Nach „Hero“ haut uns Zhang Yimou den nächsten Martial-Arts Kracher um die Ohren, zumindest will uns das die Presse weismachen, die „House of flying Daggers“ schon in den Olymp heben.
China, der Widerstand gegen den Kaiser wächst, vor allem durch die Untergrundorganisation „House of flying Daggers“. Deswegen sollen die beiden Polizisten Leo (Andy Lau) und Jin (Takeshi Kaneshiro) den Anführer endlich dingfest machen. Sie erhalten den Tip, mal ins Bordell vorbeizuschauen. Dort angelangt, nimmt Leo die blinde Tänzerin Mei (Zhang Ziyi) und Jin fest, natürlich Jin nur als Vorwand. Dieser befreit daraufhin Mei, um mit ihr zu flüchten. Jin will sich bei Mei einschmeicheln, um so zu den Flying Daggers zu kommen. Mit gestellten Aktionen scheint er Mei auch mehr und mehr zu überzeugen. Doch dann kommt es zu Problemen. Eine Horde von Polizisten greifen Jin und Mei an, die Jin offensichtlich nicht kennen, ferner wachsen Jins Gefühle für Mei, wobei sie doch auf einer ganz anderen Seite steht...
Eins vorweg, „House of flying Daggers“ ist eine optische Bombe, ganz in der Tradition von „Hero“, vielleicht sogar noch einen Tacker besser.
Zhang Yimou setzt uns Bilder vor, die einfach traumhaft aussehen und immer wieder unterschiedlich sehen. Man könnte den Film fast in Bereiche der Farben aufteilen.
Im Bordell erwartet dem Betrachter ein buntes Farbenspektrum, wie man es sonst kaum zu sehen bekommt. Fast jede Farbe ist vorhanden, es wirkt fast kitschig.
Dies ändert sich rapide, wenn der Film später in Brauntönen schwelgt, wenn Mei und Jin auf der Flucht sind. Wenn dann die Flying Daggers auftauchen, wird das ganze Bild plötzlich grün, jedes vorstellbare grün ist vorhanden.
Im großen Finale packt Zhang Yimou noch mal richtig den optischen Hammer aus. Innerhalb von einer Minute verwandelt er eine Herbstlandschaft, deren Blätter in allen Farben blühen in eine schneebedeckte Landschaft. Danach regieren nur noch zwei Farben, weiß und rot.
Auch der Soundtrack ist bombastisch, gewohnt traditionell, aber er geht ins Ohr. Aber warum bekommt Daggers dann keine bessere Note?
Es ist wie so oft, die Verpackung ist klasse, bombastisch, nur der Inhalt schwächelt ein wenig. Die Story mag nicht wirklich überzeugen, auch wenn einem die Darsteller recht sympathisch sind. Takeshi Kaneshiro überzeugt ebenso wie die aus den neuen Martial-Arts Filmen nicht mehr wegzudenkende Zhang Ziyi. Ziyi ist natürlich wieder das Objekt der Begierde diverser Männer und spielt auch im entscheidenden Moment das Zünglein an der Waage.
Die Kampfszenen sind natürlich wieder aller erste Sahne, bewusst unrealistisch, wenn zig Männer durch Bäume fliegen etc. Aber das stört in diesem optischen Meisterwerk überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Gerade durch diesen Unrealismus wird der Film erst zu dem, was er ist. Hinzu kommen diverse notwendige Computereffekte, die aber sogar ganz gut aussehen und das richtige Feeling verschaffen.
Der Film ist aber nicht nur ein Martial-Arts Film, sondern auch ein kleines Liebesdrama. Nur schafft es Zhang Yimou es nicht so recht, uns davon zu überzeugen. Alles wirkt ein wenig zu inszeniert, erst gegen Ende überzeugt der Film in diesem Bereich. Davor wirkt alles zu sehr verkrampft und leicht unrealistisch, in Bezug auf die Beziehungen. Dafür ist das Ende, wie schon gesagt, klasse.
Fazit: „House of flying Daggers“ ist ein optischer Leckerbissen, keine Frage. Was uns Zhang Yimou teilweise vorsetzt, kann man nur noch mit offenem Mund bestaunen. Doch leider sieht die Verpackung besser aus als der Inhalt. Die Story ist nicht schlecht, hätte aber weitaus besser sein können. So ist „House of flying Daggers“ nur ein „guter“ Film, dem man aber allein schon wegen seiner gigantischen Optik mal gesehen haben sollte. Inhaltlich kommt er an „Hero“ oder gar an „Tiger and Dragon“ aber nicht heran. Trotzdem mal reinschauen und in eine andere Welt abtauchen.