Ungeplanter Abschluss der damit sechsteilig endenden Reihe des Gendarmen von Saint-Tropez, sind doch die beiden hauptsächlich Verantwortlichen und Kreativen parallel hierzu bzw. kurz darauf aus-, da schlichtweg aus dem Leben geschieden. Regisseur Jean Girault wurde noch während der Dreharbeiten und zur Fertigstellung des fortgeschrittenen Filmes aufgrund seines Todes vom Assistent Tony Aboyantz zwangsweise ersetzt, Hauptdarsteller Louis de Funès, welcher seit fast zehn Jahren sowieso körperlich, also gesundheitlich schwer angeschlagen war, hat noch den Erfolg des Filmes mitbekommen, seinen dritten Herzinfarkt aber nicht überlebt. Der Film selber auch eine Art Ausweichmanöver, erst wurde über eine direkte Antwort und damit Fortsetzung zu Louis und die unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen (1979) nachgedacht, dies aber zugunsten des vorher erschienenen Louis und die außerirdischen Kohlköpfe (1981) verworfen, an dessen statt die Meldung der Aufnahme von weiblichen Polizisten in die Gendarmerie zu einem entsprechenden (und möglicherweise besser geeigneten) Drehbuch führte. Ein auch bereits gedanklich geplanter 7. Teil hätte die Gendarmerie übrigens in das Bermuda-Dreieck schicken sollen, laut Richard Balducci, dem Ideengeber des ersten Teils zumindest; wahrscheinlich ist es wirklich besser, wenn auch schwer, dass man dann aufhört, wenn es doch am schönsten ist:
Neben einer hochmodernen 'Computerzentrale' bekommt die Polizeistation von Saint-Tropez noch eine weitere Neuheit aufgebunden, sollen die allesamt eher betagten Herren um Jérome Gerber [ Michel Galabru ] und Ludovic Cruchot [ Louis de Funès ] doch vier weibliche Lehrlinge, genauer gesagt Christine Rocourt [ Catherine Serre ], Yo Macumba [ Nicaise Jean-Louis ], Isabelle Leroy [ Sophie Michaud ] und Marianne Bonnet [ Elisabeth Etienne ] unter die Fittiche nehmen und vor allem auch auf ihre Unversehrtheit Acht geben. Als erst Isabelle und dann Marianne wie spurlos vom Erdboden verschwinden, wird es eng für die Polizisten.
“Es existiert eine Neue. Sie trägt auch ein Armband. Ich wollte sie mitbringen, aber sie hat mir die Schnauze poliert. Vorsicht, die gesamte Gegend stinkt nach Bullen hier.“
Die Zeit vergeht. Die Stunde schlägt. Diesmal ohne vorangestellte und einleitende bzw. die Wogen der Empörung in vorauseilenden Gehorsam glättende Texttafel, nichts von der Unterscheidung zwischen komödiantischer Unterhaltung und dem Ehrerbieten der brüskieren Uniformierten. Saint Tropez wird hier auch vom Lande aus angefahren und nicht vom Wasser, neue Eindrücke, neue Aussichten, phänomenale Bilder, vorbei an der Bucht von Boucaniers. Ein Konvoi fräst sich durch die kleine Altstadt, spätestens am Yachthafen erkennt man auch die Örtlichkeit wieder. Der “unbarmherzige Lauf der Zeit“ schlägt hier trotzdem gleich mehrfach zu, in mehrerlei Hinsicht, im zunehmenden oder anhaltenden Verschleiß der Küstenstadt, die für einen prominenten Tourismusschauplatz erstaunlich abgeplatzte Fassaden aufweist und ebenso schäbige Dächer. Im Umzug des Büros und im Einzug von riesigen Computern, Druckern, Kopierern und anderen beigen Ungetümen. Es bleibt bei dem alten Vorgesetzten, es gibt abermals einen neuen Gendarmen; Fortschritt und Veränderungen und beibehaltenens und beizubehaltendes liebgewonnenes gehen quasi einher und Hand in Hand.
Ähnlich eng soll man auch mit den vier Praktikantinnen arbeiten, Befehl von oben, “höflich freundschaftliche Beziehungen“ sind aufzubauen, mit den “Schlüpferbullen“; reichlich offensiv geht es hier ran und verbal vor allem vor, “Waren aber ganz schön fett im Höschen, die Röschen.“ heißt es da, als man vermeintlich die Polizistinnen abholt und stattdessen eine Vierergruppe stabil gebauter Urlauberinnen trifft: “Nein! Das kann doch nicht sein! Die dicken Pflaumen mit ihren Bratkartoffelhosen und den Mondgesichtern auf unserem Revier?“. Bodyshaming, Fatshaming, Degradierung, Exotisierung, Ethnisierung, Kolonialisierung, Liberalisierung, Visualisierung, Idealisierung, Fetischisierung, Sexualisierung, die ganze Palette an politischer Unkorrektheit wird hier aufgefahren, den (echten) Kolleginnen dann sofort an die Wäsche gegangen und gestiert und gefummelt und nicht bloß eindeutig zweideutig sinniert, sondern in Tagträumen verfallen: Cruchot hat beim Anblick der dunkelhäutigen Anwärterin prompt einen Josephine Baker Verschnitt vor den geistigen Augen und geht direkt auf erotische Safari; was der Zuschauer angesichts der Grimassen der alten weißen Männer und ihrem Her mit den kleinen Französinnen schlimmstenfalls? bestenfalls? mit einem lüsternen Lachen quittiert.
Die “Agonie einer Zivilisation“ also, das “Ende einer fantastischen Welt“, der “Anfang eines zweiten Frühlings“, ein "unruhiger Herbst“, zwischendurch gibt's eine motorisierte Verfolgungsjagd mit einer einfallenden Rockerbande, schlüpfrige Gags wie beim Hofbauer, beim Gottlieb oder beim Marischka, eine überdrehte Massenkarambolage, Eskapaden im Schlafsaal, der Film hat ein allgemein erhöhtes Tempo als die Vorgänger und ist von Anbeginn an auf Reiberei und Liebelei, auf Geschlechterkrieg mit wild gewordenen Männern, liebreizenden Damen und verkniffenen Ehefrauen gestrickt. Mehr Dramaturgie wird hier auch geboten, ein Mädchenhändlerring Marke Heiße Nächte in St. Tropez a.k.a. St. Tropez Vice (1987) eingeworfen, ein schmuddeliger Actionkrimi mit Kidnapping, Erpressung, Waffendrohen, Unterwäschebildern und Attentatsversuchen, wobei die Gendarmerie sich genauso tollpatschig anstellt wie vorher gegen die Außerirdischen (“Ich meine, wir haben getan, was wir konnten. Jetzt kommen wir genauso erfolglos zurück, wie wir die ganze Zeit waren.“), was etwas entnervend sein kann und entlarvend auch ist.