"Sie waren in Saint-Tropez, sie waren ruhig, verdienten Geld, drehten in der Sonne, mit den Füßen im Wasser … und sie waren alle besorgt darüber, was in Paris passiert!"
~ Richard Balducci
"Jeden Tag streikten Gruppen: an einem Tag die Requisiteure, an einem anderen die Tontechniker... Es war ein Chaos, es gab Gewerkschaftsversammlungen, es war sehr revolutionär."
~ Christian Marin
"Anfangs war ich nicht wirklich damit einverstanden, eine weitere Fortsetzung zu drehen, aber jetzt, wo ich auf diese geniale Rolle beschränkt bin, könnte ich genauso gut dabei bleiben. Wenigstens finde ich den Weg zurück in die Studios.“
~ Geneviève Grad
Teil Drei der Gendarmen- oder Gendarmeriesaga hatte mit gleich mehreren Problemen zu tun, die schon vor Drehbeginn und in der Entwicklung der Drehbücher für Ärger sorgten und beim Dreh dann zusätzlich. Zwar war die Stoßrichtung der weiteren Entwicklung schnell gefunden, weg vom Ausflug in das Ausland und zurück eben nach Saint Tropez, und auch die spezielle Idee mit der Heirat des alleinerziehenden Vaters Cruchot war Hauptbestandteil der narrativen Beschäftigung. Die Suche nach der idealen Schauspielerin für diese Rolle der zukünftigen Braut – schließlich wurde in den beiden Vorgängern nichts dergleichen angedeutet oder gar aufgebaut – gestaltete sich schon schwierig, war aber nichts gegen bereits aufkommende Protestrufe von besonders bereits pensionierter Polizisten, die sich gegen die Darstellung als Lachfiguren verwehrten und auch Petitionen für Verbote dieser Verunglimpfung einreichten. Mitten im Drehbeginn Mai 1968 wurde zudem das ganze Land von Unruhen, Studentenprotesten und schließlich einem wochenlangen Generalstreik durchgerüttelt, was sich quer durch alle Gesellschaften zog und nicht nur die Nation, sondern auch das Filmteam vor Ort spaltete:
Während einer Routinekontrolle verguckt sich der Polizist Ludovic Cruchot [ Louis de Funès ] in die reiche Beamtenwitwe Josépha Le François [ Claude Gensac ], was zwar durchaus auf Beiderseitigkeit beruht, aber auch einige Schwierigkeiten mit sich bringt. Cruchot verschweigt seine mittlerweile erwachsene Tochter Nicole [ Geneviève Grad ], zudem wird er durch die durchaus ehrgeizige und natürlich auch besser gestellte Frau auch zu Höherem angetrieben, was ihn und seinen bisherigen Vorgesetzten Jérome Gerber [ Michel Galabru ] um die Beförderung zum Adjudant-chef konkurrieren lässt.
Zurück zu den Anfängen hier also, direkt vor Ort, in Saint Tropez, wird das Städtchen auch mit entsprechend Gebühr gleich eingefangen und erneut die Stimmung und der Stil von Urlaub, Ferien, Reise, Alltagsferne, Erholung, Auszeit vorgelegt und vorgelebt. Imposante Bilder aus der Vogelperspektive zeigen das helle Küstenszenario, die weißen Yachten, den wolkenfreien Himmel, die strahlend blaue See. Die Häuser klein und altmodisch, aber sauber, die Tage einfach, aber frei von Sorgen. “Das Vaterland befiehlt, und Sie gehorchen.“
Ferienbeginn ist hier, die Sehnsucht nach Ruhe war auch cineastisch angesagt, der Film diesjährig auf Platz Zwei der alljährlichen Kinokassen, aktuell kein anderer de Funès am Start, kein Bourvil und auch kein Bond, was die Konkurrenz erleichterte und den Weg frei machte zum Treppchen und fast zum Hauptgewinn. Erkämpft hat man den abermaligen Etappensieg mit dem Festhalten an Tradition, nicht mit tiefgreifenden oder gar tiefgründigen Veränderungen, sondern einer verständlichen und verständlich einfachen Geschichten, die ebensolche Zutaten ausweist und auch im Humor die leichte Sprache spricht. Von Anbeginn an wieder auf Hochtouren, diesmal mit einer speziellen Mission, dem Aufhalten von Verkehrsrasern und anderen Straßenrowdys und sowieso dem sich heran wälzenden Flüchtlingsstrom. Die Gegend wird von mehreren Seiten und mehreren Lagern aus erkundet und gepeilt, Autokolonnen in Augenschein genommen und halsbrecherische Stunts und bald auch die entsprechende Geschicht' drumherum gesponnen.
Als zukünftige Ehefrau und dabei Aufhänger der Episode hier hat man Claude Gensac ausgesucht und zur Madam Cruchot erwählt; Gensac hat schon in
Balduin, der Ferienschreck (1967) und
Oscar (1967) an der Seite des kleinen Wirbelwindes, des hibbeligen Giftzwerges gespielt und stellt eine Art Gegenspieler für diesen dar und den optischen und intellektuellen Gegensatz, ohne das Tempo herauszunehmen oder das Spiel von de Funès zu blockieren. Als Darstellerin selber beliebt, wurde der durchaus schwierige Moment der privaten Anbindung in der dahingehend bislang eher prüden und rein beruflich angelegten Serie – in Teil 1 und 2 hat in unsachlichen Nebenplots nur die blutjunge Tochter so etwas wie Männerbekanntschaften, aber platonisch bleibend – schon mit der durchdachten Besetzungsentscheidung bereinigt. Den Rest erledigt die Liebe, der zweite Frühling, das Schweben auf Wolke Sieben, wo überirdische Gewalten walten und das Dienstliche eben vorübergehend unwichtig ist und in zweiter Instanz nur steht. Nebenan und hinterher ist auch bald Cruchot selber, verstehen die beiden Frauen sich untereinander doch zunehmend immer besser.
Dass man noch vor Mai '68 angedacht und geschrieben war, merkt man dabei deutlich, an der gewissen Ehrfurcht vor Rang und Titel, an der Simplizität auch der Klassen- und Geschlechterrollen; dass man während des Mai '68 Probleme hatte, auch in der Bredouille saß, wie der Rest des Landes und auch geteilter Meinung zu den Geschehnissen und darüber durchaus Streit im Team aufkam: merkt man eher nicht. Politische oder gesellschaftliche Verantwortung bzw. eine Stoßrichtung kann man natürlich hineinlesen (“Eine Unverschämtheit ohne Beispiel. Diese jungen Leute heute sind von einer Unverfrorenheit, von einer Zügellosigkeit, da schießt einem das Wasser in die Augen. Die moralische Verkommenheit greift immer mehr um sich. Erschreckend.“), da hätte aber auch Der Gendarm von Saint Tropez (1964) schon Jahre zuvor Veranlassung zu geboten. Zudem kommt der Polizeifilm hier mehr zum Tragen, später zeigt man mit der Wasserschutzarbeit weitere Facetten, zwischendurch verhaftet man tatsächlich noch einen mit dem Messer bewaffneten Kriminellen, der erst auf der Flucht ist, aber dann in den brutalen Angriff gehen will und vor Gemeingefährlichen nicht zurückschreckt, und die Episode mit dem Lernen für die Prüfung zur Beförderung und das tatsächliche Examen selber, sowie dem anschließenden Umsturz auf dem Revier nimmt auch seinen Raum ein: als kleine dramaturgische Note, als Prämisse für ein wahnwitziges, wenn auch völlig unterinszeniertes, geradezu unregistriertes Stuntspektakel im Finale und als Steigbügelhalter für die Gags