Der Unterschied zwischen Grusel- und Horrorfilm erschließt sich dem geneigten Zuschauer nach Ansicht von „Haunted – Haus der Geister“ mit Sicherheit. Statt harter Schockeffekte und lautem Getöse, geht es hier eindeutig einen Gang subtiler zur Sache. Wirkungsvoll bleibt das Ganze trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit trotzdem, so dass dieser schön ausgestattete und sehr klassisch bebilderte Gruselfilm aus England sicherlich in das gehobene Mittelfeld des Spannungskinos gehört.
Psychologe David Ash (Aidan Quinn) ist auf die Aufklärung übernatürlicher Phänomene spezialisiert und soll im Jahre 1925 einen angeblichen Spuk auf dem Landsitz Edbrook Hall untersuchen. Dort leben drei merkwürdigen Geschwister Robert, Simon und Christina zusammen mit der senilen Haushälterin Tess. Zunächst tut Ash die auftretenden Phänomen als Schwindel ab, doch nach und nach werden die Ereignisse immer bedrohlicher, bis der Psychologe dem Geheimnis des Haus auf die Spur kommt.
Haunted Hill bietet oberflächlich alle Zutaten, für einen guten Gruselfilm. Eine äußerst begrenzte Anzahl von Figuren, ein abgeschiedener Landsitz, ein dunkles Familiengeheimnis – klingt alles schwer nach „The Others“ und tatsächlich kommt die finale Auflösung der Geschichte dem Gespensterfilm mit Nicole Kidmann sehr nahe. In Anbetracht der Schlusspointe wirken dann auch alle gezeigte paranormalen Aktivitäten sehr schlüssig und konsequent eingesetzt. Geparrt wird das Ganze mit einer üppigen Ausstattung, die den Flair der 20er Jahre sehr gelungen einfängt und zudem noch für einen leicht morbiden Gothic-Touch sorgen. Die Geschichte an den Anfang des letzten Jahrhunderts zu verlagern, mag zunächst reichlich bieder und langweilig wirken, erweist sich aber insofern als kluger Handgriff, da man so den teilweise merkwürdig agierenden Hausherren und –damen einige Verhaltensweise verzeihen mag.
Aidan Quinn als Geisterjäger bietet eine geeignete Identifikationsfigur, der man sogar für einige Sekunden glaubt, dass die auftretenden Phänomen einen natürlichen Ursprung haben könnten. Mit zunehmender Dauer werden die Ereignisse immer bizarren und, hier zur Kritik des Films, wiederholen sich leider allzu oft. Ständig verschwindet ein weiß gekleidetes Mädchen hinter der nächsten Ecke, überall im Haus bricht plötzlich Feuer aus und Türen verschließen sich auch nicht eben selten von selbst. Hier wären noch weniger Schockeffekte einfach mehr gewesen, da sich die Spannung durch die ständigen Wiederholungen praktisch gleicher Ereignisse schnell abnutzt. Trotzdem dreht Regisseur Lewis Gilbert die Eskalationsspiralen kontinuierlich nach oben, bis man am Ende die etwas offensichtliche, aber nichts desto sehr hübsche Auflösung plus einiger dilettantischer Tricksequenzen serviert bekommt. Darüber hinaus präsentiert der Film eine äußerst freizügige Kate Beckingsale, die sich praktisch in jeder halbwegs passenden Szene ihrer Kleider entledigt und dem aparten Psychologen genauso angetan scheint, wie ihren eifersüchtigen Brüdern. Glücklicherweise bindet der Film diese billigen Schauwerte einigermaßen logisch in seine Geschichte ein und bleibt bis zum Ende durchweg spannend. So mag man das etwas aufgesetzt wirkende aber obligatorische Open End und einige Logikbrüche gegen Ende (welche Rolle spielte die Zigeunerin und der Hausarzt) locker verzeihen und erinnert sich an die wunderschöne Ausstattung und die gelungenen Schock- Verzeihung Gruselsequenzen.
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Das feudal eingerichtete Haus im Stil der zwanziger Jahre