Review

„Anatonomie“ – ein deutscher Horrorthriller aus dem Jahre 2000. Ob das gutging? Prinzipiell schon. Der österreichische Regisseur Stefan Ruzowitzky, der auch zusammen mit Peter Engelmann das Drehbuch verfasste, kreierte eine interessante Slasher-Variation, die im Medizinstudentenmilieu angesiedelt wurde und eine originelle Hintergrundgeschichte zu bieten hat.

So geht es um den (anscheinend und hoffentlich wirklich fiktiven) Geheimbund der „Antihippokraten“, der den Eid des Hippokrates ablehnt und in den Gemäuern der ehrwürdigen Heidelberger Universität Menschen bei lebendigem Leibe seziert und plastiniert. Diesem dunklen Geheimnis ist die Studentin Paula (Franka Potente, „Nach fünf im Urwald“, „Creep“) auf der Spur, während sich durch Beziehungskisten und Eifersüchteleien bedingt die Leichen häufen und sie selbst in Lebensgefahr gerät.

„Anatomie“ nimmt elitären Studentenhabitus gewitzt aufs Korn und erschreckt sein Publikum neben einigen gut gemachten blutigen Szenen und dem einen oder anderen Schockeffekt mit dem unterkühlten, emotionsfreien Verhältnis zum Tod, das Mediziner und solche, die es werden wollen, an den Tag legen. Leider versäumte man es aber, den verstörenden Magenschwinger zu erschaffen, den die Geschichte möglich gemacht hätte, und verwässert die partiell immer wieder aufkeimende, finster-bedrohliche Atmosphäre mit reichlich Humor. Zudem agieren nicht alle der zumindest in deutschen Landen recht bekannten Schauspieler durchgehend glaubwürdig. Klar, die Potente spielt recht potent (autsch, ich weiß…), aber einem Benno Fürmann seine Rolle abzunehmen, fiel mir doch auffallend schwer. Anna Loos als hochintelligente und nymphomane Gretchen kann nur einer Männerphantasie entspringen, lockert für mein Empfinden die Handlung aber tatsächlich angenehm auf und sorgt für den einen oder anderen kecken Dialog.

Mit seinen Verweisen auf die Nazizeit erhält „Anatomie“ einen leichten Anstrich von nicht ganz doofer Naziploitation und rückt ein dunkles Kapitel ins Bewusstsein, das die „Antihippokraten“ noch etwas weniger abwegig erscheinen lässt als ohnehin schon, angesichts von Pharmamafia und Tierversuchen.

Das Finale fiel ähnlich wendungsreich aus wie in manch altem Giallo oder auch Slashern à la „Scream“ (in deren Fahrwasser vermutlich seinerzeit die Produktion bewilligt wurde) und unterhält prima, die nach dem Abspann eingeschobene Post-Pointe hingegen wirkt eher schon wieder albern. Und dass das alles von einem belanglosen Pop-Soundtrack untermalt wird, trägt natürlich auch nicht dazu bei, das muntere Treiben sonderlich ernstnehmen zu können.

Fazit: Ambitionierter, bisweilen richtiggehend kreativer Film mit eigener Note, allerdings spürbar von einem genreunerfahrenen Team umgesetzt und letztlich nicht konsequent genug, um gänzlich zu überzeugen.

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