Seine Sporen verdiente sich Walter Hill („Southern Comfort“, „48 Hrs.“) als Autor und Assistent unter solchen großen Filmemachern wie Sam Peckinpah („The Wild Bunch“, „The Getaway“) oder Norman Jewison („The Thomas Crown Affair“, „Rollerball“) bevor er 1975 sein Regedebüt gab.
„Hard Times“ war seinerzeit ein erster Achtungserfolg, der bereits deutlich die Handschrift des jungen Regisseurs trug, auch wenn er seinen Stil erst noch entwickelte. Die für ihn typischen Western-Anleihen lassen sich jedoch auch hier wiederfinden und so wundert es auch kaum, dass ausgerechnet „Spiel mir das Lied vom Tod“ – Star Charles Bronson als wortkarger Fremder einsam New Orleans betritt und später genauso wieder verschwindet.
Mitten in der großen Depression zieht der unwahrscheinlich echt und faszinierend von Bronson verkörperte Straßenkämpfer Chaney von Stadt zu Stadt und verdient seine Knete mit illegalen Faustkämpfen (ohne Boxhandschuhe) in Lagerhallen oder Hafenanlage, bei denen er stets auf sich selbst setzt.
Sich seiner Qualitäten sehr wohl bewusst, bietet er sich dem gewieften, großmäuligen Zocker Speed (James Coburn, „Pat Garrett & Billy the Kid“, „Cross of Iron“) an, der nach dem ersten, nur kurz währenden Kampf schnell eine Goldgrube erkennt und die Wetteinsätze in die Höhe treibt. Zwar hat Chaney mit ihn eine unüblich knallharte Abmachung über die Verteilung des Gewinns, doch Speed könnte eigentlich gut davon leben, wenn er dank seiner ewigen Spiel- und Wettsucht nicht ständig bei finsteren Kredithaien in der Kreide stehen würde.
Dabei stellt Charles Bronson natürlich mit Chaney den weitaus interessanten Charakter, der sich ohne Lebensziel durch die Städte bewegt und nur des Geldes wegen boxt, denn Ehre gibt es in diesen rohen, brutalen Kämpfe ohne Schiedsrichter keine zu verdienen und von Fairplay hat dort auch niemand etwas gehört. Die Choreographie ist aufgrund der primitiven, harten Prügeleien natürlich um Realismus bedacht, weswegen sich dabei auch keine spektakulären Momente finden lassen, doch die rohen Auseinandersetzungen gefallen gerade wegen ihrer unbeschönigenden, direkten Art.
Ruhm will Chaney, der mit ernst gemeinten, trockenen Kommentaren nicht spart, dabei keinen ernten. Ganz im Gegenteil, er möchte lieber seine Ruhe haben und seinen Prinzipien folgen ohne Kompromisse einzugehen. So in sich selbst zurückgezogen, fühlt er sich zwar zu Lucy Simpson (seine damalige Frau Jill Ireland), die er in einer Bar kennen lernt, hingezogen, scheut sich jedoch vor Intimität und schafft sich lieber eine Katze als Haustier und Gesellschaft an.
Mehr über diese stets sehr direkte, ehrliche Figur zu erfahren, wäre interessant, aber so bleibt er ein mysteriöser Fremder, wie die großen Westernhelden.
Das unterschiedliche Duo ergänzt sich zunächst prima. Speed hat die große Klappe und schlägt die attraktivsten Quoten heraus, während Chaney den Rest erledigt. Sollten sie einmal um das Geld geprellt werden, ist Chaney auch mal in der Lage Taten folgen zu lassen und einen opiumsüchtigen Arzt haben sich auch bei Verletzungen an Bord. Die Zweckgemeinschaft funktioniert aber solange, bis Speed, der Chaney ohne Erfolg eine Freundschaft vorgaukeln möchte, sich trotz fortwährenden Erfolgs zu tief in die Schuldenfalle manövriert, sich in seiner finanziellen Verzweiflung mit seinem Boxer verkracht und ihn schließlich darum bitten muss einen letzten Kampf zu bestreiten, um seinem ehemaligen Manager das Leben zu retten.
Ohne die Qualitäten seines Regiedebüts schmälern zu wollen, fehlen dem Film noch die dramatischen Qualitäten eines entschlosseneren „Southern Comfort“, was auch an dem trotz des brutalen, langen Schlussfights zu einfachen Ende liegt. Besonders Speed kommt zu problemlos aus seiner verfahrenen Situation wieder heraus und wird auch hiernach seine Lektion nicht gelernt haben, während Chaney einfach stets über den Dingen zu stehen scheint. So kann Bronsons Charisma, das schon ganz allein dafür sorgt, dass wir ihm diesen knüppelharten Archetypen abkaufen, sich auch als Minuspunkt herausstellen.
Die präzisen Dialoge, ohne ein Wort zuviel, und der düstere Bilderstil, der auch den damaligen Zeitgeist ziemlich gut widerspiegelt sind hingegen Hills Stärken und die spielt er auch wie gewohnt aus.
Dabei fehlen ihm allerdings noch die für viele seiner Filme charakteristischen Stücke Ry Cooders und eine wirklich packende Geschichte, denn trotz atmosphärischer Bilder lässt „Hard Times“ fesselnde Dramatik vermissen. Vielleicht liegt es an den durch Coburns Charakter eingebrachten Humor, aber jene fesselnden Qualitäten späterer Filme erreicht Hill noch nicht.
Fazit:
Walter Hills Regiedebüt entwickelt sich lediglich zu einer einfachen Geschichte eines einfachen, aber dennoch interessanten Mannes, der während der Großen Depression über die Runden zu kommen versucht und als Boxnomade von Stadt zu Stadt zieht, um dort sein Geld zu machen. Charles Bronson bereitet so eine Figur naturgemäß überhaupt kein Problem, während James Coburn als Sidekick neben ihm schon verblasst. Die geschäftliche Beziehung der beiden, die später der Moral weichen muss, hätte mehr Tiefgang verdient und der Querschnitt durch die damalige Zeit hätte noch etwas düsterer sein dürfen, aber Walter Hill musste sich erst einmal seine Reputation verdienen, bevor er alles nach seinen Vorstellungen umsetzen konnte. Ein ordentliches Debüt für ihn und sicher keine Glanztat, aber allemal ein gut gespieltes wie teilweise ganz interessant inszeniertes Drama, dem der Realismus und die harte Wirklichkeit nie abgeht.