Review

Einige Jahre nach dem Welterfolg von „Re-Animator“ schob Brian Yuzna die überfällige Fortsetzung nach und nahm zu dem Zweck auch gleich selbst auf dem Regiestuhl Platz. Am Ende steht ein Film, der seinem Vorgänger in nichts nachsteht. Überragend allerdings ist was anderes.

Das fängt schon ganz einfach damit an, daß Yuzna von dem Zuschauer eine ganze Menge guten Willen verlangt, denn die Exposition ist für jemanden, der mit dem Ende des vorangegangenen ersten Teils vertraut ist, ganz schön frech. Herbert West hat das Massaker und die Dickdarmattacke offenbar doch ohne große Schäden (einen gehörigen Dachschaden hatte er ja bereits immer) überlebt und sich zwecks Weiterforschung zusammen mit dem unverbesserlichen Dan, der eigentlich inzwischen wissen sollte, daß es besser wäre, die Freundschaft mit diesem verrückten Wissenschaftler zu kündigen, nach Peru mitten ins Kriegsgetümmel mit massig menschlichen Versuchsobjektiven zurückgezogen, nur um sich kurze Zeit später wieder exakt in demselben Krankenhaus einzufinden, wo vor wenigen Monaten besagtes Tohuwabohu ausgebrochen war. Ja, da können schon mal durchaus vier bis 17 Gehirnzellen auf Anhieb schmerzhaft platzen. Kontinuität? Was ist das?

Danach nehmen die Ereignisse ihren gewohnten Gang, auch Hills rachsüchtiger Kopf (immerhin hat er West seine eingeschränkte Bewegungsfreiheit zu verdanken) ist - erstaunlich wohlbehalten übrigens, nach dem, was damit in „Re-Animator“ alles angestellt wurde - wieder da, nur daß das Hauptgeschehen diesmal in Wests und Dans neuer Bude nahe des Friedhofs (ideal für heimliche Experimente) stattfindet, wo die beiden Studenten den kompletten Film damit beschäftigt sind, ganz nach Frankensteins Vorbild eine aus diversen Körperteilen zusammengebastelte Braut zu kreieren, um sie schlußendlich zum Leben zu erwecken. Aber West wäre nicht West, wenn er, bis es soweit ist, nicht längst sein Serum an verschiedenen Lebewesen getestet hätte (mit fatalen Folgen, versteht sich), so daß für das Finale ausreichend Zombies bereitstehen.

Die nicht wenigen Anspielungen auf den großen Klassiker „Frankensteins Braut“ wissen enorm zu gefallen (besonders herrlich die Szene, in der West mächtig angefressen ist, weil die hauptsächlich von ihm gehegte und gepflegte auferstandene Leichenbraut ständig Dan als ihren Schöpfer bezeichnet), genauso wie die Tatsache, daß der Humor deutlicher in den Vordergrund gerückt und die Zahl der Slapstickeinlagen in die Höhe getrieben wurde (hervorgerufen u.a. durch die von West kurios zusammengesetzten Kreaturen, wie ein sich mit Fingern fortbewegendes Auge oder ein mit einem Arm verbundenes Bein, das auf West eintritt). Jeffrey Combs wurden glücklicherweise mehr Auftritte zugestanden, die er weidlich ausnutzt, und er ist sozusagen zu unserer Hauptfigur ausgebaut worden (im ersten Teil war’s ja noch Dan) - und was er auch an Blödsinn anstellt, richtig böse sein kann der Zuschauer ihm nicht. Pluspunkte verzeichnet „Bride of Re-Animator“ weiterhin bei den verbesserten und an Einfallsreichtum nicht sparenden Effekten, die an Blutgehalt nichts eingebüßt haben.

Demgegenüber stehen altbekannte Schwächen: Auch Yuzna erweist sich nicht als besserer Geschichtenerzähler als Gordon und kann die umfangreichen Löcher in der Handlung nicht stopfen. Symptomatisch gewiß das unerklärliche Verhalten von Dans neuer Freundin, die die reichlichen Merkwürdigkeiten, denen sie zunehmend stärker ausgesetzt wird, mit vergleichsweise stoischer Ruhe über sich ergehen läßt und es nicht einmal für nötig hält, ihrem Galan von den in einer Psychiatrie herumtorkelnden, aus dem ersten Teil übriggebliebenen Zombies zu erzählen, die ihr von einem Polizisten gezeigt wurden. Also - mir wäre das auf alle Fälle eine Erwähnung wert. Von dem West wie immer enorm hilfreich assistierenden Dan wollen wir gar nicht wieder anfangen. Wenigstens sind die Längen auf ein Minimum reduziert, und das, obgleich der Film einige Minuten länger dauert.

Wer also „Re-Animator“ mochte, wird auch das Sequel mögen. Die überwiegende öffentliche Meinung hält das Original wohl hauptsächlich aufgrund seines legendären Rufs für den besseren Film, in meinen Augen nehmen sich beide Teile nicht viel und sind - alles zusammengerechnet - in etwa gleich gut, d.h. vollauf solide Unterhaltung und eine bedenkenlose Empfehlung für alle Genrefans. 6/10.

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