Aktualisiertes Review HD-VÖ
Medizinstudentin Paula Henning kommt von München nach Heidelberg, um dort einen wichtigen Anatomie-Kurs zu besuchen. Ganz abgesehen von den üblichen Pennäler-Scherzen mit den Leichen, ist es Paula schnell unheimlich in den Seziersälen, denn es tauchen Leute unter ihrem Messer auf, die ihr als kerngesund bekannt sind. Als Paula auf eigene Faust Untersuchungen anstellt, kommt sie einem Geheimbund auf die Spur, der verbotene Experimente an Menschen durchführen lässt. Und irgendein Mitglied dieser Loge ist auch ein durchgeknallter Mörder...
Ganz an US-amerikanischen Vorbildern orientiert sich Stefan Ruzowitzky mit seinem für hiesige Verhältnisse relativ gut funktionierenden Splatterfilm, dessen Spezialeffekte es durchaus in sich haben. Nun gut, zwar gibt es dennoch die eine oder andere Sache an "Anatomie" zu bekritteln (z. B. die anfangs bitter aufstoßenden, erbärmlichen Dialoge oder aber das allzu vordergründige Spiel mit den falschen Fährten), doch immerhin vermittelt der Film genau jenen Spaß, den man beim Anschauen solch hirnlosen Teenager-in-Angst-Treibens haben sollte. So ist "Anatomie" bestes deutsches Popcorn-Kino geworden, bei dem man sich zumindest passabel unterhalten und keineswegs betrogen fühlt. Wagt Euch, macht mehr davon! Im Kino Scope (2,35:1), auf Video nur 1,8:1. Die DVD zeigt das korrekte Bild und wartet zudem noch mit einigen Extras auf (u. a. zwei geschnittene Szenen, die “Anatomie” für meine Verhältnisse durchaus bereichert hätten). Mit Franka Potente, Benno Fürmann, Anna Loos, Holger Speckhahn u. a.
Dieser (jetzt nur schreibfehlerkorrigierte) Text ist in SPLATTING IMAGE # 45 (März 2001) veröffentlicht worden.
Anmerkungen aus 2021:
Stefan Ruzowitzkys „Anatomie“ ist ein in Ehren gealteter deutscher Genrefilm, der auch heute noch satt und unterhaltsam ist. Sicherlich tragen dazu die sorgsam hergestellten, anatomisch eindrucksvollen Body-Props immer noch ihr übriges bei. Gemessen an dem, was man heute so vorgesetzt bekommt, wirken die Dialoge weitaus weniger erbärmlich als damals von mir vorschnell abgeurteilt. Was man jedoch erst mit ein paar Jahren Abstand wirklich bemerkt, ist, dass Ruzowitzky weitaus stilsicherer mit den Vorbildern bzw. Mustern US-amerikanischer Vorbilder umgeht als so mancher B-Movie-Kollege aus Hollywood selbst und eigentlich keinen wirklichen Splatterfilm abgeliefert hat sondern einen für deutsche Verhältnisse spannend erzähltes, echtes Genre-Aushängeschild, welches zudem noch mit Witz punktet. Kurzum: „Anatomie“ verdient daher eine Aufwertung auf vier Sterne.
„Anatomie“ wird zusammen mit Teil 2 nunmehr auf Blu-ray in einem schönen Mediabook veröffentlicht. Das Bild weist zwar ein leichtes Filmkorn auf, ist aber von den Farben und Details her weitaus besser als auf DVD damals. Gleiches gilt für den Ton, der jetzt ausgewogen daherkommt und klar und deutlich ist. Bildformat ist 2,35:1 und nicht – wie fälschlich auf dem Beiblatt zum Mediabook zu lesen ist – 1,85:1.
Ab 27.08.2021 erstmals als Blu-ray in einem limitierten Mediabook und Doppel-DVD zusammen mit Teil 2 erhältlich.
© Selbstverlag Frank Trebbin