So sehr es dieser Film verdient hat, sich ihn anzusehen, so wenig hilfreich ist es ihn in die Nähe von Serienmörderfilmen oder dem Wolfsthriller „Pakt der Wölfe“ zu rücken.
Zwar kann „Romasanta“ mit einigen sehr deutlichen Details der Zerstörung von menschlichen Körpern aufwarten, aber ihm fehlt das Wichtigste im Bezug zu diesem Genre – erst die geheimnisvolle Suche nach dem unbekannten Ungeheuer, dann der Kampf mit der Bestie....
Hier ist es schon sehr schnell klar, wer der Täter ist, aber das Motiv und ob es sich überhaupt um ein Monster handelt bleibt im Unklaren.
Der Film verbindet zwei Parallelhandlungen – er beobachtet den vermeintlichen Wolfsmenschen bei seiner blutigen Zerstörungsarbeit und er zeigt die Polizei bei der Aufklärung des Falls. Dabei werden zum ersten Mal in der spanischen Kriminalgeschichte psychologische Methoden eingesetzt, es geht also auch um eine Entwicklung hin zur modernen Kriminologie.
Die Spannung bezieht der Film aus seiner Ungewissheit. Trotz der ziemlich klaren Bedrohung ist keine geschilderte Situation wirklich eindeutig. Julian Sands spielt überzeugend einen gebildeten und freundlichen Mann, den die Menschen mögen und die Frauen anziehend finden, der sich aber jederzeit verändern kann.
Dabei verzichtet der Film fast gänzlich auf Action oder klare Bedrohungen. Es werden immer wieder gefährliche Situationen aufgebaut, die dann aber nicht zu Ende gezeigt werden. Erst später erkennt man die Folgen ohne die tatsächlichen Abläufe gesehen zu haben.
Scheinbar verdeutlichende Schilderungen sind immer aus subjektiver Sicht erzählt, so daß die Unsicherheit über die Wahrheit bleibt. So schlägt der Film ein sehr ruhiges Tempo an und zeigt die menschlichen Charaktere nie als eindeutige Typen, geschweige denn als genretypische Abziehbilder.
Der Film erinnert mehr an ein romantisches Gemälde aus dem vorletzten Jahrhundert. Hier vermischen sich Sehnsucht , Liebe und Schönheit mit Zerstörung und Tod unter dem Mantel des Geheimnisvollen...
Das Ganze in schönen Bildern gezeigt ohne die typische Hollywood-Ästhetik.
Ein schöner ruhiger Film zum wohligen Erschauern (8/10)