Review

Mit der Schatzkiste auf die Copacabana!

Die Einschläge kommen näher!
Die „Kriegseinschläge“, denn der stets höfliche Detektiv Charlie Chan ist im Mai 1941, als dieser Film gedreht wird, in Sichtweiter einer Zäsur in seiner Filmserie angekommen.
1941 war der Krieg in Europa längst zu einem Inferno angewachsen und auch in Hollywood wurde hauptsächlich deutschkritische Ware, Anti-Nazi-Material und Propagandaunterhaltung produziert.
Für einen Detektiv der alten Schule mit seinen Whodunit-Fällen langsam aber sicher ein stark verändertes Terrain. Natürlich zogen immer noch Mysteries, aber die großen Studios befassten sich mit anderen, dekorativen und aufsehenerregenden Filmen und Filmreihen. Ab Ende 1941 nach Pearl Harbor, sollte die ganze Filmindustrie seinen Output auf den Kopf stellen, von der Versatilität hin zu einer ungeheuren Bugwelle an Kriegsfilmen, Musicals mit patriotischem Unterton und sentimentalen Dramen, die die unzerstörbaren Western ergänzten.

Aber bevor die USA selbst in den Krieg eintraten, versuchte ihre Traumfabrik noch einmal, ihre Pfründe zu retten, die jetzt durch die ausfallenden Einnahmen aus dem brennenden Europa geschmälert waren. Plötzlich entdeckte Hollywood die südlichen Gebiete ihres eigenen Kontinents als neue Haupteinnahmequelle. Mexiko war ein Thema in den Filmen, Lateinamerika bot Exotik, aber noch viel mehr drang der Reiz der brasilianischen Rhythmen und ihrer hübschen Tänzerinnen nach Norden durch. Südländische Optik war überall, sogar Disney produzierte in dieser Richtung und so war nur folgerichtig, dass man auch Chan, der zuletzt eigentlich von den Prestige-Reiseabenteuern schon zur Mystery-Standardware rübergewechselt war, noch einmal in eine Samba-affine Umgebung verlegte.

Wie sich das gehört für einen guten Indoor-Detektiv fiel der Samba-Anteil natürlich recht überschaubar aus, aber immerhin eröffnet der Film mit einer schwungvollen Shownummer, aus der man dann auch gleich die Sängerin Lola Dean verhaften möchte, denn Chan&Chan (ja, der Sohn ist wieder mit dabei) sind einer Mordverdächtigen auf der Spur, die in Honolulu eine Leiche hinterlassen hat.

Natürlich hat die Gute/Schöne noch anderen Dreck am Stecken, einen Haufen Freunde, die sie manchmal lieber tot sehen würden, allerlei Verehrer und kurz bevor die Handschellen klicken dann folgerichtig ein Messer im Rücken.
„Charlie Chan in Rio“ ist das letzte Edel-Best-of, das die Reihe noch zu bieten hatte: tapfer und ungebrochen werden all die in der Vergangenheit funktionierenden Elemente noch einmal in den Mixer geschmissen. Chan ist zwar für den Mord nicht zuständig, übernimmt aber wie selbstverständlich. Und auch die örtliche Polizei hat nichts dagegen, den Chief Souto wird gespielt von niemand geringeren als Harold Huber, der hier seinen vierten Auftritt als Gesetzeshüter (jeweils in einer anderen Rolle) absolviert, nach Amerikaner, Franzose und Halbrumäne jetzt eben auch noch charmanter Südländer (endlich wieder ohne Albernheiten).
Jimmy ist derweil scharf aufs Sambalernen (natürlich nur von hübschen Mädchen gelehrt) und findet für so etwas das übliche asiatische Hausmädchen (Iris Wong).
Mit im Mix ist auch ein „Psychognostiker“, der sowohl Lola als auch andere mit drogenversetzen Zigaretten in einen Natriumpenthotal-Zustand versetzt, in dem sie alles erzählen, ein weiterer Ex-Mann, diverse Pärchen zwischen Eifersucht und Alkoholismus und die Sekretärin samt des Zimmermädchens plus weitere Hausangestellte.

Der Fall selbst ist nicht wirklich aufregend und wird noch am gleichen Abend am Ort der Tat gleich aufgeklärt, ist aber immerhin abwechslungsreich, was nicht zuletzt an den launigen Auftritten von Mary Beth Hughes liegt, die hier tatsächlich das „second billing“ bekommt, obwohl sie eigentlich nur zwei, drei Auftritte als stockbesoffene und orientierungsarme „Freundin“ hat, die Lola den Tod noch wünscht, als diese bereits leblos im oberen Zimemr liegt.
Was den Plot anbetrifft, handelt es sich bei dem Film eigentlich um ein loses Remake von „The Black Camel“, der genau die gleichen Elemente und Abläufe beinhaltete.

Das hätte jetzt also der Abgang mit Stil werden können, doch die Serie machte die 30 Filme noch voll mit dem Abschlussfilm „Castle in the Desert“, der 1942 herauskam. Dennoch ein ordentlicher letzter Chan, dem man die hohe Qualität noch ansah und ähnlich wie der erste Film in meiner Review-Serie: 6/10!

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