Es wird mit dem "Werwolf" hausieren gegangen, doch anstatt der bekannten cineastischen Lykanthropie waten die spanischen Filmemacher mit "Romasanta" eher durch die Wiesen des historischen Serienmörderfilms, anhand eines dokumentierten Falls aus dem 19.Jahrhundert, bei dem der Mörder bei seiner Vernehmung später angab, er würde sich eben zum reißenden Wolf wandeln, wenn er seine Opfer ermordet. Das würde wiederum auf einem Fluch basieren, allerdings vertieft sich der Film von Paco Plaza weniger in psychologische Niederungen, genausowenig wie er dem Ursprung der Werlegende großartig auf die Spur kommen will, stattdessen spielt man mit dem Thema erzählerisch ausgiebigst herum.
Weder fokussiert man auf die Herkunft, Geschichte oder das Schicksal des Täters, noch kommt man in die Nähe eines Whodunits, stattdessen wird mit dem herben, wölfisch wirkenden Romansanta (Darstellerweltenbummel und Dauerunsympath Julian Sands gewinnt dem subtil Brutalen hier fast erotische Seiten ab) recht schnell ein Täter präsentiert, während sich die Ordnungshüter in den städtischen Behörden daran versuchen, mittels archaischer Erkenntnisse einen psychologischen Ansatz für die Täterjagd herzustellen, indem sie sich der Mitarbeit eines Fachmanns versichern.
In der zweiten Hälfte wird Plazas Film dann aber verstärkt zu einen Verwirrspiel um Identitäten und gespaltene Persönlichkeiten, die die Schuldfrage immer undurchdringlicher macht. Genausowenig wie die Verantwortlichen und Mediziner ihren Täter verstehen, genauso nebulös bleibt die Ausrichtung des Films, der sich zwar einerseits an einer Charakterstudie einer gequälten Seele versucht, gleichsam aber ständig den Zuschauer mit Bildern in die Irre führt, die angesichts einer rudimentären Liebesgeschichte und wissenschaftlicher Forschung niemals eine brauchbare und wirklich lineare Struktur entwickelt, die der Film im ersten Teil noch hatte.
Fiktiv, wie die Filmstory nun mal ist, scheint der Wechsel der Perspektive, von Romasanta weg und zu Barbara hin der Geschichte nicht gut zu tun und die Einsprengsel an interessanten historischen Ermittlungsdetails sind mehr oder minder nur Dekoration in einem schön fotografierten, aber wenig aufschlußreichen oder unterhaltsamen Film.
So ist das Ergebnis zwar gut anzusehen, aber wenig zufriedenstellend. Fahrige Montage, Ungeschick bei der Gewichtung der dramatischen Anteile und ein fühlbarer Wechsel von Horror zu Charakterdrama geben dem Film ein beständiges Gefühl der Uneinheitlichkeit, das bei vielen Zuschauern vermutlich irgendwann zu Desinteresse führt, was wiederum das Thema nicht verdient hat. Plaza hat seine Vorbilder für seine eigenen Filmbilder (wie schon in "Xmas Tale") gut studiert, allein die ureigenste Handschrift beim Anrichten hat sich, im Gegensatz zu vielen seiner spanischen Horrorkollegen noch nicht vollständig ausgebildet, wie Zwittergeburten wie "Romasanta" und kreative Schlaganfälle wie "Rec 2" beweisen. (5/10)