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Keine Angst, der will nur spielen

Detective Mike Norris (Chris Sarandon) verfolgt in einer kalten Winternacht den gefährlichen Serienkiller Charles Lee Ray (Brad Dourif). Er kann ihn zunächst am Bein erwischen, doch Ray schafft es noch sich in einen Spielwarenladen zu retten. Kurz bevor Norris ihm den finalen Gnadenschuss verpassen könnte, geschieht etwas Merkwürdiges: Ein schweres Gewitter zieht auf und kurze Zeit später fliegt der Laden in die Luft. Damit sollte Ray also erledigt sein, oder?

Weit gefehlt, denn der hat es per Voodoo-Ritual geschafft, seine Seele in einer der zur Zeit bei Kindern schwerstens angesagten Good Guy-Puppen zu transferieren. So begibt es sich, dass er nicht lange darauf als Geburtstagsgeschenk des kleinen Andy einen neuen Aufenthaltsort findet. Wenn der Kleine nur wüsste, was er da eigentlich zum Geburtstag bekommen hat.


Chucky gehört für mich zu den besten und originellsten Horrorthrillern der 80er. Ausnahmsweise ist der Killer hier mal kein Mensch (oder ein menschenähnliches Wesen), sondern eine Puppe, die völlig harmlos aussieht.

Das macht den besonderen Reiz des erfreulich kurzen Films aus, der nicht lange fackelt und mit dem Lebendigwerden Chuckys gleich in die Vollen geht. Danach dauert es nur wenige Minuten, um einige Charaktere vorzustellen - was gut integriert ist - und schon darf Chucky das erste Mal in Aktion treten und den ersten Mord begehen.

Die Polizei bringt ihn logischerweise nicht damit in Verbindung - warum auch sollte eine Puppe lebendig sein. Eine paradoxe und zugleich bedrohliche Situation für Andy, denn der Junge sagt von Anfang an die Wahrheit, aber niemand glaubt ihm, nicht mal seine Mutter. Diese Tatsache ist für mich ein Schlüsselelement, dass den Film immer wieder spannend macht. Kinder erfinden oftmals abstrus wirkende Geschichten, um Aufmerksamkeit zu erregen. Die Erzählung wirkt so abwegig, dass sie zunächst von keiner Person Beachtung geschenkt bekommt.

Erst als der zweite Mord geschieht und Andys Mutter eher durch Zufall entdeckt, dass die Batterien gar nicht eingesetzt sind, beginnt sie zu realisieren, dass etwas dran sein könnte. Zu dem Zeitpunkt ist es allerdings beinahe schon zu spät. Brilliant umgesetzt und sehr kurzweilig erzählt.

Diese perfide Psychostory trägt den Film, so dass die wenigen Morde im Grunde nur schmückendes Beiwerk sind. Damals ungeschnitten nur ab 18 verfügbar, gibt es den Film seit kurzem auch ungekürzt und völlig zu Recht ab 16, den Blut ist überhaupt nicht viel zu sehen und auch nicht notwendig.

Effekte werden nur sparsam, dafür aber eindrucksvoll (für die damalige Zeit) eingesetzt. Der eigentliche Star ist die Puppe, für deren Bewegungsanimationen ein nicht unerheblicher Aufwand betrieben wurde, der sich allerdings bezahlt gemacht hat.

Obwohl Chucky am Ende ziemlich eindeutig das Zeitliche segnet, konnte man natürlich der Verlockung von Fortsetzungen nicht widerstehen. Nötig waren diese meines Erachtens - vor allen Dingen in dieser Quantität - eher nicht, denn das Original bleibt eh unerreicht.

Chucky ist ein kleiner, origineller Horrorfilm, der eher auf psychologischer Ebene spielt und auch die ein oder andere witzige Passage beeinhaltet. Wer kein Gorefest erwartet, bekommt gut 80 Minuten spannende Unterhaltung.

In dem Sinne also: "My name is Chucky, you wanna play?"

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