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Für seinen dritten Film Chucky – Die Mörderpuppe entschied sich Tom Holland, die Ausgangssituation seines Debüts Fright Night – Die rabenschwarze Nacht etwas zu variieren. Es steht nun nicht mehr die Problematik der Adoleszenz im Mittelpunkt, sondern der gesellschaftliche Status Quo wird zum Initial eines Horrorszenarios.
Es ist die alleinerziehende Mutter Karen (Catherine Hicks), die am sechsten Geburtstag ihres Sohnes Andy (Alex Vincent) feststellen muß, daß ihr das Leben trotz aller Ambitionen schwer fällt. Die $100 teure Good Guy Puppe kann sie ihrem geliebten Sohn nicht kaufen. Dieser ist – wie viele Kinder der 80er – enttäuscht über das vielversprechende Volumen der Geschenke, welches sich im Haupt als Klamotten herausstellt. Der gute Wille, hier ein Zubehörset für den Good Guy, macht es dem Jungen nur noch schwerer sich zu freuen. Was soll er schon mit Accessoires für ein Spielzeug, welches er nicht besitzt? Der Tag bleibt schwarz für Amy, kann sie doch zwar von einem Obdachlosen die ersehnte Puppe für ganze 30 Scheine erwerben, muß aber wie so oft noch bis spät arbeiten.

Daß in Chucky – Die Mörderpuppe der Geist des angeschossenen, manischen Killers Charles Lee Ray (Brad Dourif, der schon in Hollands Film Fatal Beauty als Mörder aufgetreten war) bei einer Verfolgung durch den Polizisten Mike Norris (Chris Sarandon, der in Fright Night den Vampirnachbarn mimte) ausgerechnet via Voodoo in einen Good Guy gefahren ist, die ein Berber dann an Karen verkaufen konnte, ist notwendig an den Haaren herbeigezogen, um diese Parabel ausführen zu können.
Tom Holland läßt schon bald den Chucky aus dem Sack, der eben nicht nur die Freundschaft fürs Leben mit einem “Hidey-ho!” verkündet, sondern gleichsam die Babysitterin meuchelt, die zugegeben auch nicht gerade mit einer Fürsorglichkeit einem Spielzeug gegenüber geglänzt hat, wie ich es mir als kleiner Junge damals erbeten hätte.
Hier haben wir nun zum einen wieder das Kind, dem kein Erwachsener Glauben schenken möchte, sehr wohl aber auch die schiefe Bahn, die einem Kind trotz aller Liebe drohen kann.

“There’s no innocence in Child’s Play” heißt es im Trailer. Letztlich ist es fatalerweise die Mutter, die glaubt das Beste für ihren Sohn zu tun, welche mit der Erfüllung des Wunsches nach einem treuen Freund dem Untergang Tür und Tor geöffnet hat. Chucky bringt Andy nicht nur die schmutzige Sprache näher. Er führt ihn auch in Gegenden, in die sich nicht einmal die Großen trauen würden. Natürlich ist Andy hier nur das Anhängsel bei einem Rachezug Charles Lee Rays, bis zu dem Punkt, wo der Junge einziger Schlüssel für die Seele des Verbrechers ist, fleischliche Gestalt anzunehmen.
Obschon der Linearität eines Slashers nicht abtrünnig, kann Chucky – Die Mörderpuppe zudem über die Inszenierung punkten, welche sich durch geschickte Techniken der Suspense bemächtigt. Kindlich niedrige Kameraperspektiven unterstützt von stimmungsvoll dichten Sounds erschaffen eine unheimliche Basis, auf der die auch heute noch unglaublichen Animation der von Kevin Yagher designten Chucky-Puppe aufbauen.

Die Mörderpuppe ist ein teuflisches Beiprodukt des Materialismus, welches einen Pinocchio zu einem unnachgibig attackierenden Monstrum transformiert, welches vielleicht noch vergleichbar mit dem Terminator von kaum einer Hürde zu halten ist und immer wieder aus der Asche aufersteht. Die grausigen Fratzen einiger Spielzeuge und die Abscheu mancher Eltern wird potentiert auf die ultimative Angst, mit dem friedvollen Kuschelgefährten die körperliche Nähe eines Schänders und Zerfleischers direkt unter der Bettdecke der eigenen Nachkommenschaft fürchten zu müssen.
Es ist die notwendige Emanzipation der jungen Familie und damit auch das selbstproklamierte Ende der Freundschaft zu Chucky des erst sechsjährigen Jungen, mit dessen überfrühten Entkindlichung kaum Deckungsgleichheit zu unseren modernen sozialethischen Denkmustern gefunden werden kann. Hier trifft Chucky – Die Mörderpuppe in eine offene Wunde der sich einerseits nach einer unschuldigen Kindheit sehnenden Gesellschaft, welche junge Menschen (indirekt) mit so viel Härte konfrontiert.

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