Der amerikanische Schriftsteller Kenneth Magee lässt sich auf eine Wette mit seinem Verleger ein und soll 24 Stunden auf einem abgelegenen walisischen Landgut verbringen, um einen Roman zu schreiben. Im Laufe des Abends treffen verschiedene Menschen ein, die sich alle als Angehörige der Grisbanes erweisen, denen das Haus gehört. Sie sind wegen des Familiengeheimnisses im Obergeschoss gekommen, doch das hat sich schon selbstständig gemacht und mit der Ermordung der Anwesenden begonnen.
Es gibt diverse Filme die allein schon aufgrund ihrer Besetzungsliste als Klassiker angesehen werden können und wenn dann auch noch einmalig in der Filmgeschichte Schauspiel-Legenden wie Vincent Price, Christopher Lee, John Carradine und Peter Cushing gemeinsam in einer Geschichte auftreten, gehört ein solches Werk im Prinzip zum Pflichtprogramm eines jeden Film-Liebhabers. Regisseur Pete Walker (Zeuge des Wahnsinns) hat es in seiner letzten Regiearbeit tatsächlich geschafft, diese Ikonen des Horrorfilms gemeinsam vor die Kamera zu holen und allein schon wegen dieses Aspektes sollte man dem guten Mann den höchsten Respekt zollen. Nun wäre es aber noch nicht genug, nur wegen des Mitwirkens dieser bekannten Gesichter von einem äußerst gelungenem Film zu sprechen, doch "Das Haus der langen Schatten" beinhaltet wirklich alles, was ein herausragender Oldschool-Gruselfilm haben sollte, um dem Zuschauer ein wunderbar atmosphärisches Film-Vergnügen zu bereiten. Wie man diversen Kritiken im Netz entnehmen kann scheint das nicht jeder so zu sehen, denn zugegebenermaßen beinhaltet das Szenario an einigen Stellen den Hauch von unfreiwilliger Komik, was dem Szenario aber insgesamt gesehen viel eher besonders gut zu Gesicht steht als das es ihm schaden würde und auch der von manch einem beklagte mangelnde Spannungsaufbau ist eigentlich überhaupt nicht zu erkennen.
Eher das Gegenteil ist der Fall, denn die Erzählung nimmt sich genügend Zeit um teilweise sogar absolute Hochspannung aufzubauen, zudem sind die Geschehnisse durchgehend von einer extrem dichten Grundstimmung untermalt, so das genau das richtige Gefühl für einen Film dieser Art aufkommen kann. Zugegeben, in der ersten Filmhälfte passiert nicht sonderlich viel, aber Pete Walker hat es hervorragend verstanden den Betrachter in eine gewisse Erwartungshaltung zu versetzen, die sich dann auch im zweiten Teil des Filmes absolut erfüllen soll. Zudem ist es für die von den Ereignissen ausgehenden Faszination absolut notwendig, erst einmal die Atmosphäre des genialen Schauplatzes auf einen wirken zu lassen, denn das abseits gelegene und düstere Herrenhaus übt schon eine sehr beklemmende Wirkung auf einen aus und man möchte auf keinen Fall eine Nacht in diesem alten Gemäuer verbringen, so wie es Schriftsteller Kenneth Magee aufgrund einer Wette macht. Nachdem schon in den ersten Minuten etwas scheinbar unheilvolles in der Luft liegt verstärkt sich dieser Eindruck immer mehr, nachdem nun die weiter oben genannten Schauspiel-Legenden nach und nach die Szenerie betreten.
