Review

Für die ehrgeizige Medizinstudentin Paula (Franka Potente) geht ein Traum in Erfüllung: Sie wird während des Sommers zu einem Elitekurs in Anatomie eingeladen. Doch die Freude über den Lehrgang wandelt sich schnell in jähes Entsetzen, als vor Paula auf dem Seziertisch ein junger Mann liegt, der nur einen Tag zuvor noch am Leben war. Allen Warnungen zum Trotz stellt Paula Nachforschungen an und stößt schon bald auf einen mysteriösen Geheimbund, der in den Gemäuern des ehrwürdigen Instituts sein Unwesen treiben soll. Daß sie sich damit selbst in Lebensgefahr bringt, merkt Paula erst spät - sehr, sehr spät...

Den Hype, dem "Scream" mit der Wiederauferstehung des Slasher-Films gelang, sollte auch so manch deutsche Produzenten inspirieren, derartige Projekte zu verfilmen. Mit "Anatomie" haben wir es mit einem guten Ableger zu tun.

Schauort des Grauens ist die Universität in Heidelberg, in der die Elite der Medizin-Studenten die Geheimnisse und Künste der Anatomie erlernen.
Der Filmbeginn ist recht gut gelungen, wir folgen der Geschichte von Paula, die Abreise von zu hause bishin zur Ankunft an der Uni. Unterbrochen wird diese Einführung von einem auf dem Seziertisch liegenden Studenten, an dem bei vollem Bewusstsein rumgeschnippelt wird, was Skalpelle so hergeben. Der außergewöhnliche Score in dieser Szene (der Feel-Good-Song kommt öfters im Film vor) ist fantastisch ausgewählt und wirkt in Kombination auf´s Filmgeschehen fast schon diabolisch.
Dies hält bei Laune und "Anatomie" hebt sich damit angenehm  von den amerikanischen "Scream"-Plagiaten ab, die nur auf andere Tötungsarten und ´ne andere Maskierung setzen.
Zwar sind die Sezierszenen rar gesäht, aber immer an der richtigen Stelle und sehr gut ausgearbeitet worden. Bei "richtigen" Morden wird nicht volle Pulle mit der Kamera draufgehalten, so dass die FSK16 absolut gerechtfertigt ist.
Die Locations wissen auch zu gefallen, auf dem ganzen Campus wimmelt es (nachts) von dunklen Korridoren, der Anatomie-Raum wirkt sehr futuristisch und beklemmend.

Kommen wir zu den Contras:

Die meisten Studenten wirken zu harmlos, schauspielerisch grün hinter den Ohren und scheinen einer GZSZ-Folge entsprungen zu sein. Die einzige, die einem dann wirklich derb auf die Nüsse geht, ist die dauernotgeile Blondine, der man am liebsten ein Paar Wollsocken in den Mund stopfen möchte, sobald sie ihre verdorbene Gedanken zum besten gibt. Außer "24 Stunden bereit, bitte knüppel mich einer durch, egal wer" kommt da nix an Text. 100% Bitch eben.

Überraschend schnell kommt die Auflösung bereits nach 50 Minuten, wer hinter den Morden steckt und "Anatomie" wechselt ab da vom Slasher ins Thriller-Genre. Das Tempo bleibt konstant, jedoch geht etwas an Atmosphäre und der positiven Stimmung des Zuschauers verloren. Außerdem wirkt mancher Charakterzug der Psychos unglaubwürdig, geradezu lächerlich.
Hier und da wird dann noch ein wenig über den Sinn und den Unsinn der Anti-Hippokraten philosophiert und der Film steuert langsam aber sicher auf ein gewohntes unspektakuläres Ende hinzu.
Einzig und allein die Szene, in der man über das Schicksal von Fick-Blondie aufgeklärt wird, sorgt nochmal für ein Raunen im Wohnzimmer.

Und, der Film wirkt an manchen Stellen zu "deutsch". Aber das kann man ihm jetzt nicht wirklich übel nehmen.

Alles in allem ein guter Beitrag aus Deutschland zur Thematik "Slasher", der durch kleinere Mankos und eine viel zu frühe Auflösung sich eine höhere Bewertung versaut hat. Wer auf Scream & Co. steht, darf auch gerne bei "Anatomie" zugreifen.

8/10

Details
Ähnliche Filme