Das Aufeinanderprallen zweier Welten, die Kollision von Sitte und Sünde: Wachtmeister Cruchot aus Kleinmiesnestdorf, der unerbittlich Hühnerdiebe und Schwarzfischer verfolgt, wird nach St. Tropez versetzt! St. Tropez! DAS Sündenbabel schlechthin. Sodom und Gomorrha lauern auf den biederen Gendarmen!! Schon auf dem Weg von der Bushaltestelle zum neuen Revier schreibt er neun(!) Verwarnungen aus! Und dann auch noch die Nudisten!! Denen rückt er generalstabsmäßig auf den nackten Leib, um ihnen die Sünde auszutreiben. Dabei merkt er gar nicht, dass seine Tochter, die hübsche und lebenshungrige Nicole, sich mit Jugendlichen eingelassen hat, die es mit Recht und Gesetz nicht immer so ganz genau nehmen. Erst als Nicoles Freund ein Auto stiehlt, in dem sich wiederum ein, von einem Gangster gestohlenes, Gemälde befindet, bemerkt Cruchot den Schiefstand in seiner Familie. Und geht mit unerbittlicher Strenge dagegen vor: Tochter in den Hausarrest geben, gestohlenes Auto zurückstehlen, vor den eigenen Kollegen flüchten …
Seien wir mal ehrlich: Zwischen einem Film wie, sagen wir mal, AM SONNTAG WILL MEIN SÜSSER MIT MIR SEGELN GEHEN und dem GENDARM besteht eigentlich kaum ein Unterschied. Auf der deutschen Seite ein harmloses Lustspiel mit gern gesehenen Schauspielern, flotter Musik und Urlaubsträumen für die Daheimgebliebenen, und in der französischen Ausgabe ein harmloses Lustspiel mit gern gesehen Schauspielern, flotter Musik und Urlaubsträumen für die Daheimgebliebenen. Doch während AM SONNTAG… heute als Beispiel für Opas langweilig-biederes Kino gelten mag (zu Unrecht übrigens, der Film ist ausgesprochen spaßig), ist der GENDARM ein immer wieder gern gesehener Klassiker der Filmkomik.
Denn den einen Unterschied gibt es eben doch, und der heißt Louis de Funès. Der Giftzwerg mit dem Hang zur Großmannsucht, der Kleinbürger der es nicht ertragen kann wenn andere anders leben, das war seine Paraderolle, und wenn wir gleich nochmal ehrlich sind: So lieben wir ihn auch heute noch. Als geifernden und cholerischen, Hass versprühenden und dabei unwiderstehliche Komik erzeugenden Spießer, der im immerwährenden Kampf gegen die Umwelt seinen (kleinen) Mann stehen muss.
Und nach vielen vielen Jahren, in denen de Funès sich kontinuierlich nach oben gearbeitet hat*, war dann 1964 das Jahr, in dem er mit dem ersten Teil der FANTOMAS-Serie und dem GENDARM VON ST. TROPEZ seinen Durchbruch zum Superstar erlebte. Hier dreht er so richtig auf, gibt dem Affen Zucker, und lässt Mimik und Gemeinheiten entgleisen dass es nur so eine Freude ist. Hier kann er seine Untergebenen triezen, seine Tochter bevormunden, und gegenüber dem Herrn Reviervorsteher untertänigst zeigen, was für ein toller Gendarm er ist. Nach oben Buckeln, nach unten treten. Die Umwelt terrorisieren, und dem Zuschauer einen Lachanfall nach dem anderen spendieren. Und auch, wenn die Geschichte um das gestohlene Bild sich manchmal vielleicht ein wenig mühsam zieht, dann ist trotzdem immer rechtzeitig ER zur Stelle, um mit Hilfe wohlgesetzter Tobsuchtsanfälle ein gepflegtes Chaos zu verbreiten. Der erste Gendarm-Film, der aus der gesamten Serie sicher auch der Beste ist (was aber natürlich Geschmackssache ist), ist höchst charmant gealtert, und bereitet im neuen Jahrtausend immer noch das gleiche Vergnügen wie einige Jahrzehnte früher, als der kleine Maulwurf vor dem Fernseher Tränen gelacht hat. Ein Rundumsorglosvergnügen der chaotischen und cholerischen Art, auch heute noch.
*De Funès hat dazu mal erzählt, dass er in seiner ersten Filmrolle nichts anderes gemacht habe als eine Tür zu öffnen. Im Laufe der Jahre wurden die Türen dann immer größer, bis er zu guter Letzt die Tür zum Produzenten öffnete.