Für Nostalgiker ist es ein absoluter Hochgenuss diese Ikonen vereint zu sehen, die einem doch so viele unvergessliche Filme beschert haben und die obwohl sichtlich in die Jahre gekommen noch rein gar nichts von ihrer Omnipräsenz verloren haben. Wenn die großen Stars der ehemaligen Hammer Studios vor die Kamera treten liegt immer eine ehrfurchtsvolle Beinote in der Luft und man saugt als Zuschauer nur allzu gern das fantastische Schauspiel dieser Ikonen wie ein Schwamm in sich auf. An dieser Stelle sollte man jedoch fairerweise anmerken, das auch beim restlichen Cast keinerlei Grund zur Beanstandung besteht, denn sämtliche Akteure tragen ihr Scherflein dazu bei, das hier ein wirklich außergewöhnlich guter Film serviert wird, den man durchaus als zeitlosen Klassiker bezeichnen kann. Es entwickelt sich immer mehr eine Art Puzzle-Spiel, in dem einem im Laufe der Zeit immer mehr Bruchstücke offenbart werden, die das zu beginn merkwürdige Szenario erklären sollen. Die wahren Hintergründe des Geschehens bleiben für eine lange Zeit eher im Dunkeln und aus diesem Aspekt bezieht "Das Haus der langen Schatten" seine eigentliche große Stärke. Doch selbst als sich der Schleier einer geheimnisvollen Familien-Tragödie zu lüften scheint, ist in dieser Story nichts so wie es scheint. Dieser Punkt kommt dann jedoch erst ganz am Schluss zum tragen, denn zuvor wird der Zuschauer mit etlichen Wendungen und Wirrungen konfrontiert, so das hier bis wirklich zur letzten Minute nichts von der Intensität der Ereignisse verloren geht. Im Grunde genommen wird man mit zwei vollkommen unterschiedlichen Filmhälften konfrontiert, denn dient der erste Teil doch hauptsächlich dazu, immer weitere Fragmente des Geheimnisses zu offenbaren und somit die aufgebaute Spannung fast ins Unermessliche zu steigern, so kommt es danach zur totalen Entladung, die durch die Ermordung diverser Charaktere in Erscheinung tritt.
Warum in diesem Fall viele Leute "Das Haus der langen Schatten" fast schon als Komödie ansehen entzieht sich meiner Kenntnis und ist ehrlich gesagt auch nicht so ganz nachvollziehen. Denn bis auf die erwähnten und nicht zahlreich vorkommenden Momente in denen etwas unfreiwillige Komik zu erkennen ist, ist dieses meiner Meinung nach grandiose Werk vielmehr als durchaus ernster Genre-Beitrag anzusehen, bei dem man sich fast durchgehend wunderbar an einem exzellenten Grusel-Feeling erfreuen kann. Für mich persönlich ist dieser letzte Film von Pete Walker nicht nur aufgrund der großen Namen als absoluter Klassiker anzusehen, denn die Geschichte beinhaltet so viel Klasse und Raffinesse, das ein absolut überragendes Gesamtbild entsteht. Ob sich aber gerade die jüngere Generation mit einem solchen Film anfreunden kann wage ich zu bezweifeln, fehlt es der Story doch ganz eindeutig am nötigen Härtegrad, um die heutigen Bedürfnisse zu stillen. Dafür gibt es aber auch genügend andere Werke, denn hier handelt es sich ganz eindeutig um einen nahezu perfekten Oldschool-Grusler und über diese Tatsache sollte man sich schon im Vorfeld informieren. Dennoch ist in vorliegendem Fall definitiv eine generelle und äußerst dicke Empfehlung auszusprechen, bekommt man doch herausragende Darsteller in einem ungemein atmosphärischen Szenario geboten, das jede Menge Spannung, Intensität und sehr gelungene Überraschungsmomente enthält.
Fazit:
Man sieht den Urgesteinen des Horrorfilmes zwar an das sie in die Jahre gekommen sind, doch bezieht sich dieser Eindruck ausschließlich auf die Optik und keinesfalls auf die darstellerischen Leistungen, die hier immer noch hervorragend sind. Sicherlich ist das auch ein Grund für den exzellenten Gesamteindruck den man von diesem Werk gewinnt, doch auch die nötigen Zutaten wurden brillant miteinander kombiniert, so das im Endeffekt keinerlei Grund zur negativen Kritik besteht.
10/10