Für die ehrgeizige Medizinstudentin Paula Henning (Franka Potente, „Nach Fünf Im Urwald“ , “Lola Rennt“ , “Der Krieger Und Die Kaiserin“, “Blow“) geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung, als sie, dank überdurchschnittlicher Testergebnisse bei der Zulassungsprüfung, zu einem Kurs für Anatomie an die Heidelberger Universität, geleitet von Professor Grombeck (Traugott Buhre) geladen wird.
Sie lernt allmählich neue Freunde kennen und ist erfüllt von dem Ziel, eine gute Ärztin, ganz in der Tradition ihres Großvaters, der an der Universität bekannt ist, zu werden. Die Freude über die Teilnahme weicht Entsetzen, als vor Paula eines Tages auf dem Seziertisch ein junger Mann liegt, dem sie am Vortag das Leben rettete. Allen Warnungen von Kollegen und Vorgesetzten trotzend beginnt Paula, Nachforschungen anzustellen und stößt auf einem mysteriösen Geheimbund, der in den ehrwürdigen Räumen anscheinend tätig ist. Es handelt sich um die geschichtlich verbürgten Antihippocraten, die, im Gegensatz zu den allseits gekannten Hippokraten (Verweis auf den hippokratischen Eid, benannt nach dem altgriechischen Arzt Hippokrates, den jeder praktizierende Mediziner leisten muß) nicht am einzelnen Leben interessiert sind, sondern sich hauptsächlich der Forschung verschrieben haben. (Einzelne Leben sind unwichtig. Es geht um den Fortschritt.)
Mit dieser Erkenntnis bringt sie sich selbst in Lebensgefahr, denn die Eistenz des Bundes ist natürlich geheim. Menschen werden mit der verbotenen Droge „Promidal“ , die das Blut in den Adern gerinnen läßt, bei lebendigem Leibe plastiniert, um so ein frisches Organdepot abzugeben. Im Lauf des Filmes müssen auch Freunde Paulas dran glauben.
Kritik
Ein deutscher Horrorfilm, der auf die mit "Scream" (Regie: Wes Craven) erneut losgetretene Schlitzer- Welle, nach all den mehr oder minder schlechten Ausbrüchen in den 80er Jahren, angefangen bei „Friday The 13th“/“Freitag der 13.“, über „The Fork“/“Forke des Todes“ bis „Prom Night“, springt, nach dessen Prinzip Nachwuchstalente und TV-Sternchen besetzt (Anna Loos, die keine Gelegenheit ausläßt sich auszuziehen, MTV-Moderator Holger Speckhan, Sebastian Blomberg), jedoch mehr an "Exquisit Tenderness" (Regie: Carl Schenkel, dem ausgewanderten Schweizer) erinnert, nur wenige peinlichen Dialoge hören läßt, dafür jede Menge Zynismus liefert und dabei nicht vollends verkrampft ?
Ja, so etwas gibt es. Der Film, ausgestattet mit ein paar wirklich guten Schockeffekten und Masken- Arbeiten, wobei besonders zweitgenannte Tatsache eine Ausnahme in heimische Produktionen darstellt, ist zwar kein wirklicher Bringer, denn der Inhalt ist lediglich eine Variation bekannter Versatzstücke und die Absicht, einfach unterhaltsam sein zu wollen allgegenwärtig, doch muß man der lockeren, flotten Machart, die gekonnten Musikeinsatz genauso einschließt wie den Mut zu vermehrten (recht kompetenten) Kameragespielen, der technischen Arbeit und dem Selbstbewußtsein an allen Enden Tribut zollen.
Die Summe kann sich denn auch sehen lassen und beweist, daß es eben doch besser geht als in dem, später entstandenen, Misthaufen "Flashback - Mörderische Ferien". (Kanonenfutter vor!)
(Bericht dazu: „bayrische Schmorgurke“)
Außerdem ist die Besetzung sehenswert, die blonde "Newcomerin" Anna Loos, die als Extra auf der DVD ein Musikvideo beisteuert, als "Gretchen" ein echtes, verführerisches Biest (man denke nur an die Szene auf dem Metalltisch bei flackerndem Neon- Licht), Frau Potente ebenfalls, obwohl ihre Frisur ein Grauen für sich ist und ihre natürliche Art, die man aus früheren Filmen kennt, etwas zu zugeknöpfter Eindimensionalität wich (dahingehend sei auch die etwas verklärte Bettszene erwähnt) und Benno Führmann, der mich irgendwie immer an den unsäglichen Til Schweiger („Manta Manta“, „Der Bewegte Mann“, „Knockin On Heavens Door“, „Der Eisbär“) erinnert, überrascht mal wieder, wie später dann auch in Tom Tykwers „Der Krieger und die Kaiserin“. Auch der Spannungsbogen, der teils beachtliche Höhen erreicht, geht auf.
Bei allem Lob darf man allerdings nicht einige mehr oder minder kleine Logikfehler verschweigen.
Warum kam Paula nie vorher auf die Idee, sich die Urkunden ihres Großvaters mal näher anzusehen ?
Auch die an spirituelle Sitzungen erinnernde Gerichtsverhandlung (mit Kutten und allem Pi- Pa- Po), die aber zumindest technische Atmosphäre besitzt, hat etwas zu viel von übertriebenem „Humbuck“ und ist eher Geschmackssache, da sie als ernstgemeintes Puzzle- Teil eher schelmisch grinsen läßt. (Wie auch die teils typisch deutschen Witzchen und humoristischen Entgleisungen.)
Das Finale ist dann jedoch ziemlich aufreibend, so daß, trotz genannter Makel, im Abschluß der Eindruck eines ordentlich gelungenen Vertreters des Krankenhaushorrors im weiteren Sinn bleibt.
Für eine heimische Produktion ist das sehr viel.
Als internationales Konkurrenz-Produkt besitzt es nicht genug Profil und Eigenständigkeit.
Die Produktion war die erste der „Deutsche Columbia Filmproduktion“ (Tochtergesellschaft der amerikanischen „Columbia TriStar“, die wiederum Teil von „Sony Pictures Entertainment“ ist). Die Aufmachung ist dementsprechend auf international getrimmt und das Budget war auch dicker, als „normal“.
Fazit
Spannende, deutsch- geprägte Unterhaltung für Liebhaber horribler, makaberer Krankenhausfilme und Anatomie- Interessierte