen gut besetzt sind, nämlich mit richtigen Typen (männlich und weiblich), die nicht so geleckt/werbungsschön/Abziehbild-mäßig daherkommen, wie es heutzutage im Komödienfach eher der Fall ist (was natürlich auch an den ästhetischen Ansprüchen der 80er liegt), und, was das Entscheidende ist: Albernheit und Hysterie halten sich wirklich im Rahmen (und immerhin handelt es sich um einen Didi-Hallervorden-Film - lediglich Albert Böllemann ist etwas anstrengend), was meiner Meinung nach generell der Vorteil der Komik damaliger Zeit gegenüber der heutigen Comedy ist und sich auch in den entsprechenden Sketch-Sendungen im Fernsehen widerspiegelt.
Aber genug geschwelgt und die böse, moderne (Film-)Welt kritisiert, ich möchte noch erwähnen, daß Didi (mit seinen fünfzig Jahren!) in Hochform ist und erstaunliche Stunts abliefert, einige davon auf seinen Rollschuhen, welche er wahrhaft meisterlich beherrscht.
Klar, der Streifen hat einen unübersehbaren Trash-Faktor, allein die (oftmals unpassende, eher an Kannibalenfilme erinnernde) Musik, die auch gerne urplötzlich abbricht, kann einen schon verwundern, wenn man bedenkt, daß es sich um einen Kinofilm handelt; ich empfinde das hier aber nicht als schmerzhaft mies, sondern eher als sympathisch. Zudem sind sie Szenen, in denen mehrere Didis gleichzeitig zu sehen sind, sowie die erwähnten Stunts für die Entstehungszeit und eine deutsche Produktion erstaunlich hochwertig.
Ernsthafte Abzüge mache ich nur bei den beiden Showdowns (Achterbahn/Haus), die sind etwas lang und zäh geraten. Ach ja, und von Kongo Otto hätte ich mir mehr Screentime erwünscht. Ansonsten kann ich nur sagen: Wer mit Heinz Erhardt aufgewachsen ist, dem ist/war das hier wohl zu hektisch und derb, und diejenigen, welche erste Komödienerfahrung mit Erkan, Stefan und Bully gemacht haben, könnten sich hier etwas langweilen und den Glanz vermissen. Wer aber offen dafür ist, über den zeitgenössischen Tellerrand hinauszublicken - und dies ist ein Filmliebhaber ja wohl - der wird feststellen, daß "Didi und die Rache der Enterbten" filmhistorisch keine leuchtende Perle, für eine deutsche Komödie aber eindeutig überdurchschnittlich ist und vor allem - wirklich witzig!